Ruth Lemmen: Womenize! Tech, Digital Business and Media

Kategorie: Digitalwirtschaft

© Ruth Lemmen

Womenize! ist ein Aktionstag für Frauen im Bereich Tech, IT, Startups und Medien. Wie ist die Idee entstanden? Was sind die Ziele und die genaue Zielgruppe?
Michael Liebe, der Mitbegründer von Womenize!, und mir ist klar, dass der Fachkräftemangel ein riesiges Thema für diese Branchen ist, welches die Unternehmen schon seit geraumer Zeit umtreibt und aufgrund der demographischen Entwicklung auch zukünftig beschäftigen wird. Deshalb wollen wir mit „Womenize! Tech, Digital Business and Media“ ein Veranstaltungsformat anbieten, dass eine Plattform für Rekrutierung, zum Netzwerken und zum Informationsaustausch bietet. Aus unserer beruflichen Erfahrung wissen wir auch, dass Frauen in den Tech-Branchen in der Regel unterrepräsentiert sind, obwohl es viele kreative und talentierte Frauen auf dem Arbeitsmarkt gibt. Talentierte Fachkräfte können sich ihrerseits die Unternehmen aussuchen, für die sie tätig werden. Deshalb sollten sich auch die Unternehmen bewegen und ihren zukünftigen Mitarbeiterinnen ein attraktives Umfeld bieten, das nachhaltige Entwicklungschancen und eine angemessene Förderung beinhaltet. Der Fachkräftemangel wird nur zu kompensieren sein, wenn zukünftig auch verstärkt Frauen angesprochen werden. Womenize! soll hier eine Brücke zwischen den Unternehmen der digitalen Branchen und den weiblichen Talenten bauen. Wir haben uns sehr gefreut, dass die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung/Projekt Zukunft das Potenzial der Veranstaltung erkannt hat und unser Projekt fördert.

Womenize! ist die Fortschreibung des Girls’ Day für eine ältere Zielgruppe und spricht junge Frauen an, die im Studium oder am Ende ihres Studiums stehen und eine Karriere in den digitalen Branchen starten wollen. Genauso zählen weibliche Jungunternehmerinnen oder Frauen, die das einmal werden wollen, aber auch Quereinsteigerinnen und Frauen, die sich beispielsweise nach einer Pause beruflich neu orientieren möchten, zu unserer Zielgruppe sowie Unternehmen der digitalen Branche, die zukünftig verstärkt auch Frauen einstellen möchten. Es geht uns primär darum, den Unternehmen eine Möglichkeit zu bieten, ihren Fachkräftemangel kompensieren zu können und ihre Unternehmenskultur so gestalten zu können, dass auch Frauen in ihren Karrieren nachhaltig gefördert werden. Wir wollen jungen Frauen Karrieremöglichkeiten aufzeigen und in Workshops gezielte Informationen, Ratschläge und Coachings anbieten. Studien haben belegt, dass die jungen Leute – und dies betrifft nicht nur die Frauen – bei ihrer Berufswahl sehr stark noch bei den traditionellen Berufsbildern verhaftet sind, obwohl es sich um die Generation der sogenannten „Digital Natives“ handelt. Zudem benötigen Frauen Vorbilder, um ihre Karrieren nachhaltig voranzutreiben und diese werden wir ihnen bei Womenize! Vorstellen, mehr als das: Sie können mit ihnen ins Gespräch kommen, sich vernetzen und sich beraten lassen.


Was dürfen die Teilnehmerinnen am Aktionstag Womenize! erwarten?

Der Aktionstag besteht aus drei Säulen – es gibt einen Rekrutierungsbereich, wo Unternehmen sich präsentieren und mit den Teilnehmerinnen ins Gespräch kommen können. Darüber hinaus gibt es einen Konferenzbereich, der Themen wie Mentoring für Frauen, Jobprofile und Unternehmenskultur diskutiert. Frauen wie Reine Abbas, die zu den 100 einflussreichsten Frauen der internationalen Gamesbranche zählt und im Libanon ein eigenes Entwicklungsstudio leitet, oder Nicole deMeo, die schon mit Steve Jobs bei Apple zusammengearbeitet hat und seit über 20 Jahren im Silicon Valley aktiv ist, stellen sich und ihre Arbeit vor. Außerdem wird es Workshops zu Themen wie Unternehmensgründung, Arbeitgeberbranding, Weiterbildungsangebote und Bewerbungstipps geben. Das Programm ist in Englisch, weil hervorragende Englischkenntnisse für eine Arbeit in den digitalen Branchen eine Grundvoraussetzung darstellen – auch in den Unternehmen, die ihren Sitz in Deutschland haben, wird oft Englisch gesprochen, weil die Teams international zusammen gesetzt sind. Wir rechnen mit ca. 150 internationalen Teilnehmerinnen und freuen uns sehr, dass wir durch die Kooperation mit dem Projekt BERLIN meets POLAND oder der Bahçeşehir University in Istanbul bereits europäische Teilnehmer gewinnen konnten. Interessierte Männer sind natürlich auch willkommen.

In den Bereichen IT, Games und digitale Wirtschaft sehen sich Frauen häufig größeren Herausforderungen gegenübergestellt als ihre männlichen Kollegen. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen? Wo sehen Sie noch Stärkungsbedarf? Wie kann hierbei ein Tag wie Womenize! helfen?
Oft fängt es schon bei den Stellenausschreibungen an – wenn eine Frau nur 50 Prozent des gewünschten Profils abdecken kann, wird sie sich eher nicht auf den Job bewerben. Frauen tun sich mit dem Mut zur Lücke offenbar schwerer. Mit den gleichen Voraussetzungen gehen Männer ganz selbstbewusst in das Bewerbungsgespräch und „verkaufen“ sich als die ideale Person für die entsprechende Position. Diese Problematik lässt sich weiter durchdeklinieren – vom Bewerbungsgespräch, zu den Gehaltsverhandlungen über den Karriereausbau bis hin zur eigenen Firmengründung – oftmals mangelt es an Mut und Selbstbewusstsein. Stärkungsbedarf gibt es aber sicherlich auch im Bereich „Netzwerken“ und „Sichtbarkeit“. Frauen sollten lernen, ihre Netzwerke auf- und auszubauen, zu pflegen und aktiv zu nutzen. Hierbei kann es durchaus hilfreich sein, von der traditionellen Trennung von Privatleben und beruflichem Netzwerk Abstand zu nehmen. Das gilt online wie offline. Die eigene Selbstdarstellung im Netz, die Pflege und Schärfung des eigenen Profils in Businessnetzwerken wie LinkedIn oder Xing, aber auch auf Facebook und Twitter ist heutzutage unerlässlich, da das Internet quasi als Online-Visitenkarte fungiert. Zu beiden oben genannten Themen werden wir bei Womenize! gezielte Workshops anbieten, außerdem aber auch zu Themen der Gestaltung von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf. Für die Unternehmen der digitalen Wirtschaft stellt es eine große Chance dar, wenn sie sich entsprechend positionieren und ihre Unternehmenskultur dahingehend gestalten, dass sie für Frauen attraktiv ist – Arbeitgeberbranding heißt hier das Zauberwort und hierzu wird es bei der Womenize! ebenfalls interessante Diskussionen und Workshops geben. Die Unternehmen können sich hierdurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, denn Studien zeigen, dass Unternehmen mit heterogenen und divers aufgestellten Teams erfolgreicher sind. Das betrifft natürlich nicht nur die Geschlechter, sondern auch andere Aspekte wie Nationalität, Religion, Alter etc.

Was raten Sie gründungswilligen Frauen und frauengeführten Startups?
Zunächst ist es sicherlich unerlässlich, den Markt zu analysieren und eine innovative und nachhaltige Businessidee zu entwickeln. Generell ist es dabei wichtig, sich Unterstützung zu holen, beraten zu lassen, sich mit anderen erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern auszutauschen, sich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn es nicht gleich beim ersten Anlauf klappen sollte, ein breites Netzwerk zu haben und zu pflegen, aber auch mutig zu sein. Gründer sollten selbstbewusst auftreten, sich für ihre Ziele engagieren und am Ball bleiben. Der Wille zum Risiko ist dabei so unerlässlich wie der gute Businessplan. Gründen zu wollen heißt auch Scheitern zu können und sich von diesem Szenario nicht kleinkriegen zu lassen. Auch zu diesen Themen werden wir Angebote im Workshop-Programm haben: Wir freuen uns, dass wir eine Kooperation mit dem Europäischen Netzwerk zur Förderung von Unternehmerinnen im Webbereich „WeHubs“ eingehen konnten. Es wird eine Podiumsdiskussion mit erfolgreichen weiblichen Business Angels und weiblichen Gründerinnen geben, von der ich mir viele Impulse erhoffe. Hier sollen die Herausforderungen und Hürden, aber auch die Chancen genauer beleuchtet werden, die bei der Gründung und Finanzierung von Startups zu berücksichtigen sind. Ebenso erfreulich sind die Kooperationen mit den Berlin Geekettes, Edition F, Hauptstadtmutti, Witas – Women in Tech and Startups, WeFound und den zahlreichen anderen Initiativen in Berlin und Europa, die sich für das Thema einsetzen.

Berlin ist…
…der Hot Spot für dynamische, kreative und technikaffine Talente und Unternehmen. Die Internationalität der Hauptstadtregion ist in Deutschland einzigartig und ist einer der wichtigsten Faktoren für den aktuellen Boom. Firmen aus Asien, Europa und USA kommen hierher, um ihre Europazentralen zu gründen oder Entwicklungsstandorte aufzubauen, immer mit dem gleichen Argument: Es ist leichter, neue Talente nach Berlin zu locken als in andere europäische Metropolen. Die Lebensqualität ist einfach unschlagbar. Hinzu kommt die Vielzahl attraktiver Arbeitgeber, sodass es für Jobsuchende relativ risikofrei ist, einen bestimmten Job anzunehmen. Falls die Kombination nicht passt, gibt es auch weitere gute Möglichkeiten. Zudem ist Berlin extrem gut vernetzt. Die Startup-, Tech- und Gamesbranche sowie Film- und Medienwirtschaft bekommen von den diversen Institutionen, wie der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Projekt Zukunft, media.net berlinbrandenburg, Berlin Partner, Medienboard Berlin-Brandenburg, Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e. V. (BIU), Startup Germany e. V., Tech Open Air Berlin (TAO), Silicon Allee etc., eine Vielzahl von Events und Networking Möglichkeiten geboten, die eine Dynamik hervorrufen, die ihresgleichen sucht.

Ruth Lemmen
ist als Beraterin für Veranstaltungsmanagement, Marketing, Kommunikation und Produktentwicklung in der Games- und Medienbranche tätig, Expertin für die Europäische Kommission und Mitglied im Beirat der Quo Vadis – create.game.business, der Entwicklerkonferenz. Zuvor war Lemmen für den BIU - Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e. V. in den Bereichen Projektmanagement und als Referentin für Medienkompetenzthemen und Serious Games tätig. Zudem war sie als selbstständige Projektmanagerin und Beraterin in zahlreiche europäische Projekte involviert und erwarb erste Erfahrungen mit der Games Branche bei dem Entwicklungsstudio TERRATOOLS, wo sie für die Bereiche PR, Marketing und Sales zuständig war. Nach ihrem Studium, das die Romanistin in Berlin, Paris und Mexico-City erfolgreich absolvierte, leitete Ruth Lemmen zunächst für drei Jahre die PR- und Marketingabteilung eines Potsdamer Postproduktionshauses, das Visual Effects für Kino und Fernsehen produzierte.

Kontakt
Booster Space UG
Ruth Lemmen
Weinbergsweg 6
10119 Berlin
Tel.: +49 30 208 497 74
E-Mail: action@womenize.de
www.womenize.de

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