Sigram Schindler

Kategorie: Breitband

Seit Anfang der 1970er Jahre ist Prof. Dr. Ing. Sigram Schindler ordentlicher Professor für Betriebs- und Kommunikationssysteme (Informatik) an der Technischen Universität Berlin. 1983 gründete er die Teles GmbH und brachte das Unternehmen 1998 an die Börse. Heute ist der Teles-Konzern mit über 400 Beschäftigten unter anderem einer der größten Web-Hoster: Etwa ein Drittel aller Websites mit der Endung ".de" werden durch Tochterunternehmen des Konzerns, allen voran die Strato AG, gehostet. Projekt Zukunft sprach mit Professor Schindler über wichtige Stationen in der Unternehmensgeschichte und die Vorteile Berlins als Wissenschaftsstandort.


Im vergangenen Jahr konnten Sie 20jähriges Firmenjubiläum feiern. Was sind die wichtigsten Stationen in der Unternehmensgeschichte?

Nach der Firmengründung 1983 war es zunächst die Tatsache, dass wir von 1984 bis 1991 einer der Marktführer im innovativen Marktsegment "BTX-Systeme" waren. Dann waren wir von 1991 bis 1998 einer der Marktführer im innovativen Marktsegement "ISDN-Karten". In all diesen Jahren waren wir zwar fremdfinanziert, aber profitabel. Die nächste wichtige Station war das "Private Placement" eines Teils der Teles. Fortan gab es keine Kapital-Engpässe mehr, das heißt, es bestand eine volle Eigenkapitalfinanzierung. Die nächsten wichtigen Stationen waren im Jahr 1998 der Börsengang und der Umstand, dass wir einer der Marktführer im innovativen Marktsegment "Webhosting" geworden sind. In den Jahren 2000 und 2001 war es der Turn-around aufgrund des allgemeinen Verfalls der Bedeutung der Telekommunikationstechnik für die Wachstumsmärkte. Dies ging mit einer Reduktion des Umsatzes von fast 150 Millionen Euro um über 50 Prozent einher. In den Jahren 2002 und 2003 war es der Beginn der Fortführung des Aufstiegs, insbesondere der Anstieg des Vorsteuerergebnisses 2003 auf rund 14 Millionen Euro.

 

Die Unternehmensgründung erfolgte, als Sie eine Professur im Fachbereich Informatik der TU Berlin innehatten. Einige Ihrer damaligen Studenten wurden ihre ersten Mitarbeiter. Welche Vorteile als Wissenschaftsstandort bietet Berlin jungen Gründern heute?

Grundsätzlich zwar die gleichen Vorteile: Die Verfügbarkeit qualifizierter Uni-Absolventen. Diese sind heute aber keineswegs besser "wirtschafts-/wettbewerbstauglich" als damals, eher noch weniger. So wichtig die Universitäten für junge Unternehmensgründer zweifelsfrei auch sind: Das universitäre Akademiker-Output scheint leider immer weniger der Erwartungshaltung der Wirtschaft zu entsprechen. Academia - nein, die sie tragende Gesellschaft - sollten hier unbedingt und schnell und ganz deutlich eine Kurskorrektur vornehmen. Junge Gründer haben es sonst unnötigerweise noch viel schwerer, als es für sie ohnehin ist, im Wettbewerb auf die Dauer zu bestehen. Nach einer solchen Kurskorrektur könnte aus einem Wissenschaftsstandort innerhalb einer Generation auch wieder ein Wirtschaftsstandort Berlin werden - die Bay Area und viele andere Regionen in USA, Indien und China haben es vorgemacht.


Die Teles-Tochter Strato AG nahm in Berlin ein zweites Hochleistungsrechenzentrum in Betrieb. Welche Bedeutung hat das Berliner Rechenzentrum, neben dem bestehenden in
Karlsruhe, für die Positionierung Ihres Unternehmens?

Mittelfristig wollen wir hier eine "Server Farm" mit unter anderem 20.000-30.000 Servern hochziehen. Das dürfte eines der leistungsstärksten Rechenzentren in Deutschland werden. Zur alltäglichen technischen Betreuung eines solchen Cyber-Centers benötigt man gar nicht so viele "smart hands" - unter Arbeitsplatz- und Einkommensgesichtspunkten viel interessanter an ihm sind die unterschiedlichen Entwicklungsmannschaften in seinem Umfeld. Leider kann ich dies nicht weiter ausführen ohne unsere Wachstumsstrategie der Öffentlichkeit und unserem Wettbewerb mitzuteilen, was sehr dumm wäre. Ich bitte hier also um Verständnis für mein beredtes Schweigen.

 

Als einer der größten deutschen Internet-Dienstleister ist die Teles AG hochprofitabel und im TecDAX anerkannt. Haben Sie angesichts dieser Erfolge noch Visionen? Welche Unternehmensziele gilt es noch zu erreichen?

Wie Sie meinen einleitenden Bemerkungen entnehmen können, verstehen wir uns ganz gut auf das Geschäft "einer der Marktführer" in Wachstumsmärkten zu werden. Mit dem wirtschaftlichen Bedeutungsgewinn des Internet - er setzt gerade erst ein, seine Leitideen sind "Voice over IP (VoIP)-Telefonie", E-Business, flächendeckende Breitband-Internet-Zugangsdienste, womöglich auch WebLearning - werden die Internet-Karten eigentlich ganz neu gemischt. Unsere Unternehmensziele liegen in diesen anstehenden Boom-Bereichen. Wozu brauchen wir da noch Visionen - wir sprechen von ganz konkreten Geschäftszielen. Es gab Erfolgsunternehmen in der Vergangenheit und es wird auch in der Zukunft welche geben - und wir waren eines in der Vergangenheit und wollen es auch in Zukunft bleiben. Erfolg macht erfolgssüchtig - und das ist auch gut so, wie ein Berliner Bürgermeister sagte. Und ein bisschen stolz sind wir da auch auf Berlin.

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