Sebastian Winkler von shoutr labs

Kategorie: Breitband

© shoutr labs UG

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Man steht im Museum vor einem Bild und würde gern ein Video dazu auf dem eigenen Smartphone sehen? Ärgerlich nur, wenn dann ruckzuck das mobile Datenvolumen aufgebraucht ist. Im Gespräch mit Projekt Zukunft erläutert Geschäftsführer und Gründer Sebastian Winkler, wie shoutr labs dafür sorgt, dass nicht nur Museumsbesucher zu Offline-Gegenständen direkt digitale, interaktive Inhalte auf ihrem Smartphone sehen oder hören – und zwar ohne, dass ihre Daten-Flatrate belastet wird.

Guten Tag Herr Winkler, Ihre shoutr.Boxx ermöglicht das schnelle Übertragen großer Datenmengen. Beispielsweise können Besucher in Museen so ergänzende interaktive Inhalte auf Ihren Smartphones abspielen. Was ist der Vorteil im Vergleich zu einem herkömmlichen W-Lan?

Der große Vorteil ist, dass die shoutr.Boxx sämtliche Inhalte, die für eine Ausstellung relevant sind, immer lokal speichert. Das heißt, man geht nie über das Internet an irgendwelche Server, die sonstwo stehen, sondern bezieht die Daten lokal, sozusagen „direkt aus dem Gebäude“. Wenn Gebäude ein bestehendes W-Lan haben, können sie zudem die bestehende Infrastruktur mitnutzen.

Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?

Ein gutes Beispiel ist die in der Liebermann-Villa am Wannsee, einst Sommerhaus des Impressionisten Max Liebermann und heute Museum. Dort haben wir shoutr.Boxxen aufgestellt, damit sich Besucher mit ihrem mobilen Endgerät, meist ihrem eigenen Smartphone, einloggen, können. Besucher ohne Smartphone können Leihgeräte erhalten. Nun können Besucher zu den ausgestellten Bildern interaktive Inhalte abrufen, etwa einen wunderbaren Audioguide durch das Museum oder auch ergänzende Videos, Bilder und 360-Grad-Panoramen – und zwar ohne, dass dafür eine App erforderlich ist. Selbst ein “Pflanzen-Bestimmungstool” liegt auf der shoutr.Boxx. Da diese Datenmengen sich direkt im lokalen Netzwerk des Museums befinden, belasten die User nicht ihr mobiles Datenvolumen.

In welchen Bereichen haben Sie denn bis dato am meisten Kunden?

Museen sind in der Tat unsere wesentlichen Kunden. In letzter Zeit arbeiten wir zudem mit immer mehr Architekten zusammen. So haben wir aus dem Grundriss eines Gebäudes mit Hilfe von Augmented Reality ein komplettes Gebäude gezaubert, das dann während des Besuchs vor Ort auf dem Smartphone erscheint. Dazu haben wir viele Industriekunden. Dort geht es darum, komplizierte Prozesse mithilfe von Augmented Reality zu visualisieren. Die shoutr.Boxx brauchen solche Industriekunden, da dabei sehr große Datenmengen anfallen. Zuletzt haben wir auch auf der Mercedes-Benz Fashion Week eine Visualisierung auf einem Auto gemacht. Besucher konnten sich mit ihren Smartphones „Points of Interests“ angucken. Einer war beispielsweise am Licht, einer am Armaturenbrett und einer an der Kopfstütze. Je nach dem, wo man sein Smartphone hingerichtet hat, wurde einem beispielsweise Licht visualisiert, um die Leistungsstärke zu demonstrieren. Zusätzlich gab es ein Video, über das man direkt am Gewinnspiel teilnehmen konnte. 

Und welche Märkte möchten Sie sich als nächstes erschließen?

Eigentlich ist alles für uns interessant, wo viele Menschen zusammenkommen, die man multimedial bespielen oder mit denen man interagieren möchte. Ein prädestinierter Ort dafür sind sicherlich Einkaufszentren aber auch der urbane Raum im Allgemeinen.

Augmented Reality, also das Verzahnen unserer Offline-Welt mit digitalen Inhalten ist spätestens seit Pokémon Go in aller Munde. Vergangenes Jahr setzte Projekt Zukunft, zusammen mit der Deutschen Telekom und Nokia, ein 5G-Testfeld zur ISTAF um und machte die ersten Schritte in richtung Datenübertragung mit 5G. Welche Trends werden sich Ihrer Meinung nach denn in den kommenden Monaten durchsetzen?

Ein großes Thema wird sicherlich 3D und Augmented Reality, kurz AR. Was auch ein Grund dafür ist, dass wir letztes Jahr den Innovationspreis Berlin Brandenburg erhalten haben. Schließlich fallen bei der Visualisierung von 3D in der realen Welt unheimlich große Datenmengen an. Durch unsere Technik werden genau diese Daten gestreamt und nur dann, wenn die Smartphone-Kamera einen Marker erkennt, fragt das Endgerät bei der Boxx die Inhalte ab. Nur in diesem Moment werden Daten gestreamt. So ein Marker kann ein Foto oder beispielsweise auch ein Mercedes-Stern sein. Dieses Verfahren hat den großen Vorteil, dass man sich nicht a priori hunderte Megabyte herunterlädt, sondern immer nur die wirklich interessanten Daten – und diese dann einfach schnell lokal.

Nun wird 5G als Revolution der Datenübertragung gepriesen. Zukünftig sollen mobil in Echtzeit riesige Datenmengen hin und her schwirren. Was bedeutet dies für shoutr.labs – ist 5G Konkurrenz oder Ergänzung?

Durch Augmented Reality, AR, und Virtual Reality, VR, werden die Datenmengen immer größer. Früher wurden Videos und Audio gestreamt, das war vergleichsweise überschaubar. Zugleich werden die Endgeräte immer leistungsstärker und die Displays immer besser. 5G ist unabdingbar, damit Menschen unterwegs entsprechende interaktive Dinge streamen können. Aber vor Ort werden wir trotzdem noch ein W-Lan haben, durch das die Daten schneller verfügbar sind. Außerdem wird es noch etwas dauern, bis jeder eine 5G-Datenflat hat. Provider werden vielleicht 100 Gigabyte im Monat verkaufen. Aber selbst die werden dann nicht reichen, wenn man mal eine Museumstour in Berlin macht und sich hunderte 3D-Objekte anguckt. Also überlegt man sich dann dreimal: Lade ich mir jetzt einen Audioguide oder Videoguide runter oder streame ich diese kostenlos aus dem lokalen shoutr.Boxx-Netzwerk. Wir sind sicherlich eine logische und sinnvolle Ergänzung zu 5G durch W-Lan vor Ort.

Sie selber sind an der Schnittstelle von Kultur und Technologie unterwegs. Zwei wichtige Bereiche für den Berliner Wirtschaftsstandort. Wie sehr ergänzen sich Kultursektor und IT-Wirtschaft inzwischen?

Wir helfen dem Kultursektor mit unserer Technologie bei der Digitalisierung. Dadurch findet dieser mit neuen innovativen und einfach zu bedienenden Technologien noch besseren Zugang zu Besuchern. Es ist unheimlich wichtig, dass sich der Kultursektor diesen Technologien öffnet, auch um Menschen im Vorfeld und im Nachgang den Museumsbesuch zu bereichern. Wir stehen als Partner nicht nur den Museen bereit.

Zu guter Letzt noch eine Bitte: Können Sie folgenden Satz vervollständigen: Berlin ist…

…für mich Heimat und für uns eine gute Basis, da sich hier unheimlich viel im Kultur- und Kreativbereich abspielt, es sehr viele spannende Projekte gibt und wir von Berlin aus all unsere anderen Kunden ganz komfortabel erreichen.

Kontakt

Tanja Mühlhans

Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft

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