Dr. Wolfgang Both, Landesinitiative Projekt Zukunft

Wie beurteilen Sie das wirtschaftliche Potenzial der Berliner Sicherheitsbranche?

Mit mehr als 250 Unternehmen, über 40 Forschungseinrichtungen und mehr als 10.000 Beschäftigten stellt die Sicherheitswirtschaft und -forschung in der Hauptstadtregion einen nicht unerheblichen Faktor dar. Berliner und Brandenburger Firmen realisierten, die Fahrzeugkontrolle am Bundeskanzleramt, die Luftüberwachung im Reichstag oder das mobile U-Bahn-Monitoring. Die Bundesdruckerei ist eines der weltweit ersten Unternehmen, das in der Lage ist, den hohen US-Sicherheitsstandards gerecht zu werden. Damit sind auch schon eine Reihe von spezifischen Kompetenzen der regionalen Sicherheitswirtschaft benannt: Biometrie, Sensorik, Videoüberwachung und Bildverarbeitung oder Leittechnik. Neben dem regionalen Markt, der mit den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder bereits dicht besetzt ist, treten zahlreiche Firmen auch im internationalen Markt auf. Wir bemühen uns im Moment um nachvollziehbare Zahlen, da das Segment in der bundesdeutschen Wirtschaftsstatistik nicht extra ausgewiesen wird.

Mit der Errichtung des Online-Portals für die IT-Sicherheitsbranche wurde eine wesentliche Maßnahme im Rahmen der gemeinsamen Strategie für den IT-Standort Berlin umgesetzt. Welche Effekte sind für die Region zu erwarten?

Vor allem mehr Transparenz des heute ohnehin schon breiten Angebots. Uns geht es mit diesem Internetangebot darum, die Kompetenzen sichtbar zu machen, das neue Medium zu nutzen, Lösungen und Referenzen bekannt zu machen und darüber sowohl Kooperation als auch Nachfrage anzuregen. Daher ist der neue Internetauftritt in die Rubriken Anbieter, Forschung, Ausbildung, Netzwerke und Nachfrager gegliedert. Über eine Suchfunktion kann man sich weitere Informationen erschließen. Aber natürlich ist es auch eine Plattform zur regionalen Vernetzung.

Inwieweit wird die Bündelung lokaler Kompetenzen 2008 fortgeführt? Welche Chancen ergeben sich mit dem Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) für die lokale Sicherheitsbranche?

Für das Jahr 2008 stehen zwei große Aktivitäten im Mittelpunkt: zum einen die Vorbereitung einer Bewerbung um ein BMBF-Spitzencluster. Zum anderen eine gemeinsame, länderübergreifende Präsentation der Branche in Brüssel. Wie bereits in vielen Projekten und Netzwerken gute Praxis wollen wir gemeinsam mit Brandenburg einen Rahmen für ein Dialogforum in Europas Hauptstadt entwerfen.

Ob BBI oder andere Großprojekte – ich denke nur an das Riesenrad am Zoo – uns die Chance auf Großaufträge für die regionale Wirtschaft geben, bleibt abzuwarten. Auf der anderen Seite zeigen die bereits angeführten Referenzen in Bauten des Bundes, dass die Berliner Industrie Beiträge anzubieten hat. Somit kann das Internetportal uns helfen, die Generalauftragnehmer auf die Kompetenzen aufmerksam zu machen.