Lieber Herr Brandner, vorab vielen Dank für das Interview. Würden Sie den Hintergrund des Deutschen Schauspielpreises kurz für unsere Leser:innen vorstellen?
Es ist der erste Preis, der grundsätzlich an Schauspieler:innen von Schauspieler:innen vergeben wird.
Der DSP ist von und für Schauspieler:innen und deren Schaffen initiiert. Wie erleben Sie aktuell die deutsche aber auch die Berliner Film-Branche? Und wie ist ihr Wandel zu verfolgen?
Nach dem Pandemie-Schock wird meiner Ansicht nach wieder relativ normal weitergedreht. Lediglich der Mangel an Fachkräften im Team ist deutlich spürbar. Offensichtlich haben viele in der momentanen Stimmung und Sachlage andere Lebensentwürfe.
Welchen Herausforderungen haben Sie sich als Veranstalter im letzten Jahr stellen müssen?
Das Ringen um Sponsoren ist noch einmal intensiver geworden. Es ist halt ein Spiegel der emotionalen und pekuniären Situation.
Neu in diesem Jahr ist, dass die Kategorien nicht mehr nach Geschlecht getrennt werden. Außerdem gibt es zwei neue Kategorien: “Duos” und “Episodische Rollen”. Wie kam es zu dieser Neuerung?
Mit den Duos wurde ein Herzenswunsch des Vorstandes umgesetzt, der dokumentiert, wie wichtig das Zusammenspiel von Partner:innen in einem Format ist. Die episodische Rolle ist für viele Kolleg:innen der Berufsalltag. Hier eine Leistung hervorzuheben, die den Teil einer Serie oder Reihe besonders prägt, war die Intention dieser neuen Kategorie. Nach Geschlechtern nicht mehr zu trennen, war nur eine konsequente Umsetzung der Gendergerechtigkeit.
Stichwort “Equality”: Ist die Schauspielbranche up to date, was Gleichberechtigung angeht – oder gibt es Handlungsbedarf?
Ich denke, wir sind auf einem guten und konsequenten Weg. Der Wille jedenfalls ist nicht mehr zu überhören, auch wenn manches übertrieben anmutet. Anders jedenfalls ist ein Wechsel dieses Umfangs nicht zu managen.
Gibt es weitere Ideen und Pläne, die Sie in Zukunft gerne umsetzen würden?
Wenn die Republik einen generellen Zuschuss pro Bürger an Länder und Kommunen zuteilen würde, könnte das komplizierte und aufwändige Förderwesen grundlegend reformiert werden. Wir müssen alles daran setzen, die „Streamer“ vollumfänglich in das Verteilungssystem zu integrieren. Jede Anwendung muss vergütet werden, immer.
Im Zuge des DSP wird auch wieder der Deutsche Fairnesspreis verliehen. Was sagen Sie zum diesjährigen Gewinnerfilm “Garagenvolk” von Regisseurin Natalija Yefimkinas.
Der Film zeigt nahezu unkommentiert, wie sich Menschen in einem totalitären System anhand von kleinen Fluchten private Freiheiten schaffen. Rührend menschlich.
Thema Nachwuchsförderung: Verfolgen Sie die jungen Talente und nominierten Schauspieler:innen des DSP? Was würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?
Die „Fünf nach Zwölf-Stimmung“ in den Medien berechtigt nur umso mehr dazu, die Menschen wach zu halten, indem wir sie mit unserer Kunst zum Vordenken, Handeln und auch zum Entspannen verleiten. Wir werden mehr denn je gebraucht!
Letztes Jahr wurde das 10-jährige Jubiläum gefeiert, worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?
Auf die veränderten Kategorien.
Was wünschen Sie sich für den DSP und die (Berliner) Filmbranche in Zukunft? Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?
Ich wünsche mir für den DSP, dass immer genug Preiswertes produziert wird, um spannende Auszeichnungen mit Unterstützung großzügiger Sponsoren zu gewährleisten. Der Filmwirtschaft wünsche ich endlich eine bedingungsfreie Kooperationsbereitschaft zur Durchsetzung einer gerechten Vergütung aller Berechtigten durch Sender und Streamer.
Vielen Dank für das Interview.