GamesCapitalBerlin: Im Interview mit Co-Founderin Prof. Odile Limpach

Kategorie: Games

Prof. Odile Limpach, Co-Founderin von SpielFabrique

© SpielFabrique

Als Katalysator des Videospiel-Ökosystems hat SpielFabrique ein internationales und grenzüberschreitendes Fachwissen über die Videospielindustrie entwickelt. Mitbegründerin Prof. Odile Limpach spricht mit GamesCapitalBerlin über die Gründung von SpielFabrique, die verschiedenen Programme, die sie anbieten, und die Bedeutung der paneuropäischen Co-Produktion.

Als ehemalige Geschäftsführerin von Blue Byte und der Ubisoft GmbH verfügen Sie über umfangreiche Kenntnisse in der Spielebranche. Warum haben Sie SpielFabrique gegründet und wie haben Sie Ihre Erfahrungen in die Gründung eingebracht?

Die Gründung von SpielFabrique basierte auf folgenden Beweggründen:

  • Unabhängige Videospiele-Entwickler:innen in Europa sind äußerst talentiert, aber es mangelt ihnen an Geschäfts- und Finanzierungskenntnissen sowie professionellem Know-how. Wir haben den Kontakt zu den Studios und zu den Geschäfts-/Finanzierungsexpert:innen. Wir positionierten uns als Vermittler, indem wir ein erstes Beschleunigungsprogramm entwickelt haben. In diesem Jahr werden wir 35 Studios aus ganz Europa in unserem Accelerator-Programm begrüßen können.
  • Länderübergreifende Unternehmen sind das Rückgrat Europas und wir wollen das europäische Wachstum unterstützen, indem wir Videospiele-Entwickler:innen aus Frankreich und Deutschland zusammenbringen und sie bei ihren Projekten unterstützen. Mittlerweile nehmen 12 Länder an unserem europäischen Co-Produktionsmarkt teil.

Meine Erfahrungen in der Produktion und Vermarktung von Spielen haben mir sehr geholfen, die Brücke zwischen der Welt der Expert:innen und den Studios zu schlagen und ein Programm zu entwerfen, das auf die Bedürfnisse der Entwickler:innen zugeschnitten ist.

SpielFabrique ist ein Katalysator für das Ökosystem der Videospiele. Was bedeutet das und warum sind Einrichtungen wie Ihre so wichtig?

SpielFabrique wurde 2016 gegründet und hat eine internationale und grenzüberschreitende Expertise in der Videospielindustrie entwickelt. Von der Beratung von Indie-Studios, die ihr erstes Spiel auf den Markt bringen wollen, über etablierte Indie-Studios, die expandieren möchten, bis hin zur Beratung von öffentlichen Einrichtungen: Wir haben ein umfassendes Verständnis für das Videospiel-Ökosystems aufgebaut.

Als Katalysator für das Videospiel-Ökosystem bringen wir alle Akteur:innen der Branche zusammen, um mehr Verständnis, Wissen und Zusammenarbeit zu schaffen. Unser Ziel ist es, europäische und internationale Aktivitäten zu stimulieren und Ökosysteme zu stärken. Heute sind wir die Einzigen, die einen paneuropäischen Ansatz anbieten.

Vor allem wollen wir mehr Menschen in unsere Wertschöpfungskette einbinden: Andere Partner:innen in der Branche wie mittelständische Verlage, private Investor:innen und Banken, die an diese Projekte glauben. Wir sind ständig auf der Suche nach Partner:innen oder Talenten/Expert:innen in der Branche. Schließlich ist es unser Ziel, eine größere Vielfalt mit mehr lokalen, jüngeren und weiblichen Profilen einzubeziehen, um die aktuelle Gesellschaft widerzuspiegeln.

Wir wollen ein wichtiger Akteur im Ökosystem der Videospiele sein, um durch unsere Programme ehrgeizigere, größere und wettbewerbsfähigere Projekte voranzutreiben: Accelerator-Programm, Europäischer Spiele-Co-Produktionsmarkt, Afrikanischer Spiele-Co-Produktionsmarkt und Indie Plaza, ein Internetportal, das die besten Finanzierungsquellen und Tools für Vertriebs- und Verkaufsprojekte für Indies zusammenbringen wird. All dies wäre nicht möglich, ohne unsere Partner Creative Europe Media, Arte, Goethe Institut, Arctic Game und Orange.

Mit dem European Games Accelerator bieten Sie personalisiertes Mentoring, Workshops und Webinare mit internationalen Expert:innen an. Im Jahr 2023 soll das Programm erweitert werden und mehr Indie-Studios aufnehmen. Wie kam es zu dieser Erweiterung und wer kann sich bewerben?

Dieses Programm zielt auf die spezifischen Bedürfnisse von Studios in Bezug auf Geschäft und Management ab und erforscht einen anderen Weg zur Finanzierung, Entwicklung und Veröffentlichung eines Videospiels auf dem Markt.

Seit 2016 unterstützen wir jedes Jahr zehn Studios und haben den Beweis erbracht, dass personalisiertes Mentoring, d. h. die Verbindung von erfahrenen Business-Mentor:innen mit Indie-Studios, hilft, ihr Wissen, ihre geschäftlichen Fähigkeiten und internationalen Perspektiven zu entwickeln.

Jetzt ist es an der Zeit, das Programm auszuweiten und in möglichst vielen Ländern Europas anzubieten. Wir sind jetzt international bekannt und anerkannt, wir haben wichtige Unterstützung wie Creative Europe Media und wir sind die Einzigen, die dieses Programm anbieten. Unser Wunsch ist es, ein wichtiger Akteur zu sein, d. h. mehr Studios zu begleiten, die mehr Einfluss in der Branche haben, um europäische und sogar interkontinentale Fördermittel anzuziehen.

Das Programm ist offen für europäische Studios, die bereits Erfahrung auf dem Markt haben und ein oder zwei Spiele verkauft haben und die professioneller werden wollen, um die nächste Stufe zu erreichen, d. h. die Entwicklung und Finanzierung ehrgeiziger internationaler Projekte und die Unterstützung ihrer Wachstumsstrategie als Unternehmen. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr bis zu 35 Studios zu fördern.

Wir laden alle ambitionierten europäischen Studios, die den nächsten Schritt machen wollen, ein, sich für das Programm zu bewerben! Bewerbungen für den Track 2023 sind bis zum 19. Februar 2023 möglich. Alle notwendigen Informationen finden Sie auf unserer Website: www.spielfabrique.eu. Wenn Sie Fragen haben, zögern Sie nicht, unseren Acceleration Project Manager zu kontaktieren: matthes@spielfabrique.eu

Die europäischen und afrikanischen Spiele-Co-Produktionsmärkte zielen darauf ab, europäische und afrikanische Entwickler:innen zusammenzubringen und Spiele gemeinsam zu produzieren. Welche Erfolge können Sie bereits vermerken?

Unser Hauptziel ist es, durch diese beiden Programme die Zusammenarbeit zwischen Studios in verschiedenen Ländern zu fördern. 2022 wuchs der europäische Co-Produktionsmarkt: mehr als 70 Studios aus 15 europäischen Ländern wurden eingeladen, dem Markt beizutreten, und mehr als 40 Studios trafen sich. Am Ende wurden zehn Co-Produktionsteams gebildet. Zum ersten Mal haben wir die europäischen Teams im September zu einer zweitägigen Schulung in Straßburg zusammengebracht.

Es wurden Keynotes, Fallstudien und Einzelgespräche mit unseren Expert:innen für Verlagswesen, Recht und Koproduktion sowie Networking-Events organisiert. Alle hatten die Möglichkeit, sich als Team in ihr Projekt zu vertiefen, um für die abschließende Pitching-Veranstaltung für Verleger:innen und Investor:innen im November 2022 gerüstet zu sein. Alle Teams haben ihr Projekt gemeinsam vorgestellt, und wir haben großes Interesse bei den teilnehmenden Studios und Verlagen, Geldgeber:innen und privaten Investor:innen festgestellt. Wir freuen uns auf die Ergebnisse.

Für den African Games Co-Produktionsmarkt wurden neun afrikanische Studios aus 96 Bewerbungen vom gesamten Kontinent ausgewählt. Vier Tage Online-Mentoring zwischen den Studios und unseren internationalen Mentor:innen wurden organisiert, um ihnen zu helfen, ihre Prototypen zu verfeinern und eine Strategie zu den folgenden Aspekten auszuarbeiten: Spieldesign, Geschäftsmodell, Marketing, Finanzierung, Pitching-Methoden, UX-Design. Ziel war es, dass sie ihr Projekt bei einem Matchmaking den europäischen Studios während eines Matchmaking-Tages online zu präsentieren. Das Programm endete mit einer abschließenden Online-Pitching-Veranstaltung: sechs von zehn afrikanischen Studios fanden eine Koproduktion in Europa, was ein Erfolg für eine erste Ausgabe ist.

Das allgemeine Feedback, das wir von unseren Partner:innen, Expert:innen und Verleger:innen erhalten haben, zeigt, dass sich das Niveau der Spiele und Projekte seit den ersten Mentoring-Sitzungen stark entwickelt hat. Die Teilnehmer:innen haben im Rahmen der beiden Programme an Erfahrung, Wissen und vor allem an Vertrauen gewonnen.

Welche Vorteile schaffen diese Co-Produktionen?

Wenn Menschen zusammenarbeiten, profitieren sie von der Erfahrung, den Fähigkeiten und dem Wissen des jeweils anderen. Sie kommen bei der Entwicklung des Spiels auf konzeptioneller, aber auch auf technischer Ebene weiter und können den Verlagen ein größeres, attraktiveres Spiel anbieten. Sie sind auch wettbewerbsfähiger für ein Projekt mit starkem europäischen geistigen Eigentum.

Wir wollen einen alternativen Weg zwischen den klassischen Publishing-Möglichkeiten und dem eigenständigen Indie-Videospielstudio bieten.

Was muss sich ändern, um die transnationale Finanzierung zu erleichtern?

Wir stellen fest, dass ein echter Bewusstseinswandel zu diesem Thema stattfindet. Es entstehen neue europäische öffentliche Fonds und neue Finanzierungsquellen, die diesen Markt unterstützen wollen.

Wir glauben, dass eine der ersten Maßnahmen darin besteht, die öffentlichen Mittel zu synchronisieren, damit sie in dieselbe Richtung fließen. Es wird darauf gedrängt, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und diese auf das Ziel auszurichten, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Beibehaltung des geistigen Eigentums durch europäische Entwickler:innen zu ermöglichen. Derzeit gibt es einige sehr gute Initiativen, aber es fehlt ihnen an Koordination, um effektiv zu sein.

Wir müssen auch über die Finanzierung der Koproduktion nachdenken. Dieses Projekt hat öffentliche Einrichtungen auf den Plan gerufen und ihnen bewusst gemacht, dass ihr Finanzierungssystem nicht unbedingt an dieses System angepasst ist. Wenn wir Koproduktionen zwischen verschiedenen Studios sehen wollen, müssen alle zusammenarbeiten.

Dann müssen wir die Studios schulen, damit sie verstehen, wie wichtig es ist, sich international zu entwickeln. Der Hauptvorteil besteht darin, dass ihre Werbung breiter angelegt ist: Eine Präsenz außerhalb ihres Heimatlandes ermöglicht es ihnen, mehr potenzielle Partner:innen, aber auch Kund:innen zu erreichen.

Deshalb wollen wir bei SpielFabrique europäische IPs entwickeln, damit sie eine größere Wirkung haben und vor allem unsere Talente in Europa bleiben. Es ist alles vorhanden, damit es funktioniert, aber es muss ein Rahmen geschaffen werden.

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