Voland & Quist: „Der Preis macht deutlich, dass wir in Berlin angekommen sind.“
Der Verlag Voland & Quist ist Preisträger des diesjährigen Großen Berliner Verlagspreises. Ein Interview mit dem Verleger Leif Greinus. Mehr
Anika Wiest
E-mail: anika.wiest@senweb.berlin.de
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Am 17. November 2019 wurde zum zweiten Mal, gemeinsam von den Berliner Senatsverwaltungen für Kultur und Europa sowie Wirtschaft, Energie und Betriebe, der Berliner Verlagspreis im Deutschen Theater verliehen. Der mit 35.000 Euro dotierte Hauptpreis ging zur Hälfte an den Verbrecher Verlag, der sich seit über 20 Jahren mit seiner literarischen Artenvielfalt vom Mainstream abhebt.
Der Verbrecher Verlag ist mit beiden Beinen fest in der Berliner Verlagswelt verwurzelt und überzeugt mit klarer Haltung, Mut zum Ausufernden und Abwegigen, mit Kontinuität und Engagement seit fast 25 Jahren, heißt es in dem Statement der sechsköpfigen Jury. Und weiter führt sie aus: “Der Verbrecher Verlag unterfüttert gesellschaftliche Debatten mit politischen Büchern und lässt wichtige Texte aus der Vergangenheit in der Gegenwart wirken. Genauso aber haben Debütanten hier eine Plattform – ein Sprungbrett für nicht wenige Autorinnen und Autoren, die der Verbrecher Verlag oft erfolgreich auf ihrem weiteren Weg begleitet.”
Gegründet haben den Verlag Werner Labisch und Jörg Sundermeier während ihres Literaturstudiums im Jahr 1995, um an unveröffentlichte Manuskripte noch unbekannter Autoren zu kommen. Sie gaben sich als Verleger aus, um die Texte zu erhalten, selbst wenn diese unveröffentlicht bleiben sollten. Verlagsname und Logo entstanden wenig später aus einer Laune heraus – der Verbrecher Verlag war geboren.
Wenn auch eher spontan aus der Taufe gehoben und zunächst als studentischer Scherz gedacht, etablierte sich der Verbrecher Verlag recht bald in der Verlagsszene. Seit 2016 ist auch Literaturagentin Kristine Listau als Mitgesellschafterin an Bord.
Das Programm ist breit gefächert, der Schwerpunkt liegt auf der Belletristik, zudem veröffentlicht der Verbrecher Verlag Sach- und Kunstbücher sowie eine Stadtbuch- und eine Filmliteratur-Reihe: „Der Schwerpunkt hat sich auf Sachbücher verlagert, vor allem politische. Letztendlich machen wir aber Bücher, von denen wir denken, dass sie gemacht werden müssen und weil sie uns gefallen“, sagt Jörg Sundermeier. Ihre Autoren finden die beiden Verleger über Einsendungen, manchmal über Agenturen, doch häufig durch Tipps ihrer Autorinnen und Autoren oder im Freundes- und Bekanntenkreis, so Kristine Listau.
Der Berliner Verlagspreis spornt alle Mitarbeiter an: „Wir sind sehr stolz und freuen uns über die Auszeichnung“, sagt Jörg Sundermeier und verweist bereits auf das Programm im nächsten Jahr: „Neue Romane sind in Arbeit, neue Sachbücher und, da der Verlag im August 2020 schon ganze 25 Jahre alt wird, auch einiges zum Fest und einige Buchüberraschungen. Wir werden sicherlich auch in den nächsten zehn Jahren ein unabhängiger Verlag sein. Hoffentlich mit einem größeren, gut bezahlten Team, dem weiterhin gesellschaftsrelevante Bücher wichtig sind.“
Neben der Vielzahl an guten Autoren sei auch der Standort wichtig, so Sundermeier: „Hier leben die meisten Autorinnen und Autoren, von den anderen hat hier fast jeder mal eine Lesung, sodass wir sie treffen können. Schön ist auch die Verlagsdichte, so, dass man sich gut miteinander vernetzen kann. Außerdem passt der Verbrecher Verlag auch gut zu Berlin.“
Über den Berliner Verlagspreis
Ins Leben gerufen wurde der Berliner Verlagspreis im Frühjahr 2018 von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Mit insgesamt 68.000 Euro ist der Berliner Verlagspreis die am höchsten dotierte Auszeichnung ihrer Art in Deutschland. Ziel des Preises ist es, die Vielfalt der Berliner Verlagsbranche zu fördern, den Verlagsstandort Berlin zu stärken und die ambitionierte Arbeit der unabhängigen Publikumsverlage in Berlin zu würdigen.
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