Neue Messe will konstruktiven Austausch zwischen Konsumenten und Industrie fördern
Die zweite Novemberwoche sollten sich professionelle Gamer genauso merken wie Hobby-Spielende: Von Donnerstag bis Samstag geht in der Alten Münze zum ersten Mal das Games Ground – Berlin Gaming Festival über die Bühne. Drei Tage lang bietet das Festival eine bunte Mischung aus Programmpunkten für Fachbesuchende und die Games-Community.
Vielseitigkeit und Vielfalt im Programm der Games Ground: Von Panel-Diskussionen zu den Themen Talent-Scouting und nachhaltige Gaming-Industrie über das Potenzial von XR und Gamification für industrielle Anwendungen bis hin zu Talks über die rechtliche Situation hinsichtlich Künstlicher Intelligenz (KI) sowie Workshops zum Durchschauen der Psycho-Tricks bei Games und Social Media. Darüber hinaus berücksichtigen die Veranstalter bewusst auch sensible Themen in ihrem Programm: Hate Speeches in der Community oder Gender-Diskriminierung innerhalb eines Unternehmens.
Keine Veranstaltung von vielen
„Viele Konferenzen, die sich im B2B-Bereich ansiedeln und viel Geld kosten, ähneln einer Lehrveranstaltung mit Vorlesungssaal und ein paar Snacks am Rand“, erklärt Gianni Sommer, Geschäftsführer der Hamburger Event- und Vermarktungsagentur NERDIC und Co-Founder & CFO der eigens für das Festival gegründeten Games Ground GmbH. Genau das sollte das Festival nicht sein, war man sich einig. Stattdessen wollten die Veranstalter „etwas Cooles machen“: „Wir wollen ein Gaming-Event sein, zu dem die Leute gern hinkommen, mit schönem Flair und wo auch die Industrie am Retro-Automaten abschalten kann“, beschreibt Sommer die Einstellung von Games Ground GmbH.
Neben NERDIC treten die Berliner Event-Organisatoren Beat EM Hub, Nerdistan, die älteste Games-Schule Europas – Games Academy – und BergEventals gleichberechtigte Shareholder auf. „Jeder hat eine andere Expertise“, nennt Sommer die Zutaten dieser für ihn erfolgreichen, vor allem aber enthusiastischen und spaßmachenden Zusammenarbeit. Beat Em Hub und die Games Academy hatten bereits vor dem Games Ground Festival zusammengearbeitet und waren unter anderem bei Sommers Veranstaltungsreihe „NERDIC in Town“ mit dabei. Nerdistan war aufgrund seines B2C-Schwerpunkts eine gute Ergänzung und BergEvent kam nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrungen im Produktionsmanagement für die re:publica an Bord.
Melange aus B2B und B2C
Ganz neu ist die Idee, B2B und B2C gleichermaßen zu bedienen, nicht. Die Games Ground orientiert sich dabei etwa am OMR Festival, das sich zwar an Unternehmer richtet, aber bei dem Vernetzen und Feiern im Vordergrund stehen. „Diese Melange ist nicht so einfach darzustellen“, weiß Sommer, „wir haben auch überlegt, wie wir beides zusammenbringen.“ Die Lösung lautet, die ersten beiden Tage der Business-Community zu widmen, den Freitagnachmittag als Übergang zu programmieren und den Samstag für alle zu öffnen. An Letzterem dominiert das Community-Programm aus interaktiven Spielen, Gaming-Stations und einem Cosplay-Wettbewerb: So lässt sich bei der „Quiz Night Show“ das Games-Wissen testen, eSport-Projekte wie die brandneue Serie „Smash Ground“ oder ein „Valorant-Wettkampf“ laden zum schweißtreibenden Mitmachen ein.
Daneben finden auch am Samstag Inhalte und Workshops statt. Denn: „Menschen, die Spiele spielen, interessiert auch, wie diese Spiele entstehen“, ist der Mitgründer überzeugt, „das bringt den Gamer zum Game. Wir zeigen die Hintergründe, Gamer können Spielehersteller kennenlernen oder einen Vortrag über eSport anhören. Kurz, der Gamer kommt nicht nur um Zocken, sondern kann auch Inhalt mitnehmen und in die Tiefe gehen.“
Für die Branche ist das ein bisher einzigartiger Zugang. Ob er aufgeht, das wird sich Anfang November zeigen. „Ziel ist schon, die Kombination auch in Zukunft beizubehalten“. Die Veranstalter setzen, laut Sommer, auf eine langfristige Strategie und hoffen damit, die Gaming-Kultur abzubilden. Oder schlicht: „All things gaming“, wie es auf der Website heißt.
Von Indie Games bis Mentor Ground
Da auch „Indie-Games“ diese Kultur entscheidend prägen, wird ihnen beim Games Ground Festival ein eigener Bereich gewidmet. Chanko Studios aus dem französischen Lyon zeigen ihre geschichtsträchtigen Puzzle-Games, genauso wie die deutschen Gamma minus, ein unabhängiges Video-Game-Entwicklungsteam, das schon mit vielen Preisen auf sich aufmerksam machen konnte. „Gespannt bin ich zudem auf Mentor Ground“, nennt Sommer ein weiteres Element, das die Games Ground so speziell macht. Da können Interessierte Fragen an die Topstars der Branche richten – an Team17, CD Projekt Red, Blizzard, Rovio, Guerilla, Flying Wild Hog und viele mehr.
Wie das Who is Who der Gaming-Industrie liest sich auch die Liste der Partner, die mit Inhalten oder Sponsoring zum Erfolg des Games Ground Festivals beitragen. Zu den Unterstützern der ersten Stunde zählen Projekt Zukunft und die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Bereits im April hatten sie das Konzept von Games Ground als eines der besten Veranstaltungskonzepte ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von 100.000 Euro gefördert. „Das war eine Bestätigung und ein Rückenwind für uns, auf dem rechten Pfad zu sein“, freut sich Sommer heute noch über die Auszeichnung, „geholfen hat nicht nur die finanzielle Förderung, sondern auch die Beziehungen und die Weitervermittlung. Jeder kennt hier jeden.“ Wäre dieser Preis nicht gewesen, ist er überzeugt, wäre Games Ground von Anfang an nicht so ernst genommen worden.
Großartige Geschichte für Berlin machen
Vor allem hätten die Veranstalter vielleicht mehr Druck verspürt, mit der Veranstaltung bereits in diesem Jahr Gewinn zu machen. Doch darum geht es den fünf Shareholdern der Games Ground GmbH nicht vordergründig, wie Sommer betont: „Wir wollen eine großartige Geschichte für Berlin machen und danach gucken, was Größeres entstehen kann.“ Entsprechend entspannt steht er dem Ticketverkauf gegenüber. Wie viele Besuchende das Festival anlockt, lässt sich aus derzeitiger Sicht ohnehin schwer sagen: „Vielleicht kommen wir auf die 2.000“, wagt der NERDIC-Geschäftsführer trotzdem eine Schätzung und setzt auf die attraktiven Preisangebote für Tickets, die es für Studenten bereits ab 50 Euro zu kaufen gibt. „Die Kostendeckung werden wir erreichen, wenn wir mehr schaffen, haben wir einen Puffer fürs nächste Jahr.“, so Sommer weiter. Für 2024 sieht er das Games Ground Festival bereits gut aufgestellt, denn bestehende und potenzielle Partner hätten bereits Interesse für eine zweite Auflage signalisiert. „Unabhängig, wie viele Leute kommen, wir wollen eine gute Sache machen“, sagt Sommer und fügt hinzu, „diejenigen, die kommen, sollen Spaß haben. Der Rest hätte die Chance gehabt.“
Noch eine Premiere in Berlin
Zusätzlich zum Games Ground Festival findet in der zweiten Novemberwoche vom 07. bis 08. November erstmals die HIT Games Conference (HGC) in Berlin statt. Die Konferenz setzt u. a. Schwerpunkte auf Mobile Gaming und Web3. Mehr als 60 Redner werden auf zwei Bühnen über Neuigkeiten, Erkenntnisse und Trends auf dem Spielemarkt berichten. Zudem bietet die HGC Berlin einen Ausstellungsbereich mit einigen Networking-Aktivitäten (z. B. Publisher Pitch, Investor Pitch & Dev Expo).
Weiterführende Links:
https://projektzukunft.berlin.de/veranstaltungen/games-ground-berlin-gaming-festival-berlin-feiert-gaming