„Am Anfang einer Produktentwicklung nehmen wir Designer immer eine Außenperspektive ein. Aus dieser Position stellen wir Fragen, die vielleicht ungewöhnlich sind, aber eingefahrene Abläufe hinterfragen, um zu neuen Lösungsansätzen zu kommen. In enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller kann so ein gutes Produkt entstehen“, so beschreibt Christina Finger die Rolle von Designern im Entwicklungsprozess.
Ihr Design-Büro war bei der Industriedesign-Ausstellung „ID_Berlin“ mit einem Produkt vertreten. Worum handelt es sich beim „Adler 1500“? Christina Finger: Der „Adler 1500“ ist ein mobiler Hafenkran für kleine und mittlere Schiffe, den wir zusammen mit der Firma Ardelt in Eberswalde entwickelt haben. Hafenkrane sind in der Regel schienengebunden, d. h. sie sind fest an einer Kaianlage installiert. Unser Hafenkran kann sich frei auf dem Hafengelände bewegen. Dadurch hat er einen größeren Aktionsradius und kann an jeden beliebigen Ort gebracht wird. Außerdem besitzt er ein eigenes Dieselaggregat, das ihn von einer externen Stromversorgung unabhängig macht.
Durch sein Hochportal in X-Struktur entfallen Abstützungen und Unterwagen, so ist der ungehinderte Verkehr auf der Kaianlage gewährleistet.Der „Adler 1500“ ist ein sogenannter Doppellenker-Wippdrehkran. Bei diesem Funktionsprinzip erfolgt die Lastenbewegung nicht vorrangig durch Seile, sondern über das Zusammenspiel mehrerer starrer Bauteile, die über Gelenke miteinander verbunden sind.
Was waren die Anforderungen an die Gestaltung? Christina Finger: Es gab natürlich viele technische Vorgaben und Anforderungen, die wir berücksichtigen mussten. Einen Kran dieser Größe kann man nicht am Stück transportieren, er muss also zerlegbar sein. Das Maschinenhaus besteht aus vier Übersee-Containern, die in einer Rahmenkonstruktion zusammengefasst und wie ein Rucksack an die Kransäule angehängt werden. In diesen Containern befinden sich Komponenten wie das Dieselaggregat und die Elektrosteuerung.
Am Einsatzort können die einzelnen Bauteile dann problemlos zusammengefügt werden. Auch die Krankabine wurde neu gestaltet. Sie kann am Kranturm stufenlos verfahren werden, so dass der Kranführer immer eine optimale Sicht auf den Frachtraum des Schiffes hat, welches er gerade be- oder entlädt. Im Kabineninneren haben wir Steuerelemente und Befehlsgeber nach Wichtigkeit und Werkzeuggruppen neu angeordnet, selten benötigte Schalter sind nun auf einem Seitenpanel angebracht. Im Vorfeld habe ich einem Kranfahrer bei seiner Arbeit zugeschaut, um diesen Arbeitsplatz nutzergerecht gestalten zu können.
Welche Außenwirkung für Ihr Unternehmen hatte die Entwicklung des Hafenkrans? Christina Finger:Da ein Kran fernab von der Öffentlichkeit arbeitet und von der kaum wahrgenommen wird, kann ich schwer über eine Außenwirkung sprechen. Anerkennung und Rückmeldung gab es vom Auftraggeber und Fachpublikum. Wir freuen uns natürlich, dass der Adler den Designpreis Brandenburg erhalten hat und für den Designpreis der Bundesrepublik nominiert war. Abgesehen davon, ist ein Hafenkran eine wertvolle Erweiterung unseres Portfolios.
Christina Finger,Diplomdesignerin und Geschäftsführerin von büro+staubach
Studium/Werdegang: Industriedesign-Studium an der Hochschule Darmstadt
Vorbilddesigner: Ich denke dabei weniger an konkrete Personen als an Arbeitsformen, wie zum Beispiel das Eames-Studio von Ray und Charles Eames.. Dort wurde Ende der 1950er Jahre der Alu-Chair entworfen, für mich ein zeitloser Entwurf.
Was ist die Hauptaufgabe von Design? Eine wichtige Aufgabe sehe ich in der Gestaltung intelligenter und vor allem langlebiger Produkte, die den Bedürfnissen zukünftiger Nutzer gerecht werden.
Welche Bedeutung hat Berlin für Design? Berlin hat sehr gute Voraussetzungen, um zu einem international beachteten Schauplatz für Design zu werden: Es gibt viele junge kreative Leute, die sich mit Design beschäftigen, es gibt renommierte Hochschulen und attraktive Messen, die ein kulturelles Umfeld für einen regen Ideenaustausch schaffen. Nur so können innovative Dinge entstehen.
Über die büro-staubach GmbH Das büro staubach wurde 1994 von Prof. Helmut Staubach gegründet, fünf Jahre später schlossen sich Christina Finger und Prof. Nils Krüger an. 2003 erfolgte die Umstrukturierung zur büro+staubach GmbH. Gesellschafter sind heute Prof. Helmut Staubach, Christina Finger, Prof. Nils Krüger und Jan Bäse. Das Team aus derzeit zehn Produktdesignern entwirft Schienenfahrzeuge, Möbel, technische Produkte und gestaltet Präsentationsmedien.
Kontakt büro+staubach Konzeption und Gestaltung Dieffenbachstraße 37 10967 Berlin Telefon: 030- 695 080 94 E-Mail: <link buero@buero-staubach.de>buero@buero-staubach.de</link> Website: <link http://www.buero-staubach.de/ _blank external-link-new-window>
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