Berlin Haushoch

Kategorie: Buch- und Pressemarkt

Berlin ist vielseitig. Spannend ist es jedoch nicht nur Unter den Linden oder am Potsdamer Platz, authentisch ist Berlin vor allem in den verschiedenen Bezirken. Das Magazin „Berlin Haushoch“ setzt sich in jeder Ausgabe mit einem der Berliner Stadtteile auseinander. Die Herausgeberinnen, die UdK-Absoventinnen Alexandra Bald, Ana Lessing und Esra Rotthoff bilden mit hochwertigen Fotografien, Illustrationen, Grafiken und journalistischen Texten das Alltägliche und das Besondere der einzelnen Kieze und Stadtteile ab. In der ersten Ausgabe drehte sich alles um Marzahn-Hellersdorf, in der zweiten um den Wedding und die dritte, zum Jahresende erscheinende Ausgabe porträtiert Charlottenburg. Das Konzept erreichte bereits überregionale Aufmerksamkeit: Die beiden ersten Ausgaben wurden mit dem Canon ProFashional Newcomer Award und der RedDot Auszeichnung für hohe Designqualität prämiert.

Auf der Grundlage eines Studiums der Visuellen Kommunikation haben sich die drei Herausgeberinnen im Anschluss auf die Bereiche Fotografie, Illustration beziehungsweise Grafikdesign spezialisiert. Dank dieser unterschiedlichen Talente entstand 2005 das Projekt „Berlin Haushoch". Als Hommage an die Vielseitigkeit Berlins versucht das Magazin-Konzept bewusst, eine neue ästhetische Sprache zu formulieren jenseits des Metropolenmagazin-Hypes.

Angefangen hatte alles damit, dass die Studentinnen nach Marzahn fuhren, auf der Suche nach günstigen Ausstellungsräumen. Sie fanden einen Plattenbau, in dem die Pension „11. Himmel“ beheimatet ist, und blieben – für ein Projekt über die Plattenbaubewohner, das in ein Hochglanzmagazin über Marzahn mündete. Schnell entstand die Idee, sich auch anderen Bezirken zu nähern, mit einer Mischung aus Dokumentation und künstlerischer Inszenierung.

Kontrast ist Konzept

„Berlin Haushoch“ will mit gängigen Kiezklischees brechen und jeden Bezirk so zeigen, dass selbst langjährige Bewohner überrascht sind. Präsentiert werden die Bezirke aus neuer Perspektive, gesetzt wird dabei auf Verfremdung und ästhetische Bilder, die so noch keiner gesehen hat. Das schaffen die drei Macherinnen vor allem durch eigenwillige Fotostrecken und eine durchkomponierte Optik.

In jeder Ausgabe porträtiert das Magazin einen anderen Berliner Bezirk. Dafür wird im jeweiligen Stadtteil gewohnt und gearbeitet, denn nur wer regelmäßig vor Ort ist, kann die Atmosphäre richtig erleben und das Vertrauen der Menschen gewinnen.

Die Macherinnen bezogen für die Wedding-Ausgabe ein Jahr lang ein Büro in der Groninger Straße. Entstanden ist eine Fotostrecke aus den Wohnzimmern von Wedding-Bewohnern verschiedener Kulturen. In der 136seitigen Ausgabe sind außerdem aufwändig produzierte Bildstrecken zu sehen, in denen die drei Frauen die Bezirke mit sich als Models inszenieren. Das Styling machen sie selbst, ebenso wie die Fotos und die Bildbearbeitung, die Illustrationen, das Layout und das Marketing.

Das erklärt auch, warum die Arbeit an jedem Heft bisher je ein Jahr dauerte. „Berlin Haushoch“ ist bisher ein Non-Profit-Projekt. Es braucht Zeit, Fördermittel und Sponsoren zu akquirieren, denn die Magazine sind weitgehend anzeigenfrei. Dabei könnten sich die Macherinnen durchaus selbst gestaltete Werbeanzeigen vorstellen. Die Herausgeberinnen überlegen, den Produktionsrhythmus zu beschleunigen – das müssen sie auch, weil sie alle 23 Altbezirke porträtieren wollen. Das Charlottenburg-Heft soll im Dezember mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren erscheinen. Auch wird darüber nachgedacht, das Magazin für andere zu öffnen - Anfragen gibt es bereits.

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