Die Kampagne "Mental Health in Fashion" setzt sich für Bewusstsein und Veränderung in der Branche ein. Wie siehst Du die Rolle von Designer:innen und Marken bei der Unterstützung von psychischer Gesundheit in der Mode, und gibt es Wege, wie Deine Marke aktiv dazu beitragen kann?
Als Designerin sehe ich eine große Verantwortung, was die psychische Gesundheit in der Mode betrifft - meine Marke setzt sich aktiv dafür ein, diese Themen anzugehen. Ein Beispiel dafür ist mein Experimentieren mit einem neuartigen Material, das Algen, Baumwolle und Viskose kombiniert. Dieses Material wird gestrickt und verleiht dem Kleidungsstück nicht nur einen gesundheitsfördernden Charakter, sondern auch einen abgestimmten Aspekt, der sich speziell an den oder die Träger:in richtet. Die Nähte sind so platziert, dass sie den Körper berühren und einen maßgeschneiderten Effekt unterstützen, ähnlich einem Weighted Blanket, das Geborgenheit vermittelt.
Des Weiteren habe ich ein Parfum entwickelt, das den Bereich des Hoffnungsaufbaus anspricht. Dieses Parfum spielt mit der Vergangenheit, den Kindheitserinnerungen, dem gegenwärtigen Gefühl von Klarheit und Gesundheit und einer synthetischen, dennoch hoffnungsvollen Zukunft. Das Parfum wurde nicht nur als persönliches Produkt entwickelt, sondern auch für den Einsatz in Smoke-Maschinen bei Performances und als Raumduft.
Ebenso integriere ich auch viel Text in meine Kollektionen, wobei kleine Tags an den Kleidungsstücken zusätzliche Informationen zur Kollektion liefern. Diese Herangehensweise dient dazu, nicht nur Kleidung zu präsentieren, sondern auch eine Geschichte und Botschaft zu vermitteln. Zusätzlich betone ich, dass ich mit meinen Kollektionen Kosmetik für den Körper schaffe. Ein Beispiel ist ein Strickstück, das nicht nur ästhetische, sondern auch wichtige gesundheitliche Aspekte berücksichtigt, wie zum Beispiel eine optische Brustverkleinerung, die für die mentale Gesundheit einer Person von großer Bedeutung sein kann. Dieses Kleidungsstück aus speziellem Material ist angenehm zu tragen, verursacht keine Irritationen und wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Du hast bereits begonnen, Wege zur Reduzierung von Modeabfällen zu integrieren. Wie kann eine nachhaltige Praxis in der Mode dazu beitragen, das Bewusstsein für mentale Gesundheit zu stärken?
Durch meine Bemühungen, nachhaltige Praktiken in der Mode zu integrieren, entstand ein faszinierendes Konzept, das ich als "Nuclear-family T-Shirt" bezeichne. Dabei geht es darum, den Müll der Eltern-Generation in Form von T-Shirts zu nutzen, die oft gedankenlos weggeworfen oder nie getragen werden. Diese T-Shirts werden dann von mir upgecycelt, wobei ich versuche, die Individualität zu stärken und gleichzeitig nachhaltige Materialien wie Eco-Nylon, Deadstock und Organic Cotton zu verwenden.
Das Besondere an diesem Konzept ist, dass die ursprünglichen Käufer:innen aktiv in den Upcycling-Prozess integriert werden. Durch die Möglichkeit, mir ihre alten T-Shirts zu schicken und an einem Zoom-Gespräch teilzunehmen, können sie Einfluss auf das Design und den Stoff nehmen. Ich werde dann nicht für das Material, sondern für die Konzeption und den Herstellungsprozess bezahlt, was einen transparenten Einblick in die Modeindustrie ermöglicht. Außerdem habe ich eine Show während des Lockdowns der London Fashion Week realisiert, bei der Models ihre alte Kleidung einschickten, die ich upcycelt und in einer beeindruckenden Kollektion präsentiert habe. Dieses Projekt kostete insgesamt nur 100 Pfund und setzte nicht nur ein nachhaltiges Zeichen, sondern stärkte auch die Verbindung zwischen Designerin und Models, indem sie aktiv am Upcycling-Prozess beteiligt wurden.
Durch solche nachhaltigen Praktiken möchte ich nicht nur Modeabfälle reduzieren, sondern auch das Bewusstsein für mentale Gesundheit stärken. Das Konzept des "Nuclear-family T-Shirts" und die Einbindung der ursprünglichen Käufer:innen schaffen einen Raum für gemeinsamen Heilungsprozess und fördern das Vertrauen sowie die positive Awareness für Nachhaltigkeit. Der Fokus auf "People First" ist für mich entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und der Stigmatisierung entgegenzuwirken, was letztendlich zu einer aktiven und positiven Auseinandersetzung mit nachhaltigen Praktiken führt.
Eine Zusammenarbeit wie Deine mit Browns und Browns Focus hebt aufstrebende Talente hervor. Inwiefern spielt Gemeinschaft generell eine Rolle in Deiner Arbeit und wie könnte sie dazu beitragen, die Diskussion über mentale Gesundheit voranzutreiben?
Gemeinschaft spielt eine entscheidende Rolle in meiner Arbeit, und ich betone ständig die Bedeutung von Kollaboration. Meine Praktikant:innen sind integraler Bestandteil des kreativen Prozesses, und ihre Namen werden oft den Pieces zugeordnet, die sie mitgestalten. Die Idee hinter dieser kreativen Zusammenarbeit ist nicht nur das Überleben der Marke, sondern auch der Aufbau einer Art Welt, die über reine Kleidungspräsentation hinausgeht. Ich organisiere Events, die neben der Vorstellung der neuen Kleidung, auch als Plattform für Parties, Performances und Einladung anderer Künstler:innen dienen.
Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit einer Autorin, die sich auf das Thema Mental Health konzentriert. Während eines Pop-Up-Verkaufs meiner Kleidung organisierten wir auch einen Mental Health Workshop. Diese Events dienen als Raum für Begegnungen und bieten Möglichkeiten zum Austausch. Mein Ziel ist es, diese Gemeinschaftsorientierung zu stärken und die Diskussion über mentale Gesundheit voranzutreiben. Es macht Spaß, diese Veranstaltungen als Testorte zu nutzen, um zu sehen, ob sie funktionieren und die Menschen ansprechen.
In Bezug auf meine Kooperationen und Projekte mit verschiedenen Kollektiven, wie zum Beispiel "Slip Mode", das speziell für weibliche DJs in einer männerdominierten Szene Workshops anbietet, geht es immer darum, eine unterstützende Gemeinschaft zu schaffen. Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit ist die Integration von Kleidungsmechanismen, die oft mit dem Mental Health-Aspekt verbunden sind. Ich habe eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant, darunter auch mit einer Kreativdirektorin, die an der Schnittstelle von Kunst und Natur arbeitet. Diese Zusammentreffen sollen nicht nur die Marke präsentieren, sondern auch als Vehikel für andere Projekte und Begegnungen dienen. Die Kleidung spielt dabei eine unterstützende Rolle, um die Brücke zur Community zu schlagen.