Die Veranstaltung
Harald Asel moderierte eine lebendige und vielseitige Diskussion. Er fragte nach Grenzen, Herausforderungen und Chancen durch Selbstvermarktung und lenkte die Runde immer wieder zu der Frage, was der Wandel in der Musikbranche tatsächlich für Musiker, Konsumenten und Musikunternehmen bedeute. Denn zweifelsfrei gewannen digitale Vermarktungs- und Vertriebsstrukturen in den letzten zehn Jahren immens an Bedeutung. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Allerdings stellt Hartwig Masuch fest: „Es gibt keine Krise in der Musikindustrie, sondern lediglich eine Krise der Schallplattenfirmen“.
<link http://pzu2014.wedo-projects.de/index.php?eID=tx_cms_showpic&file=fileadmin%2Fuser_upload%2Fimages%2FZukunftsgespr%C3%A4ch%2F64._Zukunftsgespraech_3.jpg&md5=08f85c28f57904f83658b8bfd555c4bfa522b128¶meters%5B0%5D=YTo1OntzOjU6IndpZHRoIjtzOjM6IjgwMCI7czo2OiJoZWlnaHQiO3M6NDoiNjAw¶meters%5B1%5D=bSI7czo3OiJib2R5VGFnIjtzOjQxOiI8Ym9keSBzdHlsZT0ibWFyZ2luOjA7IGJh¶meters%5B2%5D=Y2tncm91bmQ6I2ZmZjsiPiI7czo1OiJ0aXRsZSI7czo2MDoiRm90bzogNjQuIFp1¶meters%5B3%5D=a3VuZnRzZ2VzcHLDpGNoLyBDb3B5cmlnaHQ6IGFyaWFkbmUgLSBGcmFuayBCbHVt¶meters%5B4%5D=IjtzOjQ6IndyYXAiO3M6Mzc6IjxhIGhyZWY9ImphdmFzY3JpcHQ6Y2xvc2UoKTsi¶meters%5B5%5D=PiB8IDwvYT4iO30%3D thePicture></link>Immer wieder fiel das Schlagwort Selbstbestimmtheit. Diese sei, da war sich das Podium einig, heute sehr viel größer als noch vor 30 Jahren. Damals waren Künstler vom Willen, Geschmack und Vorgaben der Entscheidungsträger in den Plattenfirmen abhängig. Heute sei die künstlerische Freiheit deutlich größer, da Produktions- und Vermarktungskosten so stark gesunken seien. Das bestätigt Tanja Krone aus eigenen Erfahrungen. Sie berichtet von den überschaubaren Kosten ihrer letzten CD, die durch Fans und ein Crowdfunding-Projekt gedeckt wurden. Alexander Richter schätzt, „dass Künstler heutzutage 50% ihres Karriereweges selber gestalten können.“
Schließlich kommen die Podiumsgäste auf Förderungsmaßnahmen zu sprechen. Rosita Kuerbis berichtet von Ergebnissen Ihrer Analyse über Auslandsmärkte von Berliner Musikunternehmen. Demnach seien vor allem Liveauftritte wichtig. Tanja Krone ergänzt, dass öffentliche Auftritte auch für sie der wichtigste Türöffner seien. Das kann Konzerveranstalter Richter nur bestätigen: „Die Hierarchien in der Branche haben sich verändert, das Konzert als Tool hat enorm an Bedeutung gewonnen. Wir sind die großen Kriegsgewinner der Internetzeit“.
Rosita Kuerbis brachte den internationalen Blickwinkel in die Diskussion ein. So sei es „heute leichter denn je, Musik zu hören, zu haben und zu bekommen und das auch international.“ Ihre Analyse habe gezeigt, dass die befragten Agenturen viel Wert auf eine internationale Präsenz ihrer Talente legen – beispielsweise im Rahmen von Events, wie dem Eurosonic oder dem amerikanischen South by Southwest Festival. Das schätzt Hartwig Masuch anders ein. Er sehe bei solchen Veranstaltungen die Gefahr, nicht wahrgenommen zu werden. Vielmehr müssten gezielt digitale Vermarktungs- und Vertriebswege genutzt werden.
Welche Kosten die Selbstbestimmtheit haben kann, verdeutlichte Tanja Krone und erläuterte, dass Selbstvermarktung auch zeit- und arbeitsintensive Vermarktungs- und Öffentlichkeitsarbeit beinhalte. Zudem lebe sie ständig in unsicheren Lebensverhältnissen. Tauschen wolle sie aber dennoch nicht.
Damit erwähnt sie einen Aspekt, der auch Masuch beschäftigt. Sein Vorwurf an viele junge Musiker lautete, dass oft eine sehr hohe Erwartungshaltung bestehe, und sich viele daran störten, dass eine beginnende Musikkarriere in den seltensten Fällen eine abgesicherte Lebensgrundlage biete. Dennoch solle man nicht vorschnell Verträge unterzeichnen: Eigene Wege zu gehen und sich künstlerisch nicht verbiegen zu lassen, sei ein langfristiges Erfolgskriterium. So hätten alle deutschen Bands mit einer nachhaltigen Karriere begonnen, ob die Toten Hosen, Xavier Naidoo oder die Ärzte.
Berlin als Musik- und Musikwirtschaftsstandort wurde ebenfalls thematisiert. Auf die Frage von Herrn Asel, wie wichtig heute Berlin für Musikunternehmen sei, bezeichnet Alexander Richter den Umzug seiner Firma von Stuttgart nach Berlin als „absoluten Mehrwert“. Hier fänden sich die Geschäfts- und Medienpartner, die Plattenfirmen, Künstler und Mitbewerber, wie auch eine vielfältige Konzertlandschaft und internationale Partner. Die Stadt sei Magnet für kreative Talente – nicht zuletzt aufgrund der geringen Lebenserhaltungskosten.
Für die Zukunft sehen die Podiumsgäste Berlin auf einem guten Weg im Bereich der Musik. Masuch sieht die Perspektive „kulturelles und mediales Zentrum in Europa“ zu werden.