Ordnung im Stadtbild durch Open Data

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© Nextbike

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Die Berliner sind Spitzenreiter*innen – besonders wenn es um das Im-Stau-Stehen geht. Ganze 154 Stunden verbrachten die Hauptstädter laut der INRIX Stau-Studie 2018 im Schnitt im stehenden Verkehr. Es braucht daher keine Debatte mehr darüber, ob neue Verkehrskonzepte benötigt werden, sondern wie diese aussehen sollten.

Ein wichtiger Aspekt urbaner Mobilität ist die Fahrradinfrastruktur. Die Stadt verabschiedete im Juli 2018 das Mobilitätsgesetz, das den Weg für umfangreiche Maßnahmen zu einer besseren Fahrradinfrastruktur bereitet. Unter anderem durch Umgestaltung von wichtigen Knotenpunkten und der Einrichtung sicherer Radverkehrsanlagen an allen Hauptstraßen soll die Anzahl der Schwerverletzten und Verkehrstoten auf ein Minimum reduziert werden (Vision Zero) und der PKW-Verkehr bis 2050 klimaneutral gestaltet sein.

Leihfahrräder und E-Scooter – Fluch oder Segen?

Neben privaten Fahrrädern spielen Leihräder eine immer wichtigere Rolle auf Berlins Straßen. Inzwischen bieten sechs Anbieter solche Räder in Berlin an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ohne eigenes Fahrrad kann schnell und einfach eines geliehen werden. Dadurch wird das eigene Auto auch einmal stehen gelassen, lästige Wartung und das Diebstahl-Risiko entfallen. Zusätzlich können multimodale Modelle besser umgesetzt werden: Das Leihfahrrad kann für die Fahrt zur nächsten S-Bahn Haltestelle genutzt werden, ohne dass man sich um die weitere Mitnahme des Fahrrads oder das spätere “abholen” kümmern muss.

Doch die Leihfahrräder werden nicht nur positiv aufgenommen, sondern sind auch Anlass für Beschwerden, da Gehwege und Plätze blockiert werden. Ähnlich wird es sich auch mit den E-Tretrollern (oder E-Scooter) gestalten, welche nach dem Bundesratsbeschluss von Ende Mai ab dem 15. Juni auf deutsche Straßen genutzt werden dürfen. Auch wird befürchtet, dass diese neben den vielen unkontrolliert abgestellten Leihrädern die Gehwege zupflastern könnten.

Für Leihfahrräder wie für E-Scooter gelten die Auflagen, dass sie nicht im Weg stehen dürfen - beispielsweise vor U-Bahn-Eingängen oder Fahrstühlen und defekte Fahrzeuge müssen innerhalb von 24 Stunden entfernt werden. Die Ordnungsämter der Bezirke sind für die Kontrollen zuständig. Die mühsame manuelle Arbeit von Ordnungsamtmitarbeiter*innen ließe sich einfach automatisieren, indem die Standortdaten der Fahrzeuge dem Ordnungsamt in Echtzeit und digital zur Verfügung gestellt werden würden. In anderen Städten wird dieses Potenzial genutzt, beispielsweise in Los Angeles (USA), die mit der Mobility Data Specification (MDS) verpflichtende Standards für Anbieter vorgeben

Von der Gegenwart in die Zukunft

Die aktuelle Lage der Datenschnittstellen in Berlin ist durchwachsen, wie die Technologiestiftung Berlin in einer Analyse feststellt, da die bisherige Bereitstellung der Daten nicht annähernd die Analyse und Gestaltungsmöglichkeiten für die Berliner Verwaltung bietet, die durch eine Spezifikation gewährleistet wäre. Das liegt vor allem daran, dass es bisher keine entsprechenden Vorgaben zur automatischen Bereitstellung der Daten gibt, obwohl bereits einige Fahrradanbieter freiwillig Datenschnittstellen anbieten, welche die Standorte ihrer Fahrräder öffentlich verfügbar machen. Die Umsetzung der Spezifikation würde für die Stadt erstmal keinen direkten Mehraufwand bedeuten, da die Bereitstellung der Daten über die Anbieter erfolgen muss. Die Verwendung der bereitgestellten Daten könnte dann über existierende Open-Source-Projekte, wie beispielsweise Remix, leicht umgesetzt werden.

Da Fahrrad- und E-Scooter-Anbieter von der kostenfreien Nutzung des öffentlichen Straßenraumes profitieren wäre es nur fair, wenn sie ihre Daten wiederum der Stadt zur Verfügung stellen und eine effizientere Planung und Verwaltung des Stadtraums ermöglichen. Auch die Anbieter profitieren von solchen Regelungen wie das Beispiel Nextbike zeigt, der in Kooperation mit der Stadt Berlin Fahrrad-Stationen an geeigneten Standorten anbringt.

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