ThingsCon ist eine Konferenz zu Internet der Dinge und neuer Hardware. Wie ist die Idee entstanden? Wen wollen Sie mit der Konferenz erreichen und was sind die Ziele?
ThingsCon ist ein Community-Event – daher kommt auch die Idee. Wir haben die ThingsCon in einem kleinen Team aus Gründern ins Leben gerufen, um eine Lücke zu füllen: Eine Konferenz in Europa, die sich an alle richtet, die sich mit neuer, vernetzter Hardware und dem Internet der Dinge beschäftigen. Und zwar mit einem professionellen Blick: Wie können wir die Produkte bauen und mitgestalten, die in naher Zukunft unser Leben entscheidend prägen? Was heißt das für unsere Art zu arbeiten, zu designen, zu gründen, und zu produzieren?
Wir wussten, dass es die Community dazu gibt. Trotz der hohen Relevanz haben wir eine solche Konferenz bislang nicht gefunden. So haben wir uns entschieden, das Ganze selbst in die Hand zunehmen und die ThingsCon gestartet. Unser Ziel: Pioniere und Innovatoren zusammenbringen, die dieses neue Ökosystem mitentwickeln – und im besten Fall zusammenarbeiten.
Was erwartet die Teilnehmer auf der diesjährigen ThingsCon?
Dieses Jahr gibt es wieder zwei volle Tage mit Talks, Workshops und einer Demo-Area. Wir bieten ein interessantes Rahmenprogramm von Partys, Meet-Ups, einem Pitch im betahaus und einer Hardware-Tour durch Berlin. Nicht zu vergessen ist der nicht ganz so ernst gemeinte Crappy-Robot-Fight. Wir erwarten bis zu 400 internationale Teilnehmer und haben spannende Denker und Gründer eingeladen, die vernetzten Produkte aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.
Mit Warren Ellis und Bruce Sterling kommen zwei Science-Fiction Autoren zur ThingsCon, die auch einen kritischen Blick auf das Potential einer vernetzen Welt werfen. Unterstützt werden sie dabei von Rednern wie Zukunftsforscher Scott Smith, UX-Designerin und O’Reilly Autorin Claire Rowland oder den Open Data Aktivistinnen Julia Kloiber und Zara Rahman.
Das Internet der Dinge ist eine der wichtigsten technologischen Veränderungen der Gegenwart. Wie sehen Sie die Entwicklung der Branche? Womit rechnen Sie in den nächsten Jahren?
Ein Blick auf die ThingsCon kann bereits einen ersten Hinweis darauf geben; auch unsere Konferenz ist reifer geworden. So war im ersten Jahr noch eine Aufbruchsstimmung wie in den ersten Tagen des Internets zu spüren, bei dem vor allem Grundsatzfragen diskutiert wurden. Dieses Jahr ist die Szene schon deutlich weiter. Themen wie eine offene und leistungsfähige Infrastruktur, neue Designkonzepte und gesellschaftliche sowie soziale Auswirkungen sind aktuell gefragt. So wird auf der ThingsCon ein „Code of Conduct“ für das Design vernetzter Produkte vorgestellt. Nachhaltige Material- und Produktentwicklung ist ein Thema. Auch ein dezentrales Smart-Energy-Projekt in Indien wird präsentiert.
Das Silo-Denken von Startups, Produzenten, und großen Unternehmen nimmt weiter ab. Sie verstehen, dass ein Ökosystem diverse Akteure braucht. Selbst ein Hardware-Projekt auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter kann hoch innovativ sein, ist dabei aber auf die Technologie und Infrastruktur von anderen angewiesen. In dieser integrierten Zusammenarbeit, auch mit der Politik, sehe ich die Zukunft der Branche. Das setzt natürlich allgemeine und offene Standards, die Inklusion von globalen Ideen und Bedürfnissen und ein nachhaltiges und intelligentes Design von Produkten und Services voraus. Da bin ich jetzt einfach mal optimistisch! (lacht)
Was raten Sie gründungswilligen Personen und Startups im Bereich neuer Hardware?
Sehr viel Durchhaltevermögen! Ein Unternehmen zu gründen, das sich mit Software als auch mit Design und Produktion von Hardware beschäftigt, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Zusätzlich zu all den Hürden, die ein Software-Startup zu meistern hat, kommen im Bereich Hardware ganz neue Herausforderungen hinzu: Wahl von Produktionsmaterialien, verlässliche Zulieferer und Hersteller, Zertifizierungen und nicht zuletzt Finanzierungsmodelle. Fehler können hier oft richtig teuer werden und schnell zum existentiellen Problem für ein junges Startup werden.
Möglichst früh sollte der Kontakt zu Industrie-Experten und Menschen gesucht werden, für die Hardware nicht so neu ist. Gerade in Deutschland gibt es sehr viele, oft mittelständische Unternehmen, mit einer unglaublichen Expertise. Die vielen neuen Accelerator-Programme, die in Deutschland und Europa aus dem Boden sprießen, sind dabei oft ein guter Startpunkt. Natürlich gilt auch hier: Fehler lassen sich nicht vermeiden. Wichtig ist es, sie schnell zu machen, um so möglichst viel daraus zu lernen.
Berlin ist…
… selbst wie ein kleines Startup: Voller Potenzial und (zu) großen Ideen, erfindet sich immer wieder neu und bleibt darum interessant und erfrischend.
Simon Höher studierte Kultur- und Politikwissenschaften und arbeitete bereits in Europa und Afrika in den Bereichen Kultur- und Entwicklungspolitik. Er ist Gründer des Unternehmens Knowable mit dem Schwerpunkt Kollaboration, Vernetzung und Wissensmanagement für Hardware-Teams und Maker sowie Initiator der ThingsCon. Zudem wirkt Höher als Speaker und Freelance Consultant sowie Mitglied bei verschiedenen Initiativen in den Bereichen Entrepreneurship, Innovation und Social Impact.
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