Maria Wagner ist die Initiatorin und Geschäftsführerin von gamesforest.club, einer gemeinnützigen Organisation, die den Klimawandel auf spielerische Art und Weise bekämpfen will, indem sie die Spieleindustrie einbezieht. Mit uns spricht sie über ihre bisher größten Herausforderungen und Erfolge und darüber, wie jeder ihr Anliegen unterstützen kann.
Was ist die Idee von gamesforest.club? Was wollten Sie erreichen? Was ist Ihre Vision?
Gamesforest.club ist eine gemeinnützige Initiative, die die Spiele- und Kreativindustrie dabei unterstützt, in die Kohlenstoffabsorption durch die Anpflanzung und den Schutz von Wäldern zu investieren. Wir entwickeln ständig innovative Tools und Investitionspakete, die es der Spieleindustrie ermöglichen, den Klimawandel spielerisch und effektiv zu bekämpfen.
Warum konzentrieren Sie sich auf Spieleunternehmen? Was können sie beitragen, was andere Branchen nicht können?
Die Spieleindustrie ist groß genug und gut gerüstet, um sich der Aufgabe zu stellen, den Klimawandel zu bekämpfen. Die Mentalität der Menschen ist genau richtig – sie denken global, sie haben sehr aktive und große Gemeinschaften und die technischen Mittel, um eine Mission dieser Größenordnung durchzuführen. Sie sind diejenigen, die der Natur einen Wert zurückgeben können, indem sie das Thema und die damit verbundenen Produkte in ihre Inhalte, Community-Veranstaltungen und Unternehmenskultur integrieren. Wir bringen die größte Unterhaltungsindustrie, das Gaming, mit der vielversprechendsten naturbasierten Lösung, den Wäldern, zusammen, um unser größtes Problem anzugehen: den Klimawandel.
Wie kann man Sie unterstützen? Sind nur Spieleunternehmen zum Handeln aufgerufen?
Zunächst wollen wir die Spiele- und Kreativindustrie (mit ihren über 30 Millionen Beschäftigten) ansprechen und die Unternehmen ermutigen, Clubmitglieder zu werden und ihren Beschäftigten die Vorteile einer Mitgliedschaft zu gewähren und gleichzeitig den Planeten zu retten. Es besteht auch die Möglichkeit eines kurzfristigen Engagements als Sponsor:in oder Spender:in. Unabhängig davon, wie sie sich für einen Beitrag entscheiden, fließen immer 70 Prozent ihres Beitrags in das/die von ihnen gewählte/n Projekt/e, 30 Prozent gehen in den Unterhalt des gamesforest.club und in die Deckung der Gehälter der Mitarbeiter:innen und der Verwaltungskosten. Das gesamte Geld, das oben generiert wird, wird für den Waldschutz und den Kauf von vereinseigenen Wäldern verwendet.
Wir bieten auch Medienpartnerschaften an, wenn jemand uns mit seiner Reichweite unterstützen möchte. Jeder, der als Privatperson spenden möchte, kann unsere Website besuchen und dort direkt spenden. Sie können auch Ihren Freunden von uns erzählen, unsere Social-Media-Kanäle besuchen und unsere Inhalte teilen.
Erzählen Sie uns von Ihren bisher größten Erfolgen und Herausforderungen.
Eine unserer größten Herausforderungen wurde zu einer unserer größten Errungenschaften: Es war sehr schwierig, valide Projekte zu finden, die uns mit geeigneten GPS-Daten und Dokumentationen versorgen können. Nach intensiver Recherche und vielen Treffen können wir unseren Mitgliedern nun 14 schöne Projekte mit zuverlässigen Daten zur Verfügung stellen, die auch auf unserer Plattform angezeigt werden. Wir sind sehr dankbar für das Engagement von über 25 Unternehmen, die sich unserer Mission angeschlossen haben und die Projekte bereits in den ersten zwei Monaten mit Patenschaften, Spenden, Spendenströmen oder Medienberichten unterstützt haben. Das Feedback ist großartig und dank unserer Mitglieder wie Miniclip, Goodgames Studios, Matchmade und vielen anderen wächst gamesforest.club stetig. Jeder digitale Baum in unserem Wald stellt eine Investition von € 100 dar. Besuchen Sie einfach gamesforest.club und verfolgen Sie das Wachstum.
Sie haben kürzlich drei CSS Design Awards für Ihre Website in den Kategorien UI Design, UX Design und Innovation gewonnen. Wie haben Sie das Erscheinungsbild der Seite entwickelt? Was waren wichtige Faktoren, die Sie berücksichtigen wollten? Sind Aktualisierungen oder andere Formen des Engagements geplant?
Gemeinsam mit der erfahrenen Agentur Netzbewegung haben wir daran gearbeitet, etwas Spielerisches, optisch Ansprechendes und Zahlenorientiertes zu entwickeln. Gamesforest.club soll das Engagement aller Held:innen der Gamesbranche repräsentieren und ihre Communities und Partner:innen dazu ermutigen, sich ebenfalls zu engagieren. So kamen wir auf die Idee eines digitalen Zwillings, der Bäume bewohnt, die die Investitionen repräsentieren. Die Art des Baums ist mit dem Kontinent des Projekts verbunden, in den das Geld fließt. Neu ist, dass die Unternehmen auch ihre eigenen Bäume und Elemente einfügen können.
Da sich Ihre Initiative über vier Kontinente erstreckt, hat die Pandemie Ihre Arbeit erschwert?
Die Pandemie hat sich nicht negativ auf unsere Arbeit ausgewirkt. Durch die Pandemie erkennen die Menschen mehr und mehr den Wert der Natur und der biologischen Vielfalt und ihren Nutzen für die Gesundheit, die Entspannung sowie als Inspirationsquelle und vieles mehr. Alle unsere Projekte wurden einem Validierungsverfahren unterzogen und liefern uns zuverlässige Daten, die wir sorgfältig prüfen. Bald wird unser Team durch einen Experten bereichert, der die Daten und unsere Partner:innen weiter validieren und prüfen wird.
Neue Bäume zu pflanzen ist eine Sache. Wie aber pflegt man die neuen Wälder und schützt sie vor Dürren, Waldbränden oder illegaler Abholzung? Wie bewältigen Sie die zunehmende Komplexität Ihrer Aufgabe, wenn Ihre Initiative immer erfolgreicher wird?
Wir nutzen öffentlich zugängliche Satellitenbilder und die Informationen von Überwachungsorganisationen und -behörden sowie die von unseren Partner:innen bereitgestellten Daten, um sicherzustellen, dass die von uns geretteten oder gepflanzten Wälder noch vorhanden sind. Außerdem haben unsere Partner:innen für Aufforstung und Naturschutz ihre Förster:innen und Validierer:innen, die ebenfalls dafür sorgen, dass die Wälder weiter gedeihen. Wir versuchen auch, Projekte auszuwählen, bei denen einheimische Arten verwendet werden und eine lebendige Artenvielfalt geschaffen wird, was natürlich eine sicherere Umwelt schafft und die Gefahr von Bränden oder Dürren geringer hält, als z. B. bei Monokulturen.
Eine gemeinnützige Organisation zu gründen, ist ein großer persönlicher Schritt. Warum haben Sie Berlin als Basis gewählt?
Die quirlige Metropole ist ein bekannter Wirtschaftsstandort für Kreative in der Games-Branche und auch eine Drehscheibe für nachhaltige Geschäftsmodelle. Viele der gamesforest.club-Partner:innen aus dem Bereich Naturschutz, darunter zum Beispiel der WWF Deutschland, sowie Medienpartner haben ihren Sitz in Berlin. Ein weiterer Standortvorteil sind die Grünflächen und Wälder, die die Stadt zu bieten hat und die für Netzwerk- und Informationsveranstaltungen genutzt werden können.
Sie sind seit vier Jahren Teil der lokalen Games-Community. Wie würden Sie die allgemeine Stimmung im Hauptstadtnetz beschreiben?
Berlin hat eine sehr lebendige und aufregende Atmosphäre. Es gibt immer die Möglichkeit, Menschen mit interessanten und außergewöhnlichen Ideen und Ansichten zu treffen. Auch die Zahl der Spielestudios wächst, vor allem seit dem Bundesförderprogramm. Es ist eine großartige Stadt für florierende Unternehmen, Menschen und auch die Natur.
Dieser Beitrag stammt im Original von GamesCapitalBerlin und ist hier zu finden (in Englisch).