Deutscher Schauspielpreis 2022

Kategorie: Film/Rundfunk

©La Maison VSF

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Am 9. September fand die 11. Verleihung des Deutschen Schauspielpreises (DSP) statt. Die Auszeichnung von und für Schauspieler:innen wurde in insgesamt sieben Kategorien verliehen. Zudem wurden Auszeichnungen für “Bestes Ensemble”, der Synchronpreis “Die Stimme”, die Ehrenpreise “Lebenswerk” und “Inspiration”, der “Therese-Giehse-Preis” und der “Deutsche Fairnesspreis” im Zuge der Veranstaltung an ihre Gewinner:innen überreicht.

Erstmals wurde der Preis ohne genderspezifische Trennung der Nominierten vergeben, um nicht-binäre Personen zu inkludieren. Zudem wurde die neue Kategorie “Schauspiel Duo” ins Leben gerufen.

Ein besonderer Programmpunkt war die Überreichung des “Deutschen Fairnesspreises”, einem Sonderpreis des Bundesverbandes Schauspiel e. V. (BFFS) und der ver.di FilmUnion, dieses Jahr unter dem Motto “Wahrheit und Wahrhaftigkeit”. Die Gewinnerin, Regisseurin Natalija Yefimkina mit ihrem Dokumentarfilm “Garagenvolk”, wurde bereits im August bekannt gegeben. Neben hochkarätigen Gästen und anschließender Party in der Eventlocation des Spindler und Klatt überreichte Staatssekretär Michael Biel den Sonderpreis am Abend als gesonderten Programmpunkt. Projekt Zukunft zählt seit Gründung 2019 zu den offiziellen Förderern des Preises.

Über den "Deutschen Schauspielpreis"

Der DSP wurde vom Bundesverband Schauspiel e. V. (BFFS) ins Leben gerufen und während der "Berlinale 2012" zum ersten Mal verliehen. Die Preisverleihung ist eine Non-Profit-Veranstaltung, die nur durch ein breites ehrenamtliches Engagement der Schauspieler:innen, zahlreicher Freunde und Unterstützer:innen, Förder:innen und Sponsor:innen ermöglicht wird.

www.schauspielpreis.com

Über den Bundesverband Schauspiel e. V. (BFFS)

BFFS steht für Bühne, Film, Fernsehen, Sprache. Gegründet 2006, ist der BFFS als Verband und Gewerkschaft mit seinen über 3.400 Schauspieler:innen inzwischen die größte nationale Schauspieler:innen-Organisation und die mitgliederstärkste Berufsvertretung der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft. Der BFFS vertritt die berufsständischen sowie die gewerkschaftlichen Interessen der Schauspieler:innen in Deutschland. Er will die kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, tariflichen und sozialen Rahmenbedingungen verbessern bzw. schaffen, die sowohl den einzigartigen Schauspielberuf schützen, bewahren und fördern als auch die besondere Lebens- und Erwerbsituation der Künstler:innen berücksichtigen, die diesen Schauspielberuf ausüben.

Wir sprachen vorab mit dem Schauspieler, Gründer und Vorstandsmitglied des BFFS, Michael Brandner, über den Deutschen Schauspielpreis und wie er die Zukunft der Berliner Filmbranche sieht.

Lieber Herr Brandner, vorab vielen Dank für das Interview. Würden Sie den Hintergrund des Deutschen Schauspielpreises kurz für unsere Leser:innen vorstellen?

Es ist der erste Preis, der grundsätzlich an Schauspieler:innen von Schauspieler:innen vergeben wird.

Der DSP ist von und für Schauspieler:innen und deren Schaffen initiiert. Wie erleben Sie aktuell die deutsche aber auch die Berliner Film-Branche? Und wie ist ihr Wandel zu verfolgen?

Nach dem Pandemie-Schock wird meiner Ansicht nach wieder relativ normal weitergedreht. Lediglich der Mangel an Fachkräften im Team ist deutlich spürbar. Offensichtlich haben viele in der momentanen Stimmung und Sachlage andere Lebensentwürfe.

Welchen Herausforderungen haben Sie sich als Veranstalter im letzten Jahr stellen müssen?

Das Ringen um Sponsoren ist noch einmal intensiver geworden. Es ist halt ein Spiegel der emotionalen und pekuniären Situation.

Neu in diesem Jahr ist, dass die Kategorien nicht mehr nach Geschlecht getrennt werden. Außerdem gibt es zwei neue Kategorien: “Duos” und “Episodische Rollen”. Wie kam es zu dieser Neuerung?

Mit den Duos wurde ein Herzenswunsch des Vorstandes umgesetzt, der dokumentiert, wie wichtig das Zusammenspiel von Partner:innen in einem Format ist. Die episodische Rolle ist für viele Kolleg:innen der Berufsalltag. Hier eine Leistung hervorzuheben, die den Teil einer Serie oder Reihe besonders prägt, war die Intention dieser neuen Kategorie. Nach Geschlechtern nicht mehr zu trennen, war nur eine konsequente Umsetzung der Gendergerechtigkeit.

Stichwort “Equality”: Ist die Schauspielbranche up to date, was Gleichberechtigung angeht – oder gibt es Handlungsbedarf?

Ich denke, wir sind auf einem guten und konsequenten Weg. Der Wille jedenfalls ist nicht mehr zu überhören, auch wenn manches übertrieben anmutet. Anders jedenfalls ist ein Wechsel dieses Umfangs nicht zu managen.

Gibt es weitere Ideen und Pläne, die Sie in Zukunft gerne umsetzen würden?

Wenn die Republik einen generellen Zuschuss pro Bürger an Länder und Kommunen zuteilen würde, könnte das komplizierte und aufwändige Förderwesen grundlegend reformiert werden. Wir müssen alles daran setzen, die „Streamer“ vollumfänglich in das Verteilungssystem zu integrieren. Jede Anwendung muss vergütet werden, immer.

Im Zuge des DSP wird auch wieder der Deutsche Fairnesspreis verliehen. Was sagen Sie zum diesjährigen Gewinnerfilm “Garagenvolk” von Regisseurin Natalija Yefimkinas.

Der Film zeigt nahezu unkommentiert, wie sich Menschen in einem totalitären System anhand von kleinen Fluchten private Freiheiten schaffen. Rührend menschlich.

Thema Nachwuchsförderung: Verfolgen Sie die jungen Talente und nominierten Schauspieler:innen des DSP? Was würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?

Die „Fünf nach Zwölf-Stimmung“ in den Medien berechtigt nur umso mehr dazu, die Menschen wach zu halten, indem wir sie mit unserer Kunst zum Vordenken, Handeln und auch zum Entspannen verleiten. Wir werden mehr denn je gebraucht!

Letztes Jahr wurde das 10-jährige Jubiläum gefeiert, worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Auf die veränderten Kategorien.

Was wünschen Sie sich für den DSP und die (Berliner) Filmbranche in Zukunft? Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?

Ich wünsche mir für den DSP, dass immer genug Preiswertes produziert wird, um spannende Auszeichnungen mit Unterstützung großzügiger Sponsoren zu gewährleisten. Der Filmwirtschaft wünsche ich endlich eine bedingungsfreie Kooperationsbereitschaft zur Durchsetzung einer gerechten Vergütung aller Berechtigten durch Sender und Streamer.

Vielen Dank für das Interview.

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