Zukunftskopf: Co-Gründerin und CEO Aimie-Sarah Carstensen von ArtNight
Die Mission der Gründerin Aimie-Sarah Carstensen ist Kreativität zu einer Routine zu machen, die alle lieben. Wie sie das mit ArtNight schafft, erzählt sie uns im Interview. Mehr
Anika Wiest
E-mail: anika.wiest@senweb.berlin.de
Telefon: (030) 90138423
Am 3. April 2019 wird zum vierten Mal der Deep Tech Award verliehen. Prämiert werden sowohl anwendungsorientierte und erprobte Lösungen als auch Produkte auf Soft- und/oder Hardwarebasis, die sich durch einen hohen Innovationsgrad und ein großes Zukunftspotenzial auszeichnen.
Jurymitglied Prof. Dr. Heike Hölzner, Professorin für Entrepreneurship und Mittelstand an der HTW Berlin, verrät im Interview mit Projekt Zukunft, welche Voraussetzungen die Bewerber mitbringen müssen, warum der Award so einen großen Stellenwert für Berlin hat und wie es um die weibliche Gründerszene bestellt ist.
Im April wird zum vierten Mal der Deep Tech Award verliehen – die Bewerbungsphase ist vorbei. Warum ist dieser Preis für den Wirtschaftsstandort Berlin so wichtig?
Das Silicon Valley hat die erste Halbzeit der Digitalisierung, die des Kosumentenbereiches, gewonnen. In der zweiten Halbzeit der Digitalisierung jedoch, die gerade erst angebrochen ist und die tief in die Prozesse industrieller Fertigung eingreift, holen europäische Startups auf. Experten gehen davon aus, dass Europa und insbesondere Deutschland Vorreiter der technologischen Revolution hin zur Industrie 4.0 sein kann. Der Schlüssel zum Erfolg lautet „Deep Tech“. Bereits heute werden in Europa im Deep-Tech-Bereich ebenso viele Startups gegründet wie in den USA.
Allerdings erhalten diese Unternehmen vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Das liegt maßgeblich an den Deep Tech inhärenten Eigenschaften: Deep Tech findet in der Regel im B2B-Umfeld Anwendung; sofern Deep-Tech-Innovationen überhaupt im Endkonsumentenbereich Anwendung finden, sind sie nur mittelbarer Bestandteil eines Produktes. Dadurch lässt sich dem Endverbraucher der Mehrwert einer Deep-Tech-Innovation nur schwer vermitteln.
Startups haben sich zunehmend als ein neues Ökosystem für Innovationen etabliert – führt der Deep Tech Award dazu, dass diese Unternehmen zunehmend in den Fokus von Investoren geraten?
Das ist zumindest eines der Ziele des Awards. In Berlin hat sich in den vergangenen Jahren eine sehr vitale Hardware- und Deep-Tech-Gründerszene etabliert. Das ist eine tolle Entwicklung und sie hat dazu geführt, dass auch immer mehr auf Deep Tech spezialisierte Company Builder und ein paar Venture-Capital-Gesellschaften entstanden sind. Aber Investitionen in Deep Tech sind im Vergleich zu digitalen Geschäftsmodellen für Investoren schwierig. Man braucht nicht nur in den frühen, sehr risikoreichen Phasen mehr Geld, auch das Wachstum ist nicht „viral“ und erfordert hohe Investitionen. Derartiges Kapital ist in Deutschland noch immer kaum am Markt. Und das ist schade, denn ich behaupte, es stünde im Mittelstand durchaus zur Verfügung.
70 Bewerber konnten Sie in diesem Jahr verzeichnen – doch warum liegen Frauen in den Bewerbungen noch in der Unterzahl? Denn in der Jury scheint das Gleichgewicht ja zu stimmen…
Frauen sind in der Gründerszene in Deutschland noch immer unterpräsentiert, der aktuelle DSM (Deutsche Startup Monitor) hat festgestellt, dass der Anteil von Gründerinnen bei Tech-Startups in Deutschland bei 15,1 Prozent liegt. Gründe dafür sind vielfältig und bekannt, unter anderem fehlende Netzwerke und schlechterer Zugang zu Kapital. Dieser Effekt wird beim Thema Deep Tech dadurch verstärkt, dass diese Innovationen oft im Umfeld von Hochschulen und dort in Forschungsbereichen entstehen, in denen es ebenfalls verhältnismäßig wenig Frauen gibt. Dass sich weniger Frauen als Männer beworben haben, hat daher nichts mit der Attraktivität des Awards für Frauen zu tun. Es ist ein strukturelles Problem.
Die Deep Stars 2017 – das waren unter anderem die VIRTENIO GmbH und die MatchX GmbH – was zeichnete die Gewinner aus?
Da ich im letzten Jahr nicht Teil der Jury war, kann ich darüber keine genaue Aussage treffen. Schaut man sich die beiden Unternehmen jedoch von außen an, ist erkennbar, dass es sich in beiden Fällen um hochinnovative Lösungen aus dem IoT-Umfeld handelt, die Software und Hardware miteinander verbinden und die ein breites Einsatzgebiet haben. Das ist ja eine Besonderheit von Deep Tech. Da die Innovation nicht speziell für ein einziges Produkt geschaffen wird, kann sie, sofern sie zum Einsatz kommt, oft in einer Vielzahl von Lösungen Anwendung finden. MatchX finde ich persönlich besonders spannend, da sie eine Lösung mit Hilfe der Blockchain-Technologie entwickelt haben. Auf Grundlage dieser Basistechnologie, davon bin ich fest überzeugt, werden wir noch viele Deep-Tech-Gründungen in den kommenden Jahren sehen.
Sie beraten in Ihrer Funktion als wissenschaftliche Leiterin am Sirius Minds Institut High-Tech-Gründer. Was sind Ihre Schwerpunkte?
Ich würde nicht von Beratung, sondern Coaching sprechen. Das ist ganz wichtig, denn langfristig werden Unternehmer*innen nur mit den Innovationen und Entscheidungen erfolgreich sein, die sie selbst entwickelt und getroffen haben. Das kann und darf man ihnen nicht abnehmen. Aber man kann unterstützend wirken, einen neutralen Blick von außen einbringen und kritische Fragen stellen, die das eigene Denken weiter anregen. Wir konzentrieren uns hier auf die Themen Geschäftsmodellentwicklung und Teamentwicklung. Das Thema Teamentwicklung wird häufig unterschätzt und gehört doch zu den Top-3-Gründen, warum Startups scheitern. Nicht umsonst sagen viele erfolgreiche Startup-Unternehmer*innen, dass sie rückblickend viel früher über das Thema Teamentwicklung hätten sprechen sollen – auch mit externen Ansprechpartnern. Im Bereich Geschäftsmodellentwicklung arbeiten wir mit innovativen Instrumenten, die helfen, den Kunden und den Markt besser zu verstehen und früh die eigenen Ideen und Annahmen zu testen.
Zu guter Letzt: Könnten Sie bitte folgenden Satz vervollständigen: „Berlin ist…“
„…auf dem Weg zu einem Hotspot für Deep Tech zu werden. Verschiedenste Subszenen, wie die rund um Blockchain, entwickeln sich und werden, wenn wir sie ausreichend fördern und unterstützen, einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Deutschland in der zweiten Welle der Digitalisierung nicht erneut von den USA abgehängt wird.“
Die Mission der Gründerin Aimie-Sarah Carstensen ist Kreativität zu einer Routine zu machen, die alle lieben. Wie sie das mit ArtNight schafft, erzählt sie uns im Interview. Mehr
WAY nimmt (unfreiwilligen) IT-Manager:innen 90 Prozent ihrer Sorgen ab. Wir trafen das Gründer-DuoJonas und Cedric zum Interview. Mehr
Am 5. und 6. Juni steht die Elisabethkirche im Zeichen von VR/XR und KI. Ein Ausblick auf das Summit URBAN IMMERSION. Mehr