Die Berlinale blickt mit ihrer Jubliäumsausgabe 2020 nicht nur auf 70 Jahre Filmfestivaltradition zurück, sondern wagt mit ihrem neuen Führungsduo – Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian – nach 17 erfolgreichen Jahren unter Dieter Kosslicks Leitung einen Neuanfang mit einem facettenreichen Programm.
Rund 340 Filme sollen vom 20. Februar bis 1. März auf der Berlinale gezeigt werden; darunter sind insgesamt 18 Wettbewerbsfilme aus 18 Ländern im Rennen um die begehrten Silbernen und den Goldenen Bären, welche von der internationalen Jury um Präsident Jeremy Irons vergeben werden.
„Die Wettbewerbsfilme erzählen kleine oder weltbewegende, individuelle oder kollektive Geschichten, die Bestand haben und ihre Wirkung im Zusammenspiel mit dem Publikum entfalten“, berichtet Carlo Chatrian, der neue Künstlerische Leiter der Berlinale. „Wenn die eher dunklen Farben überwiegen, mag das daran liegen, dass die von uns ausgewählten Filme eher illusionslos auf die Gegenwart blicken – nicht, weil sie Schrecken verbreiten, sondern weil sie uns die Augen öffnen wollen.“
Die Berlinale startet offiziell mit der Weltpremiere der kanadisch-irischen Produktion „My Salinger Year“ von Philippe Falardeau, welcher auf dem gleichnamigen Roman der US-Schriftstellerin Joanna Rakoff basiert und unter anderem mit Sigourney Weaver, Margaret Qualley und Douglas Booth hochkarätig besetzt ist. Mit Spannung erwartet werden unter anderem die Neuverfilmung des Alfred-Döblin-Romans „Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani, Christian Petzolds Drama „Undine“ oder die Dokumentation „DAU. Degeneratsia“ von Ilya Khrzhanovskiy und Ilya Permyakov, welche allesamt durch das Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert wurden.
Kollektive, Diversität und Nachhaltigkeit auf der Berlinale
Die Sektion „Berlinale Talents“, welche dieses Jahr vom 22. bis 27. Februar 2020 stattfindet, hat sich dem Motto „Kollektive“ verschrieben. In den rund 100 Talks, Workshops und Netzwerktreffen erkunden und hinterfragen Kollektive aus Film, Kunst und Theater bewährte und experimentelle Gemeinschaftsmodelle. „Mit dem Schwerpunkthema ‚Kollektive‘ greift Berlinale Talents einen klaren Wunsch der Filmszene nach neuen Formen der Zusammenarbeit, auch jenseits etablierter Hierarchien, auf. Es wird spannend sein, zu erfahren, wie ein neues Verständnis von Zusammenarbeit kreatives Potential nutzbar machen kann“, sagt die Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek.
Die Auseinandersetzung mit der Vielstimmigkeit und Vielfalt der Gesellschaft gehört seit der Gründung der Berlinale 1951 zum Selbstverständnis der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Nicht nur die Werke von Künstler*innen weltweit setzen sich thematisch damit auseinander, auch die Zusammensetzung von Filmteams und die Besetzung von Gremien wird kritisch überprüft. Auch in diesem Jahr finden wieder öffentliche Veranstaltungen, externe Veranstaltungen und Veranstaltungen für Akkreditierte zum Thema Diversität statt.
Zur 70. Berlinale erneuert das Festival außerdem sein Bekenntnis zur Agenda 2030 und damit zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung/Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. In Zusammenarbeit mit „Engagement Global“ und ihrem Projekt #17Ziele wird es während der 70. Berlinale in den Potsdamer Platz Arkaden eine Präsentation zu den „Sustainable Development Goals“ (SDGs) geben sowie zahlreiche Veranstaltungen mit weiteren Partner*innen im Berlinale Social Bus in der Alten Potsdamer Straße. Zusätzlich finden wieder öffentliche und Fachbesucher*innen-Veranstaltungen zum Themenkomplex Nachhaltigkeit bei den Festivalsektionen, Initiativen und dem European Film Market (EFM) statt.
Immersive Technologien bereichern den European Film Market (EFM)
Innovative Technologien durchdringen zunehmend die Filmbranche und die Art und Weise, wie Geschichten erzählt werden, ändert sich ständig. Virtual Reality oder 360-Grad-Seherlebnisse rücken zunehmend in den Fokus der Filmemacher. Der EFM VR NOW Summit als Teil des European Film Markets (EFM) begleiten die Verknüpfung von Film, Fernsehen und immersiven Technologien mit einer Reihe von Veranstaltungen, die den desruptiven Charakter von VR und potentielle Entwicklungen diskutieren. Highlights des Summits sind hier eine Keynote mit anschließendem Fireside-Chat mit Caleb Deschanel, Kameramann für die Disney-Produktion „The Lion King“, oder einen Präsentation von Caecilia Charbonnier, CEO von Dreamscape Immersive.
Einen weiteren Schwerpunkt legt der EFM auf das Thema Künstliche Intelligenz, die in den letzten Jahren zu einem wichtigen Aspekt des Film-Ökosystems geworden ist. Unter dem Motto „AI: Film’s New Normal?“ werden Teilnehmern tiefe Einblicke in die sich entwickelnden Kapazitäten dieser Technologie vermittelt und der Blick für Faktoren geschärft, die für das Film- und Unterhaltungsgeschäft am wichtigsten sind.