Norbert Tillmann

Kategorie: Mode

Gemeinsam mit Anita Bachelin ist Norbert Tillmann Managing Director bei der Berliner Premium Exhibitions. Und mit dem Attribut „Modemessenmacher" wäre seine Arbeit nur ungenügend beschrieben. Der 45-jährige Textilkaufmann organisiert Mode in und für Berlin und ist für den Erfolg der Modebranche in Berlin mitverantwortlich. Nach dem heißen Mode-Januar mit gleich fünf Messen in einer Woche erklärt Norbert Tillmann im Interview, welches die wahre Modehauptstadt in Deutschland ist und was er sich von der Politik wünscht.

 

Was macht die Premium Exhibitions für die und in der Modewelt?

Die Premium Exhibitions GmbH organisiert seit Januar 2003 diverse Ausstellungs- und Orderplattformen im Bereich hochwertiger Mode und Lifestyleprodukte in Berlin. Mit der Premium (hochwertige Sportswear und Designer Jeans), Premium+ (Internationale Designer), dem Salon Berlin (new women's and men's wear), der To Shoe (exklusive Schuhe, Accessoires und Schmuck) und der Femmes+ (exclusive women's wear) hat die Premium Exhibitions Gmbh Veranstaltungen geschaffen, mit denen Berlin in kürzester Zeit zur international relevanten Modemetropole avancierte.
Wichtig ist dabei das „heimische" Berliner Potenzial, um das wir uns besonders kümmern. Premium ist die einzige Ausstellungsgesellschaft, die sich aktiv um den Nachwuchs kümmert und jungen Linien eine Chance und Unterstützung gibt!

 

Welche wirtschaftliche und ästhetische Bedeutung hat Berlin als Standort für die Modebranche?

Da wir kaum mit größeren Industrieansiedlungen in und um Berlin rechnen dürfen, sind Messen, Kongresse und Events aus wirtschaftlicher Sicht lebenswichtig. Berlin bietet eine wunderbare Infrastruktur – eine Vielzahl von Hotels, Restaurants und jede Menge Kultur. In ästhetischer Hinsicht verkörpert Berlin Jugendlichkeit und die damit verbundenen Attribute wie keine andere Metropole der Welt – Berlin ist roh und ungezähmt, laut und disharmonisch – ein willkommener Gegensatz zu den „alten" Modemetropolen wie Paris und Mailand. Berlin ist das zeitgenössische Gesicht der Mode – ein Flickenteppich verschiedener Stilrichtungen, eine belebende Collage aus Gegensätzen.

Wo liegt sie denn nun, die Modehauptstadt Deutschlands? Am Rhein oder an der Spree?

Selbstverständlich an der Spree – wollen wir nicht vergessen, das die Igedo von Berliner Konfektionären gegründet wurde. Nicht nur historisch gesehen gebührt Berlin dieser Platz, sondern weil das Ausland es so sieht. Düsseldorf versus Berlin ist ein rein nationales Thema – im internationalen Zusammenhang stellt sich niemand diese Frage – kein relevanter Einkäufer aus New York, London oder Tokio würde jemals nach Düsseldorf gehen.

 

Nach der Euphorie melden sich auch Stimmen der Kritik. Wie geht es weiter mit der Mode aus und in Berlin?

Da wir in Deutschland sind, gab es schon vor der Euphorie Kritik, die stört uns allerdings wenig! Wir arbeiten hart daran, Berlin als Modemetropole zu etablieren und versuchen jede Saison, ein neues Projekt zu starten, damit die Entwicklung in diesem Bereich nicht ins Stocken gerät. Es bedeutet sicherlich noch eine Menge Anstrengungen, doch die Euphorie des Auslands ist nach wie vor ungebrochen und gibt uns auch weiterhin Mut und Energie.

 

Die Mode ist ein Teil der creative industries und damit ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Stadt. Sehen sie die Gefahr, dass ihr – wie auch anderen innovativen neuen Branchen (IT, TK, Musik) – nach dem Hype ein Absturz droht?

Wenn es nur Hype ist, dann ist der Absturz selbstverständlich vorprogrammiert. Aber wir betrachten unser Tun auch nicht als Hype, noch den Output – wir schaffen eine verlässliche Struktur für Aussteller wie Einkäufer und übernehmen Verantwortung für die Branche und den Standort Berlin.
Außerdem arbeiten wir mit diversen Firmen an Showroom-Ansiedlungen, um dauerhaft Business in der Stadt zu generieren.

 

Am 22. Februar 2005 veranstaltet Projekt Zukunft gemeinsam mit dem Inforadio eine Podiumsdiskussion zum Thema Mode aus Berlin. Auf dem Podium wird Wirtschaftsstaatsekretär Strauch neben Ihnen sitzen. Welche Aussagen wünschen Sie sich von ihm?

Ich wünsche mir, dass Wirtschaftsstaatssekretär Strauch ein städtisches Interesse bezüglich des Modestandortes Berlin signalisiert. Die Stadt sollte deutlich machen, dass sie Mode als einen potenten Wirtschaftszweig und allerfeinstes Stadtmarketing begreift und bereit ist, eine städtische Einrichtung zu schaffen, die Fragen, Genehmigungen etc. bezüglich zukünftiger Modeveranstaltungen zügig und kompetent regelt, damit diese Industrie in Berlin eine reiche Zukunft hat

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