Thomas W. Eller

Kategorie: Kunstmarkt

Anfang 2004 wechselte Thomas Eller von New York nach Berlin, um dort die deutsche Niederlassung und das artnet Kunstmagazin aufzubauen. In 2006 wurde ihm der renommierte Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste in Berlin verliehen, nachdem er sich mit Einzel- und Museumsausstellungen in Europa, Amerika und Asien in der internationalen Kunstszene einen Namen gemacht hatte. Heute leitet Thomas Eller neben seiner Manager-Funktion das auf den Kunstmarkt spezialisierte artnet Magazin als Chefredakteur. Als Online-Plattform unterstützt artnet.de Kunstinteressierte bei der Recherche, beim Kauf oder beim Verkauf von Kunstwerken. Zudem bietet artnet.de das größte Galerie-Netzwerk der Szene: Mehr als 1.400 Galerien in über 250 Städten haben mehr als 100.000 Arbeiten von rund 25.000 verschiedenen Künstlern aus aller Welt bei art.net verzeichnet. Projekt Zukunft sprach mit Thomas Eller u.a. über die Chancen Berlins als internationaler Kunstmarkt und die Vorteile des Mediums Internet im Geschäft mit der Kunst.


Was ist das Besondere am Geschäftsmodell von artnet.de?

Wir engagieren uns mit der Online-Plattform in einem Markt, der sich in den letzten Jahren äußerst dynamisch entwickelt hat und auf dem Weg ist, eine bedeutende Kulturindustrie zu werden. Klassischerweise war es jedoch zunächst ein Markt für wenige Spezialisten, die Marktinformationen als Geschäftsgeheimnisse hüteten. Unser Vorstandsvorsitzender Hans Neuendorf hat vor zehn Jahren Produkte online gestellt, die Antworten auf spezifische Defizite dieser Marktstrukturen gaben. Mit unserer Datenbank, artnet Prices, die inzwischen über drei Millionen Auktionsresultate bildender Kunst mit Vergleichsabbildungen enthält, kann sich jeder Marktteilnehmer über den Wert von Kunst informieren. Unser Verzeichnis von mehr als 1.400 Galerien bietet darüber hinaus einen Einblick in das Angebot der besten Galerien weltweit. So stellt artnet Preistransparenz und Marktüberblick her. Wir bieten unseren Partnern Zugang zu einem globalen Kunstmarkt und nehmen dafür keine Provision, sondern nur die Abonnementgebühren. Die Gewinnpotenziale unserer Kunden sind also sehr hoch.


Sie verstehen sich nicht als reines Internetunternehmen, sondern als Plattform für den professionellen Kunstmarkt. Wer wird von artnet.de angesprochen und wer nutzt die Plattform?

In vielem ist der Kunstmarkt anders als andere Märkte. Anstatt eine große Anzahl von Dingen zu möglichst niedrigem Preis zu verkaufen ist im Kunstmarkt derjenige am erfolgreichsten, der ein einziges Original zu einem möglichst hohen Preis verkaufen kann. Wir verfügen über eine langjährige Kunstmarkterfahrung. Da wir die Psychologie des Marktes verstehen, konnten wir uns durchsetzen und den Markt verändern. Das Internet ist für den Kunstmarkt, was die Schallplatte für die Musik war. Schnelle Kommunikation über Bilder ist essenziell in einem sich globalisierenden Markt. Unser Portal ist die Plattform, auf der sich Sammler und Händler treffen. Mit höchstens drei Klicks findet der Sammler bei uns die Kunst, die er sucht. Gleich daneben findet er die Preisauskunft zu ähnlichen Kunstwerken derselben Künstler.


Welche Vorteile bietet das Internet im Geschäft mit der Kunst, aber auch in der Vermittlung von Kunst?

Wir erweitern den Aktionsradius unserer Galerien und Kunsthändler. Bei artnet.de schließen sich zwei Kreise: Als wichtigstes Portal im Kunstmarkt sind wir auch gut in den Suchmaschinen vertreten. Jeder, der sich für einen Künstler interessiert, findet fast zwangsläufig den Weg zu uns - und gelangt mit einem weiteren Klick zum Inventar unserer Partner. Je weiter wir wachsen, desto größer wird unsere Präsenz in den Suchmaschinen. Jeder informiert sich inzwischen online, bevor er Kunst kauft. Wir erfüllen Galerien dadurch zwei Bedürfnisse: Zum einen bieten wir für Galerien ein hervorragendes Validierungsinstrument. Wir haben Informationen über 120.000 Künstler online verfügbar. Uns rufen inzwischen viele Galerien an, die wollen, dass ihre Künstler bei uns präsentiert werden. Zum anderen bekommen wir das Feedback von Galerien, dass das direkt zu Umsätzen führt.

Gerade ist die internationale Kunstmesse Art Forum Berlin zu Ende gegangen. In welcher Form haben Sie sich dort engagiert?

Wir glauben an den Standort, deswegen sind wir nach Berlin gekommen und haben hier nach New York den zweiten Standort eröffnet. Weitere werden folgen. Zum Art Forum Berlin haben wir die besten Beziehungen. Wir versuchen zu helfen, wo wir nur können. In unseren Magazinen in New York und Berlin haben wir ausführlich und mit vielen Abbildungen über die Messe berichtet. Insgesamt acht unserer Autoren haben zu aktuellen Themen recherchiert und im artnet-Magazin veröffentlicht. Ich war jeden Tag auf dem Art Forum und auch auf einem der Talk Events präsent. Ich wünsche mir in Zukunft eine noch engere Kooperation, weil ich weiß, dass das Art Forum jedes Jahr für die Stadt das wichtigste Ereignis in der Kunstwelt ist.

Nach aktuellen Zahlen zur Berliner Kulturwirtschaft rangieren die auf dem Kunstmarkt tätigen Unternehmen an erster Stelle. Wo sehen Sie die Bedeutung insbesondere von Berlin als Marktplatz für die Kunst?

Die bildende Kunst ist inzwischen wichtiger geworden als das Theater. Das gilt für die gesellschaftliche Bedeutung, die internationale Verbreitung wie auch die wirtschaftliche Dynamik. Ich betrachte es als Fortschritt, dass der Senat das inzwischen als "harten" Standortfaktor erkannt hat. Sehr viel weniger Subventionen fließen in unseren Sektor und es ist außerdem sogar nicht wünschenswert, dass Geld in den privaten Sektor gepumpt wird. Was aber dringend nötig wäre, ist eine politische Willensbildung, die dieses Potenzial ernsthaft nutzen will.

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