Harry W. Kutzner

Kategorie: Breitband

Die WTG Westfälische Telefon-Gesellschaft Wilhelm Schütze mbH wurde 1913 in Münster/Westfalen gegründet. Heute ist das Unternehmen am Standort Berlin unter dem Dach der WTG Communication AG mit dem Sitz der Geschäftsführung und 65 Mitarbeitern vertreten. Bundesweit sind in der WTG-Unternehmensgruppe an neun Standorten insgesamt über 150 Mitarbeiter beschäftigt. Die WTG Communication AG ist in ihrem Kerngeschäft, der Informations- und Kommunikationstechnologie, herstellerunabhängiger Anbieter von Sprach- und Datenkommunikationslösungen mit den Schwerpunkten auf Call Center-Anwendungen und IT-Sicherheitslösungen, zudem steht WTG für Sicherungstechnik und Leitstellentechnik. Eingebunden in ein Partnernetzwerk, bestehend aus u. a. dem amerikanischen Telekommunikationskonzern Avaya, Siemens, 3Com und Cisco, zählen Unternehmen aller Branchen, Behörden, Banken, Hotels, aber auch Krankenhäuser zu den Kunden des ITK-Dienstleisters.

Neben Gerrit F. Schütze, der das Familienunternehmen in dritter Generation vertritt, ist seit Anfang 2006 Harry W. Kutzner Vorstand der WTG Communication AG. Der Betriebswirt ist seit dreißig Jahren in Führungspositionen in der freien Wirtschaft, darunter der Telekommunikationsbranche, tätig. Bei der WTG Communication AG hat er die Geschäftsfelder Informations- und Kommunikationslösungen, Sicherungstechnik und Leitstellentechnik in einem zusätzlichen Tätigkeitsfeld, dem Facility-Management, gebündelt. Projekt Zukunft befragt Harry Kutzner zu den Meilensteine und Perspektiven der WTG AG in Berlin und über die Zukunft der IT-Sicherheitsbranche in Deutschland.

Welche Rolle spielt das neue Geschäftsfeld Facility Management im Unternehmen?

Mit unserem neuen Angebot „Management Services Facility“ wollen wir das Rad nicht neu erfinden, sondern die in der WTG-Unternehmensgruppe vorhandenen Kompetenzen bündeln und für die Kunden nutzbar machen. Die Vorteile einer Vernetzung von Informations- und Kommunikationstechnologie und Sicherungstechnik haben sich aus den Kernkompetenzen der WTG ergeben. Wenn wir die Komplexität eines Gebäudes betrachten, von der IT-Infrastruktur, über die Telefonanlage, bis hin zum Schutz besonders sensibler Bereiche im Gebäude und den Einbruch- und Brandschutzaspekten, so können wir im Zusammenspiel unseres Know-hows eine individuelle Komplettlösung anbieten. In der Beratung berücksichtigen wir die im Gebäude vorhandenen technischen Standards, bevor wir eine neue Infrastruktur aufsetzen. Bei der Ausstattung mit einer modernen IT-Infrastruktur berücksichtigen wir alle relevanten Aspekte, angefangen bei der Auswahl der passenden Hard- und Software, der passenden Internetanbindung mit Berücksichtigung von IT-Sicherheitsaspekten, über die Administration bis hin zu Support, Wartung und Pflege.

Wo bisher die Kunden mit bis zu sieben verschiedenen Gewerken verhandeln müssen, können wir die gesamte Service- und Informationstechnik aus einer Hand  anbieten und bleiben dabei der einzige Ansprechpartner, über den alles abgewickelt wird.  Zusätzlich bieten wir auch die entsprechende Gebäudesicherheit von der Zugangskontrolle über Brandmelder bis hin zur Einbruchmeldeanlage. Damit gehören wir zu den ersten mittelständischen Unternehmen, die eine solche Komplettlösung im Großen realisieren können.

Der Gesamtumsatz des Sicherheitsmarkts in Deutschland betrug 2003 rund 10 Milliarden Euro. Den größten Anteil hatten Bewachung und Dienstleistungszentren, weniger IT-gestützte Sicherheitslösungen. Ist seitdem ein Trend für marktfähige IT-Sicherheitsprodukte erkennbar?

Nach unserer Erfahrung ist in den letzten Jahren ein Anstieg in der Nachfrage IT-gestützter Sicherheitssysteme erkennbar. Denken Sie nur an den Einsatz sogenannter „SmartCards“ zur Authentifizierung von Personen, die den Zugang zu bestimmten Gebäudeteilen gestattet oder verwehrt, etwa in Krankenhäusern oder Regierungsgebäuden. Insgesamt ist die Sensibilität für den Einsatz von Sicherheitstechnik gewachsen, sei es im Bereich der Videoüberwachung oder im Ausbau von Leitstellen bei Polizei und Feuerwehr. Dabei ist auch eine wachsende Vernetzung unterschiedlicher Systeme zu beobachten, etwa bei Kontrollmechanismen, aber auch im Einzelhandel mit dem Einsatz intelligenter Kassensysteme. Nach meiner Prognose wird sich der Sicherheitsmarkt noch erheblich steigern. Dennoch hat Deutschland hier Nachholbedarf – in den USA und Großbritannien ist der Markt wesentlich weiter entwickelt.

Wie ist die Berliner Sicherheitsbranche aufgestellt?

In Berlin ist die Branche gut aufgestellt. Nicht zuletzt wegen der engen Verzahnung der Universitäten und Forschungseinrichtungen mit den Unternehmen in der Stadt. Insgesamt ist die Branche in Berlin klein- und mittelständisch geprägt, allerdings auf einem sehr hohen Niveau: In kaum einer anderen Stadt in Deutschland sind so viele Unternehmen ansässig, die fast die gesamte Bandbreite der nachgefragten IT-Sicherheitsprodukte und Dienstleistungen im Einzelnen anbieten können. Als Hauptstadt ist Berlin natürlich Sitz zahlreicher Bundesbehörden und Botschaften, die alle einen hohen Bedarf sowohl an einer sicheren IT-Infrastruktur als auch an Gebäudesicherheitssystemen haben. Das Thema IT-Sicherheit wird in Berlin in Zukunft sehr an Stellenwert gewinnen.

Was gab nach 1945 den Ausschlag für die Standort-Entscheidung? Was waren die Meilensteine am Standort Berlin?

Die Folgen des Zweiten Weltkrieges mit Kaltem Krieg und Mauerbau und damit verbunden dem Niedergang Berlins als Industriestandort sind in der wirtschaftlichen Situation der Stadt bis heute spürbar. Viele Unternehmen von Weltgeltung haben die Stadt Richtung Westen verlassen. Bei der WTG war es umgekehrt: Im westfälischen Münster von Wilhelm Schütze gegründet, startete der Sohn des Firmengründers, Werner Schütze, nach 1945 neu in Berlin. Seitdem ist Berlin Hauptsitz des Unternehmens der Kommunikationsbranche, Münster wurde später als Zweigwerk reaktiviert. Die Standortentscheidung war eine politische Entscheidung für Berlin. Denn für den Inhaber war damit auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verbunden: Es galt in der Wiederaufbauzeit Flagge zu zeigen und den Aufbau der Stadt konstruktiv zu begleiten.

Der Wegfall der Berlin-Subvention hat die Standort-Entscheidung nie in Frage gestellt. Wir waren einer der ersten Mittelständler, der sich in Berlin positioniert hat. Maßgeblichen Anteil hatte die WTG an der Errichtung der neuen Schering-Gebäude in Berlin-Wedding in den 70er Jahren, die Landesbank Berlin unterstützten wir in den 80er Jahren mit dem Aufbau des Filialnetzes der Sparkasse. Das neu errichtete Jüdische Museum stattete die WTG mit einer Brandmeldeanlage (BMA) aus. Jüngste Großkunden wie Air Berlin oder den Internetprovider Strato AG beraten wir ebenso in allen Prozessen der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Wo und wie werden Sie sich in der nächsten Zeit in Berlin engagieren?

Beim Ausbau des Großflughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) werden wir dabei sein. Unsere Kompetenzen bringen wir in das gerade gegründete Kooperationsnetzwerk Security and Safety made in Berlin-Brandenburg (SeSamBB) ein. Hier engagiere ich mich auch persönlich. Der Großflughafen wird eines der wichtigsten Projekte Berlins für die nächsten Jahre sein.

Mit der Gewinnung neuer Aufträge werden wir unseren Standort ausbauen und auch Arbeitsplätze schaffen. Zudem werden wir weitere Ausbildungsplätze schaffen. Die von uns ausgebildeten IT-Systemkaufleute und IT-Systemtechniker werden zum großen Teil auch übernommen.

Zusammen mit unseren wichtigsten Partnern, Avaya und Siemens, haben wir einen Ausbildungsverbund geschaffen. Die erfolgreiche strategische Partnerschaft zwischen Avaya und der WTG besteht seit 1990 und hat sich im Laufe der Jahre vertieft. Die WTG Communication AG kann in ihrem Ausbildungsangebot auf den Avaya-eigenen Studiengang zugreifen. Dieser bietet in Verbindung mit drei Fachhochschulen eine Hochschulausbildung zum Assistenten für Betriebsinformatik. Diese Synergien sind auch für die Ausbildung in unserem Unternehmen von Nutzen, wenn es darum geht, die Kompetenzen in den Bereichen Wartung und Konfiguration zu optimieren.

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