Tijen Onaran von Startup affairs

Kategorie: Zukunftsköpfe

© Tijen Onaran

© Tijen Onaran

 

Tijen Onaran ist Unternehmerin, Moderatorin und Speakerin. Mit startup affairs berät sie Unternehmen in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit und engagiert sich mit ihrer Initiative Global Digital Women für die Vernetzung und Sichtbarkeit von Frauen in der Digitalbranche. Zudem publiziert Tijen Onaran regelmäßig als Mitglied des Handelsblatt-Expertenrates, sowie als Kolumnistin für Futurezone und Lead Digital. Sie wurde in das Faculty Board für „Digital Leadership“ der Management School St. Gallen berufen. Vor ihrer Selbstständigkeit war Tijen Onaran für Europa-, und Bundestagsabgeordnete, für das Bundespräsidialamt sowie für Verbände und eine Hochschule in leitenden Funktionen tätig.

Frau Onaran, Sie haben vor knapp zwei Jahren das Netzwerk „Women in Digital“ gegründet – sicherlich können Sie ein Fazit ziehen. Welche Erfolge konnten Sie verzeichnen?

Eine Community von über 30.000 Frauen, über 100 Veranstaltungen, zwei große Preisverleihungen, bei denen wir Frauen ausgezeichnet haben, die Digitalisierung prägen sowie zahlreiche spannende Projekte mit inspirierenden Kooperationspartnern wie Siemens, die Deutsche Bahn, Microsoft oder auch Accenture. Neben den Kennzahlen ist allerdings das Wichtigste: Wir haben der Digitalisierung Gesichter und Geschichten gegeben! Und dabei gezeigt, dass Diversität und Digitalisierung nicht nur zusammengehören, sondern entscheidend für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen sind.

Wie viele Frauen sind bei Ihnen mittlerweile vernetzt? 

Über 30.000 mit einem inspirierenden Mix an Branchen, Hierarchie-Leveln und Generationen.

Sie haben ein zweites Netzwerk für Frauen gegründet – das Global Digital Woman Netwerk. Es gibt also noch einiges zu tun, um Frauen in der Digitalbranche zu vernetzen?

Im Oktober 2017 war ich Teil einer internationalen Delegationsreise, bei der 47 Frauen aus 47 Ländern die USA unter dem Aspekt „Women in Entrepreneurship“ bereisen durften. Als deutsche Vertreterin ist mir dabei klargeworden, dass all die Themen rund um Diversität, Empowerment und Sichtbarkeit von Frauen globale Themen sind. Für mich war klar: 2018 wird das Netzwerk noch internationaler und diverser!

Sind Frauen und Männer unterschiedlich vernetzt?

Ich sehe, dass eine neue Generation von Frauen und auch Männern nachkommt. In meinen Augen ist es die Generation Empowerment, die auf gegenseitige Stärkung und Innovation als Karrieremotor setzt, unabhängig vom Geschlecht.

Auch hier haben Sie sicherlich weitreichende Erfahrungen gemacht – woran liegt es, dass es vergleichsweise immer noch so wenig Gründerinnen gibt? Wo muss man hier Ihrer Meinung nach ansetzen?

Unternehmertum muss noch stärker an die Schulen. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, war die Option „Unternehmerin werden“ keine. Denn weder in der Schulzeit noch in meinem Umfeld gab es unternehmerische Denke. Daher ist das A und O für mehr Gründerinnen: die Schule! Wenn wir dort anfangen, Ideen und unternehmerisches Talent zu fördern, werden wir auch mehr Gründerinnen und vor allem mehr Unternehmertum in Deutschland sehen!

Das Thema Digitalisierung spielt auch bei den momentanen Koalitionsgesprächen eine Rolle – was ist von der zukünftigen Regierung hier noch zu tun?

Digitalisierung in all seinen Facetten und Ausprägungen durch zu denken. Dazu braucht es aber auch in der Politik digitale Vorbilder. Ähnlich wie wir es auf Unternehmensseite derzeit diskutieren, wünsche ich mir mehr politische Botschafter der Digitalisierung. Ein Digitalministerium ist hier meines Erachtens nicht die Lösung, sondern vielmehr Digitalbotschafter in allen Ministerien. Digitalisierung ist so vielschichtig, daher brauchen wir auch für alle politischen Belange Menschen, die digitale Kompetenzen mitbringen und umsetzen.

Stichwort Storytelling – Sie sagen, das sei eine Zukunftskompetenz, können Sie das näher ausführen?

Wir leben in Zeiten, in denen alles komplexer und schneller wird. Daher ist diejenige Kompetenz, komplizierteste Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen und andere für Veränderung, neue Ideen und Innovation zu begeistern, gefragter denn je: Storytelling. Insbesondere dann, wenn es darum geht, innovative Ideen, unabhängig, ob innerhalb oder außerhalb von Unternehmen, zu teilen, liegt in der Storytelling-Fähigkeit der Schlüssel zum Erfolg!

Warum brauchen wir heute in der Werbung Storytelling? Und wie erzählt man gute Geschichten in Virtual Reality?

Wir brauchen Storytelling nicht nur in der Werbung, sondern in der internen und externen Kommunikation von Unternehmen. Ob Startup, Mittelstand oder Konzern: Wer seine Geschichte und die seiner Produkte nicht erzählen kann, ist nicht wettbewerbsfähig. Virtual Reality revolutioniert Storytelling! Wir können ungreifbaren Themen zu mehr Erlebbarkeit und Erfahrbarkeit verhelfen. Spannend ist dieser Punkt beispielsweise bei dem Feld Employer Branding für Unternehmen. Als potentielle/r Mitarbeiter/-in bekomme ich auf leichte Art und Weise einen Eindruck vom Unternehmen. 

Was sind Ihre Tipps für gutes Storytelling?

Für gutes Storytelling braucht es Botschafter, Infotainment und eine gesunde Portion Mut! Als Nutzer und Beobachter möchte ich die Gesichter hinter den Geschichten sehen und kompetent sowie inspirierend informiert werden. Wenn ich mich als Absender dann noch traue, den bisherigen Pfad zu verlassen und neue Wege zu gehen, gelingt gutes Storytelling!

Sie haben sich beruflich in Berlin niedergelassen – ist es nach wie vor eine Stadt voller Chancen für Gründerinnen und Gründer? Oder hatten Sie ganz andere Beweggründe…?

Als ich nach Berlin kam, hatte ich die Selbstständigkeit noch nicht im Sinn – mein Beweggrund war, dass ich im politischen Umfeld arbeiten wollte. Hier bot sich Berlin als erste Anlaufstelle an. Als Gründerin oder Gründer kannst Du in Berlin ganz viel in kurzer Zeit erreichen oder in kurzer Zeit sehr wenig. Ich bin und bleibe ein großer Berlin-Fan! 

Zu guter Letzt: Könnten Sie bitte folgenden Satz ganz kurz vervollständigen: „Berlin ist…“

...immer genau das, was Du nicht erwartest! 

 

Kontakt

Tanja Mühlhans

Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft

Email

Das könnte Sie auch interessieren

  • Jonas Tyroller (rechts) und Paul Schnepf (links)

    Jonas Tyroller (rechts) und Paul Schnepf (links)

    ©Grizzly Games

    Paul Schnepf von Grizzly Games: Bewusst klein und doch ganz groß

    Kategorie: Zukunftsköpfe

    Kennengelernt haben sich die ursprünglichen Gründer des Berliner Indie-Studios „Grizzly Games“ Friedemann Allmenröder, Scha Rabis und Paul Schnepf bereits während ihres Game-Design-Studiums an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin - HTW.… Mehr

  • © Jörg Kandziora

    © Jörg Kandziora

    © Jörg Kandziora

    InterKontinental Verlag: „Alles ist Risiko.“

    Kategorie: Zukunftsköpfe

    Afrikanische Schriftsteller:innen sind die spannendsten Stimmen des schwarzen Kontinents, davon sind Karla Kutzner, Stefanie Hirsbrunner und Venice Trommer überzeugt. Um diesen Gehör zu verschaffen, veranstalten die drei Politologinnen seit 2018… Mehr