Anastasia Zagorni von der DesignFarmBerlin

Kategorie: Zukunftsköpfe

© designfarmberlin

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Entwickler, Betriebswirtschaftler und Vertriebler – das Gründerteam scheint fertig. Doch weit gefehlt. Anastasia Zagorni, Koordinatorin der DesignFarmBerlin, erläutert gegenüber Projekt Zukunft, wieso auch Designer von Anfang an in einem Startup mitwirken sollten. Der Accelerator unterstützt designbezogene Startups der Weißensee Kunsthochschule Berlin. 

An der DesignFarmBerlin fördern Sie Gründer, die ihr Studium an der Weißensee Kunsthochschule Berlin beendet haben, drei bis neun Monate lang mit einem monatlichen Stipendium. In diesem Zeitraum unterstützt ein Coach die Gründer. Was dürfen sich Teilnehmer von dem Programm erhoffen?

Wir fördern eine sehr übersichtliche, gut ausgewählte Anzahl von Gründern. Dadurch können wir ein maßgeschneidertes Programm bieten, das individuelle Beratung zu wirtschaftlichen Fragestellungen, Vernetzung mit Kooperationspartnern sowie fachliche branchenbezogene Gespräche umfasst. Es gibt schließlich unterschiedliche Modelle des

Gründens: Die Gründung Shortcut fokussiert sich zum Beispiel auf ein konkretes Produkt – die digitale Prothese –, während die Gründung UXFTT von Esther Zahn eher die Kompetenzen im Bereich digitale Mode anbietet. Die Zeit der Förderung, circa neun Monate, ist kurz. Man muss gut überlegen, auf welche Aktivitäten man sich konzentriert.

Können Sie Ihre beiden genannten Modelle des Gründens noch etwas näher erläutern?

Es geht im Wesentlichen darum, dass die Gründer entweder sehr gezielt ein Produkt oder ein Portfolio an Dienstleistungen anbieten.

Und welche speziellen Tipps haben Sie für interessierte Bewerber?

DesignFarm fokussiert sich auf Design-in-Tech-Vorhaben, die bereits ein Proof-of-Concept haben, das heißt erste Muster oder Prototypen sind vorhanden. Die Bewerbungsphase ist in drei Schritte aufgeteilt: Steckbrief, vollständige Bewerbung und ein zweitägiger Workshop mit Vertretern aus der Industrie und Forschung. Wir würden gerne sehen, wie die Bewerberinnen und Bewerber sich mit wirtschaftlichen Fragen auseinandersetzen und wie flexibel sie neue Impulse aufnehmen. Bei den Workshop-Formaten geht es vor allem um den Austausch mit Personen, die schon gegründet haben: Man wird zum Gründen motiviert.

Einer Ihrer Stipendiaten war HALO von Charlotte Dachroth und Ole Jeschonnek. Die Technologie erzeugt im Raum schwebende, dreidimensionale Lichtsphären. Von Projekt Zukunft wurde HALO als CreativeTech-Preisträger gekürt. Welche Rolle spielen solche Aushängeschilder und wie war die Resonanz auf diese Auszeichnung?

Wir haben das Team HALO gefördert –und uns über den Erfolg von HALO gefreut. Nun geht es bei HALO darum, das Produkt auf den Markt zu bringen. Für die Gründungen sind solche Preise auf jeden Fall eine Bestätigung, dass sie an spannenden Produkten arbeiten. Preise erzeugen Medienwirksamkeit und machen Anwendungen wie Halo bekannter.

Wie wichtig ist die interdisziplinär gut aufgestellte Berliner Hochschullandschaft für das Hervorbringen innovativer Produkte und Dienstleistungen und wieso haben gut ausgebildete Designer dabei einen besonderen Stellenwert?

Es ist eine wichtige Komponente des Berliner "Startup-Ökosystems": Interdisziplinäre Gründerteams bestehen oft aus Uni-Kommilitonen, die sich schon jahrelang kennen. Solch eine fachliche sowie persönliche Verbindung hat man im Leben später eher selten. Designer sind in der Lage, technische Innovationen in einen nutzerzentrierten Kontext zu bringen. Sie machen Innovationen greifbar für Nutzer und sollten daher in keinem Team fehlen.

Gibt es weitere Charakteristika, die das Berliner Ökosystem als Innovationsstandort hervorheben?

Grundsätzlich ist das Berliner Ökosystem sehr vielfältig und offen. Wir richten unsere Bemühungen auf die Nachhaltigkeit: Verankerung von Gründungen innerhalb von bestehenden Industrien, Möglichkeiten zur Anschlussfinanzierung, besonders bei kapitalintensiven Vorhaben, und natürlich darauf, die spezifischen Designkompetenzen zum Tragen zu bringen sowie Design-in-Tech auch in Berlin prominent voran zu bringen.

Können Sie bitte zu guter Letzt noch folgenden Satz vervollständigen:

Berlin ist...

...ein RealLabor.

 

Kontakt

Tanja Mühlhans

Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft

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