Silvia Kadolsky

Kategorie: Mode

1994 eröffneten Silvia Kadolsky und Dorothea Beisser, Eigentümerinnen der internationalen Modeschule ESMOD, den Standort in Berlin. Die erste Außenstelle der französischen Mutterschule - weltweit gibt es 20 Esmod-Modeschulen - wurde 1989 in München gegründet. Die Modeschule bildet den Beruf des Stylisten (Modedesigner) und den des Modelisten (Modellmacher) aus. Neben den vermittelten theoretischen Grundlagen ermöglichen Berufspraktika, Seminare und Workshops mit Modefirmen einen praktischen Einblick in die Welt der Modebranche vom ersten Ausbildungsjahr an. Allein in Berlin haben sich rund 40 Esmod-Absolventen als Designer und Modellmacher selbstständig gemacht. Darunter sind die Labels Sisi Wasabi, Penkov, Kaviar Gauche und Macqua.

ESMOD bezog im letzten Jahr neue, größere Räume in Berlin-Kreuzberg. Was macht den Erfolg Ihrer Schule aus?

Die Erweiterung von ESMOD ist auch auf die nachhaltige Anfrage nach Ausbildungsplätzen an unserer Schule zurückzuführen. Die Attraktivität einer praxisbezogenen Ausbildung ist seit 14 Jahren stetig gewachsen. Mit nur 14 Schülern starteten wir im September 1993 und unterrichten heute 190 junge Damen und Herren in drei Ausbildungsjahrgängen. Mit 14 festen Mitarbeitern sowie 15 freiberuflichen Dozenten konnten wir auch in Berlin stetig neue Arbeitsplätze schaffen. Dank unserer nationalen und internationalen Kontakte in die Modebranche können wir auf eine intensive Zusammenarbeit mit Professionellen zurückgreifen und diese zum Vorteil für unsere Schüler nutzen.

Ihre Absolventen wurden international ausgezeichnet, wie zuletzt Bernadett Penkov. Viele Ihrer über 300 Absolventen wagten den Weg in die Selbstständigkeit. Was geben Sie Ihren Absolventen, die sich in der hart umkämpften Modebranche behaupten müssen, mit auf den Weg?

Ich versuche ihnen vielerlei mitzugeben. Vom Professionellen sind es Neugierde, Mut zur Innovation, Disziplin und Zusammenarbeit. Vom Menschlichen ist es die Ermutigung über sich hinaus wachsen zu wollen, sich Herausforderungen zu stellen, Kritikfähigkeit an der eigenen Arbeit und Integrationsfähigkeiten zu entwickeln. Und schließlich zu sich "selbst" kommen und alten Ballast abzulegen.

Die Mode ist in Berlin angekommen. Präsentationen von Designern aus aller Welt, die jetzt wieder in Berlin stattfindenden Messen "Premium" und "Bread & Butter" sorgen für internationale Aufmerksamkeit. Was macht Berlin richtig und was kann noch erreicht werden?

Berlin ist eine sehr kreative Stadt. Nicht ohne Grund ist sie von der UNESCO zur Stadt des Designs ausgezeichnet worden. Viele Modedesigner und auch internationale Firmen zieht es in diese unglaublich lebendige Stadt, doch wir machen einiges verkehrt. Angefangen mit den wichtigen Modemessen, welche bis dato nicht in der Lage sind, sich gemeinsam zu präsentieren. Bread & Butter Berlin (B&B) hat die Messelandschaft ungemein verunsichert und kann es sich leisten, diesen "Faux Pas" in Berlin zu schlucken, da B&B Barcelona gut dasteht. Jedoch sind wir, die wir seit Jahren versuchen, den Standort Berlin in Bezug auf Mode voranzutreiben und Messen im In- und Ausland hochloben, enttäuscht über oft impulsive Entscheidungen, die Einkäufer sowie Medienvertreter und Professionelle der Modebranche verunsichern. Wir stehen jedoch hinter allen Akteuren, welche sich in Berlin und für Berlin engagieren und auch bereit sind, Risiken zu tragen.

Mit Premium Exhibition ist ein guter Partner geblieben. Hoffentlich besinnt sich B&B in Berlin auf seine Wurzeln, das Denim Geschäft, und damit die so wichtige Nische, die hier fehlt. Hoffen wir alle, dass die neue Messe „B&B Kraftwerk“ diese Kriterien erfüllen wird.

Zusätzlich sollten mehr Chancen für Jungdesigner auf internationalen Modeschauplätzen ermöglicht werden wie z. B. Tranoi, Rendezvous, London Fashion Week, New York Fashion Week. Erstmals sind die ausländischen Einkäufer bereit, junge Kollektionen einzukaufen, da können die deutschen Einzelhändler noch viel lernen. Lediglich die Galeries Lafayette Berlin mit ihrem Labo Mode unter der Ägide von Thierry Prevost und in Kooperation mit ESMOD Berlin gibt jungen Designern die Möglichkeit, dort, oft zum allerersten Mal, ihre Kreationen einem internationalen Publikum zu präsentieren und zu verkaufen.

In Berlin gibt es eine Reihe von renommierten Modeschulen und Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Modebereich. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den Ausbildungsstätten aus? Was würden Sie sich wünschen?

Außer zur Universität der Künste haben wir leider keinen Kontakt mit anderen Ausbildungsstätten, was wir außerordentlich bedauern. Interessante Gespräche laufen jedoch mit der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft für eine eventuelle Zusammenarbeit, initiiert von Tanja Mühlhans von Projekt Zukunft.

Unser Wunsch war schon immer, eine Graduate Fashion Show in Berlin zu veranstalten, wo die besten Kollektionen der jeweiligen Ausbildungsstätten präsentiert werden, innerhalb der Berlin Fashion Week oder anlässlich des Designmai. Es wäre herausragend, die geballte Kreativität Berlins in Punkto Mode mit mittlerweile acht Ausbildungsstätten transparent zu machen. International würde so eine Show sicherlich sehr viel Aufmerksamkeit erhalten.

Wie wird Mode aus Berlin international wahrgenommen?

Mode aus Berlin wird international sehr gut wahrgenommen. Internationale Einkäufer sehen Impulse und Ideen, die nur hier entstehen. Nicht ohne Grund gewinnen Berliner Jungdesigner wichtige Modewettbewerbe wie z. B. "c.neon, - den Concours international des jeunes Createurs-Hyeres 2005", Susanne Stangl die "Mittelmoda-Gorizia 2006", Romy Rösser-Bejing den "Hempel Award 2006", Bernadett Penkov den "Moet & Chandon Fashion Debut Award 2006", Kaviar Gauche den "Young Designers Award" der London Fashion Week 2006, Mischa Woeste den "Baltic Fashion Award 2006".
Berliner Designer verkaufen nach Japan, Italien, USA, oft in den Opinion Leader Geschäften wie Lorenzo in Beverly Hills, aber auch langsam in deutschen Modeboutiquen. Wichtig wäre hier auch ein begleitendes Coaching für angehende Labels und Produktionsmöglichkeiten für Prototypen und Kleinstserien kreativer Kollektionen.

Mit "Fashion Patrons", einer von uns neugegründeten Agentur, möchten wir auch da hilfreich unterstützen und Ateliers in unseren Räumlichkeiten für junge Unternehmer zur Verfügung stellen. Dies geschieht auch in Zusammenarbeit mit dem Senat für Wirtschaft, Technologie und Frauen. Dankbar sind wir für jegliche zusätzliche Hilfe.

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