Am 17. November 2019 wurde zum zweiten Mal, gemeinsam von den Berliner Senatsverwaltungen für Kultur und Europa sowie Wirtschaft, Energie und Betriebe, der Berliner Verlagspreis im Deutschen Theater verliehen. Der mit 35.000 Euro dotierte Hauptpreis ging zur Hälfte an den Berenberg Verlag, der nicht nur unverzichtbare Inhalte veröffentlicht, sondern sich auch optisch von der Masse abhebt.
Der Berenberg Verlag präsentiere eine Kulturgeschichte des Staubes, lautet die Begründung der sechsköpfigen Jury: „Über 100 Jahre alte Reden eines indischen Literaturnobelpreisträgers zum Wesen des Nationalismus. Minuten-Essays zum Innehalten. Kafkas letzter Prozess. Die Frauen um Walter Gropius. Es sind wunderbare Entdeckungen, die man mit dem Berenberg Verlag machen kann.“ Gemeinsam mit dem Verbrecher Verlag kämpft der Berenberg Verlag an vorderster Front für eine bessere, eine schönere Welt. Mit Büchern, die dazu einladen, selbst zu denken und immer wieder abzubiegen von der vielbefahrenen Straße der Masse, heißt es in dem Jury-Statement weiter.
Eigentlich sollte Heinrich von Berenberg das Bankhaus seines Vaters übernehmen, doch er brach seine Banklehre ab und studierte in Hamburg Germanistik und Anglistik. Über zwanzig Jahre lang arbeitete er als Lektor, unter anderem bei der Verlegerin Antje Kunstmann und im Wagenbach Verlag – Gewinner des Berliner Verlagspreises 2018. Vor genau 15 Jahren gründete er mit seiner Frau Petra von Berenberg seinen eigenen Verlag. Das erste Programm erschien mit nur vier Titeln, darunter Erinnerungen des britischen Ökonomen John Maynard Keynes an die Friedensverhandlungen von Versailles und eine Studie von Georg Brandes über Nietzsche.
Es war eine Nische – und somit war die Idee geboren, es auch weiterhin mit Nischenliteratur zu versuchen. Auch optisch heben sich die Berenberg-Bücher ab – mit schönen, sorgsam gestalteten Titeln, deren Markenzeichen der schmale, biegsame Buchrücken aus schwarzem Leinen und das farbige Vorsatzpapier sind: „Wir wollen nicht nur unverzichtbare Inhalte veröffentlichen, sondern auch äußerlich auffallen durch schön und sorgfältig produzierte Bücher, die nicht zuletzt den Sammlerinstinkt der Leser ansprechen“, sagt Heinrich von Berenberg.
Das Programm des Berenberg Verlags war von Anfang an international: „Zu Beginn wurden noch 80 Prozent der Bücher übersetzt: Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch; viel aus Lateinamerika (Mexiko, Kolumbien, Argentinien oder Chile), inzwischen haben wir auch zahlreiche deutschsprachige Autorinnen und Autoren. Neben der auto- und biographischen Schiene sind nach wie vor Zeitgeschichte und Politik wichtig. Irgendwann aber sind auch Romane hinzugekommen, selten sogar auch Lyrik“, so der Verleger, der immer auf der Suche nach guter Literatur ist – egal ob Belletristik oder Sachbuch.
Auch in Zukunft setzt der Verlag auf Beständigkeit des Programms und die Hochwertigkeit seiner Bücher – innen wie außen, sagt Heinrich von Berenberg. Dabei sei der Berliner Verlagspreis ein großer Ansporn. Doch neben einem wertvollen Netzwerk von Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland ist der Standort Berlin auch ein sehr wichtiger Aspekt für den Erfolg des Verlages, so Berenberg: „Für uns arbeiten Kolleginnen und Kollegen in Hamburg, Stuttgart und Augsburg, aber das Programm braucht die ständige Anregung durch diese dauernervöse und daueraufgeregte, aber deshalb auch unvergleichlich anregende Stadt. Außerdem gibt es hier eine vergleichsweise große Anzahl von guten Buchhandlungen, Zeitungs- und Rundfunkredaktionen, die unsere Bücher mögen und mit denen wir nach Möglichkeit ständig in Kontakt sind.“
Über den Berliner Verlagspreis
Ins Leben gerufen wurde der Berliner Verlagspreis im Frühjahr 2018 von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Mit insgesamt 68.000 Euro ist der Berliner Verlagspreis die am höchsten dotierte Auszeichnung ihrer Art in Deutschland. Ziel des Preises ist es, die Vielfalt der Berliner Verlagsbranche zu fördern, den Verlagsstandort Berlin zu stärken und die ambitionierte Arbeit der unabhängigen Publikumsverlage in Berlin zu würdigen.