Die HitFox Group agiert mittlerweile erfolgreich als Inkubator. Wie viele Unternehmen haben Sie bisher gegründet? Ist Ihnen eines in besonderer Erinnerung? Mit welchen Gefühlen erinnern Sie sich an Ihre erste Gründung zurück?
Die HitFox Group hat gerade ihre 10. Gründung gefeiert, auch wenn wir noch nicht alle der Unternehmen an die Öffentlichkeit gebracht haben. Ich selbst habe im Februar bei HitFox angefangen, um ein Team aufzubauen, das unter anderem die Gruppe repräsentiert und die Gesellschaft und Berliner Szene als Innovationstreiber noch stärker aktiv mitprägt. Unsere größten und wichtigsten operativen Aufgaben bestehen darin, Kommunikation als Mittel zu nutzen, weiter die besten Gründer und Talente für Gruppe und Töchter anzuziehen und anfangs als Teil unserer Töchter Unternehmensidentität, Kommunikation, Marketingstrategien und -kanäle aufzubauen, bis die jeweilige Tochter eigenständig ist. Als Inkubator sind unsere Produkte schließlich erfolgreiche Unternehmen, in denen unsere Kollegen gerne arbeiten und immer wieder neue Herausforderungen finden, an denen sie wachsen können. Als ich im Februar zu HitFox kam, hatten wir erst drei Töchter. Seitdem war tatsächlich jede Gründung enorm spannend, da wir auf Qualität setzen und das bedeutet, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse jeder Tochter eingehen. Wir starten keinen Unternehmensblog mit aufwendigen Fachartikeln, weil man das als B2B-Unternehmen halt nach fünf Monaten so macht, um professionell zu sein. Wir sehen uns vielmehr als interner Herausforderer, der den Gründern und ihren Teams dabei hilft zu verstehen, wie man Kommunikation flexibel einsetzt, um seine Geschäftsziele, den Kunden und Meilensteine effizient zu erreichen. Ein Gründer hat ja tausend Dinge zu tun und wagt sich qua Definition von Unternehmertum ins Ungewisse. Dabei geben wir ihr oder ihm die Sicherheit, einen starken Partner an der Seite zu haben, der Orientierung gibt und eine bestimmte Perspektive auf ein Unternehmen meistert.
Eine Gründung sticht aber tatsächlich hervor. Mit der Gründung von FinLeap Anfang dieses Monats haben wir gemäß unseres eigenen Ansatzes im Aufbau digitaler Unternehmen kürzlich einen eigenen Inkubator für den FinTech-Markt gegründet. Als Inkubator einen Inkubator aufzubauen, das gehört schon zu den spannendsten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann. Sowas macht man nur, wenn man das System erfolgreicher Innovation sehr gut durchdrungen hat. Ohne die zahlreichen Seriengründer und nunmehr auch seniore Marktexperten, die wir mittlerweile an Bord haben, wäre das nicht so einfach möglich gewesen.
Ihr CEO Jan Becker wurde mit dem „Entrepreneur of the Year Award“ in der Kategorie Startup der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young ausgezeichnet, herzlichen Glückwunsch. Was bedeutet diese Auszeichnung für HitFox?
Erst einmal ist es eine tolle Bestätigung der Leistung des ganzen Teams in den letzten drei Jahren. Es ist eine Anerkennung dafür, ein Startup zwei Mal neu ausgerichtet zu haben und daraus einen wirtschaftlichen Erfolg im Rahmen eines neuartigen Organisationsmodells gemacht zu haben – das skalierbar und menschenfokussiert ist. Ich war zwar selber noch nicht dabei, aber ein Unternehmen so lange in einem Markt experimentierfreudig zu halten, bis man den richtigen Schlüssel gefunden hat, ohne dabei rein strategisch zu bleiben, davor habe ich größten Respekt.
Vor allem ist es aber ein Ansporn. Auf dem Weg vom Startup zum Inkubator sind wir vor allem unseren Geschäftsprinzipien, Erfahrungen und Menschenverstand gefolgt. Mittlerweile haben wir unsere Erfahrungen in eine lernende Systematik umgewandelt, die unsere Stärken übertragbar macht und uns hilft, immer besser zu werden. Zuletzt hilft uns die Auszeichnung dabei unsere Rolle als Innovationstreiber in der deutschen Gründerszene, aber auch darüber hinaus zum Beispiel im Gespräch mit Konzernen, stärker wahrzunehmen. Viele Großunternehmen kämpfen heute mit dem systematischen Aufbau erfolgreicher Innovation in Form von Unternehmen und sprechen uns an, um von uns zu lernen.
Die HitFox Group wuchs innerhalb von drei Jahren von einem Startup zu einer weltweit erfolgreichen Unternehmensgruppe. Was raten Sie gründungswilligen Personen und Startups?
Sie sollten sich einen Partner suchen, der zu ihren Zielen passt, um sich auf das Wesentliche konzentrieren und von einem entsprechenden Netzwerkeffekt profitieren zu können. In den USA gibt es mittlerweile so viele gut ausgestattete Gründungen, dass der Aufbau eines persönlichen Netzwerks einfacher ist. Auch der Erfahrungsaustausch im Markt ist hilfreicher, weil schon mehr Erfahrungen mit dem Aufbau digitaler Unternehmen gemacht wurden, die Gründern dabei helfen, erst gar nicht in Probleme reinzulaufen oder schnell einfache Lösungen zu finden. In Deutschland sind wir hiervon noch ein paar Jahre entfernt, bei HitFox stellen wir aber zum Beispiel über die bewusste Selektion bestimmter Wachstumsmärkte solche synergetischen Cluster her. Auch das Thema Finanzierung ist hier ein Thema. Wenn ich will, dass mich das nicht einen Großteil der Zeit kostet, die ich lieber in den Aufbau meines Unternehmens stecken möchte, macht eine Partnerschaft Sinn. Der initiale HitFox Business Plan zum Beispiel war zwei Seiten lang, die Finanzierung ein Resultat von Reputation und Vertrauen.
Hitfox hat sich von einer Internetplattform für elektronische Spiele zu einem internationalen Anbieter von AdTech, Big Data und FinTech entwickelt. Welche Rolle wird Big Data zukünftig spielen, welche FinTech? Wie sehen Sie die Zukunft dieser Branchen? Welche Veränderungen erwarten Sie?
Der Werbemarkt ist massiv im Umbruch und wächst nicht nur quantitativ mit der gestiegenen Nutzung von Mobilgeräten und Internet, sondern auch in vielen qualitativen Dimensionen. So wird Werbung zielgerichteter, interaktiver und relevanter. Wenn es ein Unternehmen leichter hat, die richtigen Abnehmer zu finden und nicht mehr ins Dunkle schießt, dann ist der Marktprozess effizienter und Unternehmen können Preise senken und innovativer werden. Sie sind so auch näher am Kunden. Dass der Kunde hier mitreden können muss, steht außer Frage.
Big Data wird außer Frage viele Lebensbereiche verändern. Langfristig wird Big Data uns dabei helfen, zum Beispiel unseren Umgang mit Bildung, Gesundheit und Energie stark zu verbessern. In diesen Bereichen sind wir bisher noch nicht vertreten, weil dort die Zeit aus unserer Sicht noch nicht ganz reif ist. Unsere ersten Big-Data-Unternehmen haben wir nah an unserem Kernmarkt, dem Werbemarkt, gegründet. Am charmantesten an Big Data finde ich das Eingeständnis, dass die Feststellung einer Korrelation in großen Datenmengen ausreicht, um uns zu helfen, gute Entscheidungen zu treffen. Es ist also ein Eingeständnis uns selbst gegenüber, dass unser rationales Denksystem nicht alles erklären kann und auch nicht muss. Bekannterweise sind ja ohnehin viele rationale Denkmuster falsch. Das wird ein spannendes Zeitalter und vielleicht nutzen wir die Chance, etwas weniger besserwisserisch und einen Deut bescheidener zu sein. Anstatt in gelernten Denkmustern festzustecken, würde das vielen Menschen dabei helfen, die richtige Einstellung für lebenslanges Lernen zu entwickeln. Die Überraschungen, die das Lernen für uns bereit halt, sind ja ohnehin die schönsten.
FinTech bedeutet im Wesentlichen die Neugestaltung des Finanzmarktes unter Nutzung der Möglichkeiten neuer Technologien und neuer Erkenntnisse. Dass die Interaktion mit Banken und Finanzdienstleistern ein eigener riesiger Markt ist und in jedem Leben viel Zeit in Anspruch nimmt, ist ja ein Resultat der Historie. Wer sagt denn, dass ich kein Haus bauen kann und sich die Finanzierung quasi von selber regelt – ohne viel Papierkram. Wer glaubt denn heute noch, dass ein einzelner Bankberater alle Möglichkeiten kennen und objektiv die beste Option für seinen Kunden identifizieren kann oder nehmen wir die Globalisierung: Menschen sollten finanzielle Möglichkeiten und Angebote über die Grenzen ihres Landes hinaus nutzen können. Mit unserem ersten FinTech-Unternehmen Savedo.de machen wir zum Beispiel genau das für den deutschen Festgeldanleger zu höheren Zinsen als in Deutschland möglich. Der Deutsche spart ja weiterhin ungemein gerne – nur kriegt er heute nichts mehr für sein Geld. Es mag esoterisch klingen, aber Menschen zu ermöglichen, ihr Geld tatsächlich nach ihren Vorstellungen, ohne hohe Provisionen und einfach einzusetzen, sodass es als bestmögliches Mittel zur Realisierung ihrer Ziele dient – das ist eine wundervolle Aufgabe.
Berlin ist…
… für uns ein großartiger und immer attraktiver werdender Standort, den wir nicht missen wollen. Unsere Mitarbeiter sind seit 2011 aus über 40 Nationen zu uns gekommen und fühlen sich in Berlin grundsätzlich wohl. Dank unseres Erfolges haben wir es zum Glück noch immer geschafft, neben tollen Entrepreneuren auch genügend exzellente Kollegen zu finden. Über unsere Struktur haben wir aber auch hart daran gearbeitet, die Schwächen des Standortes insoweit zu überwinden, dass es möglich ist, global wettbewerbsfähige Unternehmen aufzubauen. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass es lange nicht allen Berliner Akteuren so ergeht. Während die einzelnen Herausforderungen weitgehend bekannt sind, glaube ich, dass ein wichtiger Schritt darin liegt, tatsächlich den Glauben in das riesige Potenzial neuer Unternehmen zu verinnerlichen und danach zu leben, bevor es sich langfristig gegen verbliebene Barrieren durchsetzt. Bisher gibt es eine rege Mischung aus reinen Lippenbekenntnissen und tatsächlichen Taten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Projekt Zukunft sich zum Treiber dieser Entwicklungen in der Region Berlin macht. Auf unsere Unterstützung können Sie dabei zählen.
Oliver Kanders verantwortet seit Anfang 2014 die Marketing und Kommunikationsabteilung der HitFox Group. Das Team sieht sich als ganzheitlicher Wegbegleiter für alle neuen Töchter der Gruppe und unterstützt diese beim Aufbau von Unternehmensidentität, Kommunikation, sämtlichen Marketingaktivitäten und dem Weg in die Eigenständigkeit. Kanders arbeitete zuvor in strategischen Positionen für die Vorstände der Verlagsgruppe Handelsblatt und von arvato Bertelsmann. Er studierte Unternehmensführung an der Gründerhochschule WHU in Vallendar. Neben seiner Aufgabe bei HitFox macht Kanders aktuell eine Ausbildung zum systemischen Coach und verbringt seine Freizeit am liebsten bei seiner Lebenspartnerin in Marokko.
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HitFox Group GmbH
Oliver Kanders
Rosa-Luxemburg-Straße 2
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Tel.: +49 (30) 577025820
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