Johannes Krug

Kategorie: Design

Johannes Krug (41), ist Geschäftsführer des Ausstellungsbüros x:hibit GmbH. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und des Schiffbaus war er mehrere Jahre freiberuflich für nationale und internationale Museen und Kunstinstitutionen tätig, darunter als Mitarbeiter bei der Organisation von über 30 Ausstellungen. Im Sommer 1999 gründete er in Berlin die x:hibit GmbH mit dem Ziel, seine Erfahrungen im Bereich des Ausstellungswesens in einem Unternehmen zu bündeln. Heute entwickelt und realisiert x:hibit Ausstellungen für museale Institutionen und private Auftraggeber. Das Dienstleistungsangebot zur Begleitung sämtlicher Projektphasen reicht von der Beratung und der Projektentwicklung über Projektsteuerung, Architektur- und Gestaltungsleistungen bis hin zur Realisierung und Laufzeitbetreuung. 2006 wurde x:hibit mit der Errichtung und dem Betrieb des Internetportals für die Berliner Museen beauftragt. Projekt Zukunft sprach mit Johannes Krug über das Online-Angebot und den Nutzen des neuen Museumsportals, das am 26. Januar 2008 offiziell online geht.

Welche Technologien werden für die Funktionen des Portals eingesetzt?

Grundlegend für den Betrieb des Museumsportals ist das von x:hibit entwickelte „Visitor Service System“. Diese von uns speziell für die Bedürfnisse von Museen und Ausstellungshäusern entwickelte Software ermöglicht die Abwicklung von Ticketbestellungen, das Buchen von Besucherrundgängen sowie von Katalog- und Merchandising-Verkäufen. Die Software ist bei mehreren Museen in Deutschland bereits im Einsatz, zum Beispiel in Dresden, Hamburg, Düsseldorf und Mannheim. Für das Berliner Museumsportal können wir daher auf praktische Erfahrungen und valide Daten über Besucherwünsche und ihr Nutzungsverhalten zurückgreifen. Den Museen steht zur Online-Stellung ihrer Inhalte das Content Management System Typo3 zur Verfügung. Hier haben wir Lösungen entwickelt, um den Museen eine einfache Dateneingabe zu ermöglichen und die Qualität der Sicherung der Daten zu erleichtern. Zum Beispiel erleichtert eine eigens erstellte Open Source-Lösung für Typo3 die automatische Weiterleitung der Inhalte der Museums-Websites auf das Portal. Damit steht auch für das Management der Museumsangebote eine perfekte Schnittstelle zur Verfügung.

Das Portal informiert über die Berliner Museen und Sammlungen und vermittelt zugleich ein Gesamtbild des Kulturstandorts Berlin. Welchen Mehrwert bietet das Portal gegenüber den einzelnen Internetauftritten der Museen?

Das Portal ist der Eintritt in die Museumswelt. Es ist das offizielle Portal aller Berliner Museen und bietet einen umfassenden und vollständigen Überblick über die vielfältige Museumslandschaft der Stadt. Alle mehr als 200 Museen und Gedenkstätten werden gleichberechtigt dargestellt. Der User findet alle Informationen auf einen Blick und Klick, ohne dass er jeden einzelnen Webauftritt der Museen besuchen muss.

Durch umfangreiche Suchfunktionalitäten gelangt der User schnell und gezielt zu dem Museum seiner Wahl und erhält dort alle Services aus einer Hand: Informationen über Öffnungszeiten und Ticketpreise, Veranstaltungskalender, aktuelle Ausstellungen und Termine, aktuelle News und Artikel.

Das Museumsportal Berlin ist das erste Online-Angebot mit einem umfangreichen E-Commerce-Angebot. Hier können Eintrittskarten und Führungen gebucht sowie Publikationen und Merchandising-Artikel im Museumsshop gekauft werden. Die Museen können somit ihren Personaleinsatz und ihre Lagerbestände optimal planen. Mit diesen Funktionalitäten wird ein direkter Mehrwert erreicht, da die Museen dadurch wirtschaftlicher arbeiten und profitabler werden.

Die Besucher der Stadt und die Berliner können sich gezielt über die zu ihren Interessen passenden Museen informieren und sich eine individuelle Tour zusammenstellen. Touristen können auf diese Weise ihren Berlin-Aufenthalt genau planen.

Es ist wirklich ein Portal der Museen und setzt auf Kooperationen. Kleinere Museen und Sammlungen, die sonst weniger Beachtung finden, werden über das Portal gefunden und können sich dort präsentieren. Auch der nicht zielgerichtete Interessent, der im Portalangebot stöbert, kann mit Filterfunktionen (nach Stadtteil und kulturellem Bereich), durch eine Verlinkung mit ausgewählten Schlagworten und nicht zuletzt durch redaktionelle Beiträge auf kleinere Museen aufmerksam werden.

Das Museumsportal soll sich nach einer Anschubfinanzierung selbst tragen. Welches Betreibermodell ist für das Museumsportal vorgesehen?

Wir sind Marktführer im Bereich E-Commerce für Museen. Beim Portalbetrieb setzt x:hibit auf ein mehrstufiges Modell: Refinanzierung durch E-Commerce über den Museumsshop, den Verkauf von Eintrittskarten, Führungen, Publikationen und Merchandising. Dies sorgt für einen Mehrwert und ist eine Chance auch für die Museen, die keinen Online-Shop haben. Erlöse sind aber auch durch Content-Partnerschaften und Sponsoring zu erzielen.

Welchen Beitrag kann das Museumsportal leisten, um die Museen bei den Berlinern und den Besuchern der Stadt stärker bekannt zu machen?

Die Museen sind auf dem Portal ständig mit ihren neuesten Angeboten präsent. Damit ist auch die Ansprache und Erschließung neuer Zielgruppen zu erwarten. Ausstellungen erhalten mehr Aufmerksamkeit und mehr Besucher, die intensive Verlinkung der Museen untereinander auf der Portalseite führt außerdem zu einem Museumsnetzwerk. Darüber hinaus liefert das Portal aktuelle Informationen und Terminvorschläge, die auch für Tourismusinstitutionen, Stadtmagazine, Veranstaltungsportale und Stadtportale interessant sind. Der Online-Kauf von Tickets und Führungen wird dazu beitragen, dass sich Interessenten künftig leichter zu einem Museumsbesuch entschließen.

Mit Ihrem Unternehmen verbinden Sie erfolgreich Kultur mit Wirtschaft und beteiligen sich an der Kulturvermittlung. Wo kann die Wertschöpfung stattfinden?

Unser Ziel ist es, neue Einnahmequellen für das Museum zu erschließen. Denn die Vermarktung kulturellen Reichtums wurde von den Museen als wichtiger Wirtschaftsfaktor erkannt. Wir bieten ein umfangreiches Dienstleistungsangebot rund um den Museums- und Ausstellungsbetrieb an, nicht nur im Internet. Wir sehen uns mit unserem Know-how aber auch als Mittler und wichtiger Impulsgeber, um die Vorteile des E-Commerce mit dem kulturellen Angebot zu verknüpfen. Das Sammeln, Bewahren und Ausstellen von Kulturgütern steht nicht im Widerspruch zu dem Motiv, damit auch Geld zu verdienen. Wir bringen die Museen mit Unternehmen zusammen und optimieren das Angebot für die Museumsbesucher mit innovativen Lösungen, von denen alle profitieren.

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