„Berlin zieht Talente an“
Fachkräftemangel kennt auch Reynold Francois, Creative Director bei Ubisoft Berlin sehr gut. In der deutschen Gaming-Branche mangelt es an „Experten für AAA-Spieleentwicklung“, weiß er. Für das Berliner Studio, das 2018 zum Ubisoft-Netzwerks gestoßen ist, ist das allerdings keine Herausforderung: „Berlin ist Deutschlands international bekannteste Stadt und zieht auch viele Talente an - auch aus dem Ausland “, freut er sich über sein internationales Team und die Unterstützung, „die wir von der Stadt und mehreren Partnern beim Aufbau des Studios in Berlin erhalten haben.“
Talente sind beim in Frankreich gegründeten Videospiel-Produzenten vor allem in Sachen KI gefragt, denn wie die Medienproduktion im Allgemeinen wird auch in der Gaming-Branche zunehmend KI in Arbeitsläufen und Prozessen eingesetzt. „Ubisoft arbeitet seit Jahren daran, die Art und Weise, wie wir Spiele mit KI erstellen, zu verändern“, betont Francois. Mit „La Forge“ wurde dafür sogar eine globale F&E-Abteilung von Ubisoft entwickelt, die bisher mehr als 90 Prototypen auf den Markt gebracht haben. „Sie beherbergen Innovationen wie DeepMotion, Sprachsynthese, Choreograph (verwendet in Far Cry 6), spielerähnliche Bots, um das Erlebnis neuer Spieler in Rainbow Six Siege zu verbessern, oder zuletzt Ghostwriter“, zählt der Berliner Creative Director einige auf. Letzteres ist ein Tool zum Verfassen von Dialogen, das im Frühjahr 2023 auf den Markt kam. „Es schreibt aber keine Dialoge an sich, sondern hilft Autoren dabei, zuvor handgeschriebene Teile zu wiederholen und zu erweitern“, präzisiert Francois und bezeichnet es als „kreatives Paraphrasieren“ oder „Platzhalter“. Ghostwriter erscheint mittlerweile als Schaltfläche im hauseigenen Ubisoft-Tool, und alle Autoren und Designer können je nach Bedarf entscheiden, ob sie es verwenden möchten oder nicht.
Doch nicht nur La Forge beschäftigt sich mit KI, auch „bei Ubisoft Berlin haben wir Teammitglieder, die Möglichkeiten für den Einsatz von KI innerhalb von Ubisoft erforschen. Und einige beginnen, KI-gestützte Arbeitsabläufe in ihrer täglichen Routine zu erleben, wie zum Beispiel Künstler, die mit generativer KI die Tageszeit in einem Bild ändern“, ergänzt er. Ziel bei Ubisoft sei es, einen Teil der sich wiederholenden Arbeit rund um die Entwicklung von Spielen zu erleichtern. So könnten etwa KI-Algorithmen Spielinhalte wie Levels, Karten und Quests generieren, oder auch Spielerverhalten analysieren, um Betrüger zu erkennen, oder Matchmaking-Systeme verbessern. Könnten diese Arbeiten schneller und effizienter erledigt werden, können sich die Ubisoft-Leute auf das „konzentrieren, was unserer Meinung nach der wichtigste Wert und die wichtigste Fähigkeit unserer Mitarbeiter ist: ihre Kreativität“, hofft Francois.