Dietmar Mühr

Kategorie: Design

Dietmar Mühr ist seit 2004 Vorstandsvorsitzender des Internationalen Design Zentrum Berlin (IDZ). Mit der Neueröffnung in der Reinhardtstraße in Berlin-Mitte hat der Diplom-Designer in dem Verein mit seiner dreißigjährigen Tradition eine Neuorientierung initiiert. Projekt Zukunft sprach mit Dietmar Mühr u. a. über den Design-Standort Berlin und die internationale Aufmerksamkeit für Design aus Berlin.


Was ist für Sie gutes Design?

Diese Frage ist heute sehr schwer zu beantworten! Erwarten Sie objektive Kriterien für die formale Beurteilung von Design - wie etwa Funktionalität, Ergonomie, Lesbarkeit? Diese Kriterien haben sich aufgelöst. Die so genannte "Gute Form" der 50er/60er Jahre gibt es nicht mehr. Design reagiert auf wechselnde Einflüsse, zum Beispiel auf Mode, auf Trends, aber auch auf politische oder wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Bedenken Sie, dass der heutige Designbegriff die Gestaltung der gesamten Umwelt umfasst. Also nicht nur etwa Design von Produkten, sondern auch Design von Kommunikation: von Websites, von Ausstellungen, von TV oder von Fotos. Wer wollte etwa heute sagen, dass ein unscharfes Foto oder ,DSDS' schlechtes Design sei? Ein einziges, objektives Kriterium würde ich gelten lassen: Design geschieht immer im Auftrag eines Kunden. Das Design ist gutes Design, das effektiv die Ziele des Auftraggebers erreicht.

 

Welche Bedeutung hat die Aufnahme in das „Creative Cities Network" und die Auszeichnung „Stadt des Designs" durch die UNESCO für den Standort und die Design-Szene Berlins?

Die Auszeichnung ist wie ein internationales Gütesiegel für Berlin. Es lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Berliner Designszene und auch auf das Erbe Berlins, unsere hundertjährige Design-Geschichte. Peter Behrens hat 1907 mit seinem Projekt für die Berliner AEG das erfunden, was wir heute Corporate Design nennen.


Was zeichnet den Design-Standort Berlin aus?

Nur wenige Städte der Welt weisen eine so vitale Konzentration kreativer Menschen auf wie Berlin. In punkto Ideenreichtum können wir es mit jedem aufnehmen. Der Schwachpunkt ist, es gibt sehr viele - über tausend - kleine und kleinste Büros in Berlin. Diese Struktur ist oft noch nicht in der Lage, die wirklich großen, nationalen und internationalen Designaufträge nach Berlin zu holen.

 

Wird Design in und aus Berlin international stärker wahrgenommen?

Design aus Berlin wird bereits international stärker wahrgenommen, als wir das in Berlin merken. Das wird sich hoffentlich dadurch steigern, dass nun nicht mehr nur eine junge Szene Berlin registriert, sondern auch die älteren, die Professionals, auf das Berliner Designangebot aufmerksam werden.

 

Wie wird sich der Design-Standort Berlin entwickeln?

Bedenken Sie, dass Design und die so genannten Creative-Industries (Musik, Kunst, Werbung) ein wachsender Wirtschaftszweig sind, der für Berlin immer wichtiger wird. Deshalb arbeiten wir alle daran, dass deutsche und internationale Unternehmen ihre großen Jobs in die Berliner Designbüros tragen, dass mit Design aus Berlin zukünftig viel Geld verdient wird. Beispielsweise hat das IDZ, mit Unterstützung von Projekt Zukunft, das Designportal "designszeneberlin.de" online gestellt. Dieses Portal ermöglicht Auftraggebern, durch eine komfortable Suchmaske, den Zugang zur gesamten Berliner Designszene - insbesondere auch zu den kleinen Büros. So wollen wir helfen, Designaufträge nach Berlin zu holen.

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