In diesem Jahr begeht das Berliner A MAZE. Festival zehnjähriges Jubiläum, eine Erfolgsstory, die trotz Corona ungebrochen ist. Thorsten S. Wiedemann, Festival-Initiator und Artistic Director, startete 2012 im Rahmen der „Berlin Games Week“ erstmals das Computerspielfestival. Konzipiert als Pendant zu den etablierten Events, die Indipendent Games und Arthouse Games oftmals nicht genügend Raum boten: „Unsere Vision war – und ist es bis heute – den künstlerischen Ausdruck, die Autorenschaft und die kulturelle Vielfalt im Bereich der Games zu kultivieren und zu fördern und genau wie Filmfestivals diese einzigartigen Werke zu präsentieren und zu besprechen“, so Wiedemann.
Berlin-Style mit dem Frische-Kick
Sein Debüt feierte A MAZE. bereits 2008. Seitdem hat sich das Festival einen Namen als internationale Plattform für Games und Playful Media gemacht. Die Anzahl der Besucher wuchs von knapp 30 Leuten auf mittlerweile 3.000 pro Tag: „Wir waren mit unserer Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben der Industrie mit unserem Festival im Berlin-Style etwas Frische geboten. Weg von langweiligen Konferenzen und Anzugsträgern, hin zu Verspieltheit und Stagediving – inklusive Öffnungszeiten bis fünf Uhr morgens.“ Zusätzlich fand 2012 das erste A MAZE./Johannesburg Festival statt, dass bis 2017 weitergeführt wurde. Es folgten viele internationale Popups in Zusammenarbeit mit anderen Festivals im Kosovo, der Ukraine und in Kroatien: „Ich denke, unsere stetige Umtriebigkeit, Offenheit und Vernetzung zu anderen Kunstformen und Medien führten zu kontinuierlicher Anerkennung in der Branche“, fasst Wiedemann sein Erfolgskonzept zusammen.
Große Unterstützung durch das Medienboard Berlin-Brandenburg
Seit Beginn des A MAZE. Festivals konnten die Betreiber auf die Unterstützung des Medienboards Berlin-Brandenburg zählen. Es sei regional großartige Arbeit geleistet worden, so Wiedemann. Und weiter: „Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das uns von Anfang an entgegengebracht wurde, denn wir konnten jederzeit unsere eigenen Ideen verwirklichen. So war es uns auch möglich, einige neue Studios nach Berlin zu holen.“
Zwar habe es mit der Festivalförderung des Berliner Kultursenats 2019 nicht geklappt, dies zeige aber auch, dass der Stellenwert von Games bis dato noch nicht den von Musik und Theater erreicht hätte. Doch der Visionär ist zuversichtlich, was die nächsten Jahre betrifft: „Wir hoffen, dass wir in der nächsten Runde für die vierjährige Festivalförderung wieder den Zuschlag bekommen, um dem Event Planungssicherheit und die nötige Struktur zu ermöglichen. Denn so können wir auch weiterhin für Berlin ein hochwertiges Festival ausbauen, dass auch internationale Strahlkraft besitzt.“
Alternativen in der Corona-Zeit
Viele Veranstaltungen fanden in den vergangenen Monaten gar nicht – oder nur virtuell – statt. Auch die Macher des A MAZE. Festivals mussten umdisponieren: „Es war ein Total-Umbau innerhalb kürzester Zeit. Innerhalb von zwei Monaten hat unser Team das Konzept von physisch auf digital umgestellt – mit vollem Erfolg! Wir hatten doppelt so viele Teilnehmer*innen: 2.500 Akkreditierte, das war schon was“, so Wiedemann stolz. Die Sprecher*innen kamen zum Großteil aus Ländern, die sonst aus Budgetgründen oder durch Einreisebeschränkungen nicht hätten teilnehmen können. Somit sei das Festival internationaler denn je gewesen. Dennoch fiebern die Veranstalter in diesem Jahr der Präsenzveranstaltung vom 21. bis zum 24. Juli entgegen.
Das sind die Festivalhighlights 2021
Es sei nach wie vor schwierig zu planen, sagt A MAZE.-Chef Wiedemann. So hätte es 1.000 Ideen gegeben, das Event Hyper Hybrid werden zu lassen. Geblieben sind kleinere Programmpunkte, wie beispielsweise ein „Alternative Controller Workshop“ und der „A MAZE. Breakfast Club“ am 24. Juli mit einer Open Stage für Kurztalks. Ganz besonders freue ich mich auf die Community Talks aus Zambia und Jamaika, die unsere Programmkuratorin Zuraida Buter eingeladen hat und vor allem einem Wire Art Workshop aus Südafrika. Der Playful Museums Talk in Kooperation mit der Leibniz-Gemeinschaft ist auch etwas Besonderes und bildet den Abschluss unseres 48hrs A MAZE. Online Museums Game Jam.
Wir wollen auch weiterhin immer neue Richtungen und Strömungen anbieten, von denen die Gameswelt inspiriert wird und aus denen neue Zusammenarbeiten entstehen können.“
Natürlich seien zum Jubiläum auch Überraschungen geplant, die einen Rückblick auf die letzten zehn Jahre – und einen Ausblick in die Zukunft geben. Nicht zu vergessen, unser jährlicher Award, der ist seit 2012 unser Festivalhighlight“, so Wiedemann.
Um den Preis zu erhalten, müssen Games in fünf Kategorien konkurrieren. Ausgelobt werden ein Zuschauerpreis und ein New Talent Award in Kooperation mit Humble Original. Hauptpreis ist der „Most Amazing Game Award“: „Matthias Löwe koordiniert den Award seit Anbeginn und über die Jahre hat sich die Qualität der Bewerbungen deutlich gewandelt und diese sind zudem internationaler denn je. Jedes der nominierten Games und jede der Playful-Media-Arbeiten verkörpern das Künstlerische, das Experimentelle – die Arthouse-Bewegung. Daher ist es uns auch wichtig, bei den Nominierungen internationale und unterrepräsentierte Gruppen zu stärken.“
Frauen und LBTG in der Gamingszene
Obwohl fast die Hälfte aller Gamer*innen weiblich ist, scheinen Frauen in der Entwickler*innenszene nach wie vor unterrepräsentiert. Ein Thema, das sich A MAZE. sehr zu Herzen nimmt. So würden die Kurator*innen sehr sorgfältig recherchieren, um hier ein ausgewogenes Programm auf die Beine zu stellen: „Der einfachste Weg der Akquise wäre, einen Call rauszuschicken. Doch dann sind die Bewerber*innen zu 90 Prozent weiß und männlich. Wir waren aber schon immer darauf ausgerichtet, Frauen und queere Menschen aus der Games Community zu unterstützen“, sagt Wiedemann. Mit Erfolg: A MAZE. ist das erste Festival, das mehr Frauen und queere Game-Entwickler*innen in der Jury hat als Männer.
Und wird A MAZE. in Berlin bleiben? „Ich kann mir Berlin nicht ohne A MAZE. vorstellen. Und solange ich hier lebe, wird A MAZE. in der Hauptstadt bleiben. Berlin ist mein Zuhause seit über 20 Jahren und bietet alles, was kreative Menschen brauchen. Es gibt jede Menge Reibung, denn die Stadt ist weder sauber, noch perfekt. Eigentlich perfekt so!“