Alica Paeske als Geschäftsführende Gesellschafterin und Gründerin der sPERANTO ResPeaceAbility gGmbH
Projekt Zukunft: Können Sie Ihr Startup in eigenen Worten vorstellen? Was war Ihre Intention zu gründen?
Alica Paeske: Das Social Startup sPERANTO ResPeaceAbility gGmbH stärkt sozial benachteiligte Jugendliche über Hip-Hop-Tanz und Musik deutschland- und weltweit. Die Bildungs-Empowerment-Projekte wurden seit 2014 mehrfach für ihren Social Impact und dafür ausgezeichnet, Jugendliche in Deutschland, Lateinamerika und dem Nahen Osten sozial zu integrieren, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, Identitätsbildung zu stärken, Perspektiven zu eröffnen und gesellschaftliche Veränderung zu bewirken (u. a. vom Wirtschaftsministerium, Berliner Senat, SAP, Social Impact Lab).
Wir helfen Unternehmen sich sozial und nachhaltig zu engagieren und ihre Geschäftsziele in Wachstum, Profitabilität, Kundentreue und Mitarbeiterengagement mit einem Corporate Social Responsibility-Komplettpaket gezielt zu erreichen.
Ich habe sPERANTO für Jugendliche gegründet, die nicht gesehen werden und sich nicht gesehen fühlen. Hip-Hop-Tanz hat mir die Kraft gegeben schwierige Phasen zu überstehen und vermittelt Werte, die sich auf alle Lebensbereiche übertragen lassen. Ich möchte Jugendlichen ermöglichen, über Kunst und Kultur den Zugang zu sich selbst (wieder) zu finden und darüber hinaus zu erkennen, was sie glücklich macht, was ihre Visionen und Ziele sind, und diese dann zielgerichtet zu erreichen. Ich habe erlebt, wie Augen wieder anfangen zu leuchten, initiierte Projekte ohne mich jahrelang von den Jugendlichen eigenständig weitergelebt werden und wie Jugendliche sich für Unbekanntes öffnen, über sich hinauswachsen und Momente jahrelang nachwirken und damit ihr Leben beeinflussen.
PZ: Gründen mit Erfolg – so lautet der Titel Ihres Buches. Was sind die wichtigsten drei Dinge, die beim Gründen zu beachten sind?
Alica Paeske: Für mich ist die Basis für eine Gründung, sein „Warum“ zu kennen. Viele wissen, „Was“ oder „Wie“ sie etwas machen, aber die eigentliche Arbeit an sich selber, beginnt mit der Reflektion zu der Frage „Warum?“. Um zu seinem Warum zu kommen, kann man sich die Fragen stellen „Was treibt mich von innen heraus an?“, „Was macht mich glücklich?“, „Wann bin ich in einem „Flow“?“, „Was möchte ich in meiner/in der Welt bewegen, verändern?“.
Wenn man das für sich definiert hat und eine Vision, ein Ziel dazu entwickelt hat, ist mein Leitsatz seit Beginn meiner Selbstständigkeit mit 18 Jahren „Einfach machen!“ – mit den Ressourcen, die man zu dem Zeitpunkt hat, mit dem Wissensstand, mit den Erfahrungen, etc. Es gibt nie einen perfekten Zeitpunkt und deshalb ist es wichtig, den ersten kleinen Schritt in Richtung seiner Vision, seines Ziels einfach zu machen. Und dann einfach weitermachen.
Die dritte Sache, die ich Gründer:innen empfehle, ist die Gründungsidee in drei Sätzen in einem Pitch beschreiben zu können und so viel wie möglich über die Idee zu reden, sich zu vernetzen, auf themenrelevante Veranstaltungen zu gehen, von Unternehmer:innen zu lernen, die das schon geschafft haben, was man selber erreichen will.
PZ: Sie haben das „Berliner Startup Stipendium“ erhalten – was konnten Sie mit der Förderung anstoßen und wie haben Sie die Unterstützung nutzen können?
Alica Paeske: Die Förderung hat uns ermöglicht unser Geschäftsmodell zu entwickeln, ein deutschland- und weltweites Netzwerk an Kooperationen aufzubauen und Kunden zu gewinnen. Unterstützt wurden wir vom HU-Gründungszentrum Humboldt-Innovation.
Mittlerweile sind wir ausgegründet und realisieren mit der sPERANTO ResPeaceAbility gGmbH deutschland- und weltweite, mehrfach ausgezeichnete Bildungs-Umwelt-Hip-Hop-Empowerment-Projekte in Kooperation mit Unternehmen, Stiftungen und öffentlichen Trägern.
In dem sPERANTO-Projekt „Discover yourself – change the world!” konnten wir im Rahmen eines Fachworkshops für nachhaltige Entwicklung als praktischen Lernansatz mit 30 Neuköllner Jugendlichen Deutschlands erstes mobiles Tanz- und Tonstudio/Tiny House bauen, welches als mobiles Workshopstudio für die mobile Jugendbildungsarbeit an Schulen und Jugendeinrichtungen eingesetzt wird. Das Tiny House vermieten wir auch, wobei die Einnahmen direkt in die Realisierung der Bildungs-Hip-Hop-Empowerment-Projekte und die Stärkung der Jugendlichen fließen.
PZ: Wie genau wurden Sie gefördert – und wie hat Sie „Science & Startups“ bei dem „BSS“-Prozess unterstützt?
Alica Paeske: Das „BSS“ hat sPERANTO vier Stipendien über den Zeitraum von einem Jahr gefördert, ein individuelles Mentoring, den Austausch mit anderen Gründer:innen, Büroräume und Weiterbildungen zu relevanten Themen ermöglicht. „Science & Startups“ und die Humboldt-Innovation haben uns die Möglichkeit gegeben, sPERANTO auf Veranstaltungen, wie beispielsweise der Langen Nacht der Wissenschaften, mit einem Stand und einer Bühnenpräsenz zu präsentieren, es bietet Plattformen für den Austausch, Fachveranstaltungen und realisiert Netzwerktreffen.
PZ: Warum ist das „Berliner Startup Stipendium“ auf dem Weg zur Unabhängigkeit so wichtig?
Alica Paeske: Das „Berliner Startup Stipendium“ hat uns Zeit geschenkt und die Mittel zur Verfügung gestellt, um unser Angebot herauszuarbeiten, uns auf dem Markt zu positionieren und ein Netzwerk aufzubauen. Das „BSS“ ist wichtig auf dem Weg zur Unabhängigkeit, da es einen sicheren Raum ermöglicht, in dem man ohne finanzielle Sorgen an seiner Vision, gemeinsam mit einem Team und Expert:innen, arbeiten kann.
PZ:Konnten Sie oder Ihr Team auch persönliche Vorteile aus der Förderung ziehen?
Alica Paeske: Wir haben sowohl persönlich als auch beruflich viel gelernt aus der Förderung: Leadership, Projektmanagement, strategische Geschäftsmodellentwicklung, Vertrieb, PR, Marketing, etc. Mittlerweile teile ich meine Erfahrungen und Learnings als Speakerin regelmäßig an Schulen, Hochschulen und mit Gründungsinteressierten.