Salon Kreativ: Wie divers ist die Berliner Kreativbranche

© Unsplash / Aarón Blanco Tejedor

Die Kreativbranche der Hauptstadt präsentiert sich nach außen oft bunt und vielfältig. Agenturen brüsten sich mit ihren diversen Teams und egalitären Strukturen. Und in Pitches geht es thematisch um ökologische Verantwortung, gleichberechtigte Lebensmodelle und die Freiheit von jeglichen Konventionen. Aber wie sieht es tatsächlich im Inneren der Blase aus? Wir möchten uns diesmal selbstkritisch mit unseren Idealvorstellungen und dem wirklichen Alltag in Agenturen auseinandersetzen. Woran liegt es, dass wir noch so weit entfernt sind von echter Vielfalt? Wie steht es um Gleichberechtigung in Agenturen unabhängig von Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Lebensform…? Was wird bereits für eine diverse Unternehmenskultur getan? Und bei welchen Themen muss was passieren und welche Ansätze gibt es hier? Welche Faktoren sind entscheidend für das Gelingen? Leider gibt es dazu momentan sehr viele Fragen und sehr wenige befriedigende Antworten.

Der "Salon Kreativ #11: Wie divers ist die Berliner Kreativbranche?" im Private Roof Club stand daher wieder ganz im Zeichen des Austausches und lud Vertreter*innen der Branche dazu ein, ins Gespräch zu bekommen, die Lage kritisch zu analysieren und voneinander zu lernen.

Begrüßt wurden die Gäste von Nadja Pahl, die besonders der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und Projekt Zukunft für die Unterstützung dankte und anschließend das Wort an Yeter Cetinkilic, Trainerin für Kommunikation, Führungsthemen und Arbeitsorganisation & Interims Head of HR und Moderatorin des Abends, übergab.

Nach einer kurzen Einleitung in die Thematik mit persönlichem Bezug begrüßte Yeter die vier Speaker des Abends auf der Bühne. Dazu gehörten dieses Mal Nora Feist, CEO/ PR and Brand Storytelling Expert bei Mashup Communications, Catherine Gaudry, Head of Talent & Managing Director International Business, Scholz & Friends, Dora Osinde, Chief Creative Officer, Granny​ und Bettina Prange, COO vom Haus der Kommunikation Hamburg, Serviceplan.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der bereits alle vier Speaker äußerten, dass sie sich seit ihrer Kindheit in den verschiedensten Weisen mit Diversität auseinandergesetzt haben, folgte eine spannende Diskussion, in der die Panelisten selbstkritisch erläuterten, wie in ihren Unternehmen Diversität bereits umgesetzt wird und welche Maßnahmen und Ziele bereits initiiert wurden.

Alle waren sich einig, dass Diversität, so wichtig sie auch ist, nicht zu gewollt sein darf. Die Qualifikationen eines einzelnen Mitarbeiters müssen immer die einzigen Punkte sein, die bei einer Einstellung oder Beförderung betrachtet werden.

Oft komme die Kritik, dass nur Männer in der Chefetage sitzen und Frauen dieses Level nicht erreichen. Dazu äußerte sich Bettina Prange, dass Frauen den Mut haben müssen, sich das zu nehmen, was sie wollen. Und eine Fachkraft kann noch so talentiert sein, aber manche Menschen passen und wollen gar nicht in der Chefetage arbeiten, weshalb eine Quote ein sehr schwieriges Thema sei.

Nora Feist ergänzte noch, dass es nicht immer nur Frauen sein müssen, die in Elternzeit gehen. Man müsse Männern und allgemein der Gesellschaft zeigen, dass es in Ordnung ist Karriere zu machen und in Elternzeit zu gehen, egal ob Mann oder Frau. Dies sei aber ein gesellschaftliches Problem, was nicht nur in der Agentur-Branche verbreitet ist.

Auch das Thema der Hierarchien knüpft daran an, denn wie Dora Osinde sagte, will jeder mehr Geld und aufsteigen, um einen gewissen Titel zu erreichen, aber man sei trotzdem auf einer Augenhöhe mit dem Chef, weshalb Hierarchien in den Hintergrund rücken. Generell sei die Arbeitswelt ständig im Wandel, denn junge Leute haben eine ganz andere Einstellung zur Work Life Balance als noch vor ein paar Jahren.

Nach einigen Fragen aus dem Publikum, welche neue Themen wie die Unterstützung der schüchternen, aber trotzdem talentierten Arbeitsnehmern oder auch Alter als Form von Diversität in die Runde brachten, schloss Catherine Gaudry sehr gut mit den Worten „If you have too many priorities, you have none“ ab.

Der Salon Kreativ ist ein Kooperationsprojekt, welches gemeinsam von media:net berlinbrandenburg e.V. und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Projekt Zukunft veranstaltet wird.

Wann: 28. September 2020
Wo: Private Roof Club, Mühlenstr. 78-80, 4.-6. Etage inkl. Dachterrasse, 10243 Berlin
Was: Salon Kreativ: Wie divers ist die Berliner Kreativbranche?

Kontakt

Tanja Mühlhans

Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft

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