TRANSIT Verlag: „Wir wollen Schubladen aufbrechen.”
Der TRANSIT Verlag ist Preisträger des Berliner Verlagspreises 2024. Ein Gespräch mit Verleger Rainer Nitsche. Mehr
Anika Wiest
E-mail: anika.wiest@senweb.berlin.de
Telefon: (030) 90138423
Aperto war einst eine der ersten Digitalagenturen Deutschlands. Nun hat IBM das Unternehmen übernommen. Gründer und Geschäftsführer Dirk Buddensiek spricht über die Beweggründe, die Zukunft des Unternehmens und über das Geheimnis, wie es gelingt, Jahr für Jahr spannende Digitalprodukte zu entwickeln.
Herr Buddensiek, als Sie vor über 20 Jahren Aperto gründeten, waren Sie ein “Early Bird”. Der Markt für Agenturen im digitalen Bereich war damals noch sehr überschaubar. Gerade in den letzten Jahren drängen aber immer mehr Innovations- und Digitalberatungen auf den Markt. Wie wirkt sich die neue Konkurrenz auf Aperto aus?
Der Agenturmarkt hat sich verändert, weil die Bedürfnisse der Kunden sich verändert haben. Digitalisierung ist inzwischen Vorstandsthema und die digitale Transformation Teil der Unternehmensstrategie. Aufgaben und Projekte werden immer komplexer, Entwicklungen immer schneller. In diesem Bereich kann keine (Digital-)Agentur mehr von sich behaupten, dass sie alles kann. Spezialisierungen, Innovationen und die richtigen Beratungsleistungen sind notwendig für den Markt und die Kunden.
Wichtig für uns war in dieser Entwicklung immer die konsequente Fokussierung auf das, was unsere Kunden wirklich brauchen, um erfolgreich zu sein. Diese Ausrichtung auf das Richtige nennen wir Right-Service und damit positionieren wir uns. Denn es ist viel schöner und vor allem zielführender, nicht alles zu machen, was möglich wäre, sondern genau das Richtige.
Aperto wurde kürzlich von IBM übernommen und ist nun Teil der IBM Beratungssparte Interactive Experience (iX). Was waren Ihre wesentlichen Beweggründe für diesen Schritt?
Wir haben für die Bedürfnisse unserer Kunden und für unsere Präsenz auf den internationalen Märkten den richtigen Partner gesucht. Denn wir haben gemerkt, dass wir an unsere Wachstums- und Kompetenzgrenzen stoßen, wenn man sich die Komplexität und die Dimensionen der Projekte anschaut. Es ging dabei immer um die Frage: Was können wir für unsere Kunden tun – und was nicht? Viele Projekte drehen sich inzwischen um Themen wie Big Data, Cognitive Computing, das Internet of Things oder die Integration von komplexen Lösungen in die IT-Systeme der Kunden. Für so etwas braucht man ab bestimmten Projektdimensionen einen Partner und es ist, selbst mit unserer Größe, schwierig, solche Kompetenzen alleine aufzubauen.
Werden wir ähnliche Übernahmen zukünftig häufiger erleben?
Nahezu alle Dienstleister im Markt ändern derzeit ihre Ausrichtung. Und es geht in viele unterschiedliche Richtungen. Es war für uns sehr spannend, zu beobachten, dass die Bekanntgabe einen solchen Stein ins Rollen bringt. Denn in der Berichterstattung über die Akquisition geht es um weit mehr als um den Kauf einer Digitalagentur durch ein Tech-Unternehmen. Die Marketing-Branche spekuliert vielmehr über auslaufende Agenturmodelle und darüber, wie die Bedürfnisse von Unternehmen und deren Kunden künftig adäquat erfüllt werden können. Wer hier verschläft, rechtzeitig die richtigen Schritte zu machen – sei es durch Partnerschaften oder eigene Investitionen – wird langfristig am Markt verlieren.
Die 300 Mitarbeiter werden allesamt übernommen. Sie selber bleiben als Gründer und Geschäftsführer ebenfalls an Bord. Es heißt, dass bei Aperto Fairness und Chancen für Mitarbeiter einen besonders hohen Stellenwert haben. Wie wird sich der Arbeitsalltag bei Aperto verändern, nun, da Sie Teil eines weltweit tätigen Konzerns sind?
Im Arbeitsalltag unserer Mitarbeiter soll so wenig wie möglich verändert werden. Die Teams bleiben an ihren Standorten, das Management bleibt in der Verantwortung. Das ist IBM und uns wichtig. Wir haben zudem mit mehreren Unternehmen gesprochen, aber schnell gemerkt, dass IBM iX am besten zu uns passt. Auch wenn es vielleicht seltsam klingt, wenn man über eine bislang inhabergeführte deutsche Agentur und einen internationalen Konzern spricht, aber wir sind uns kulturell sehr nahe. Beide Unternehmen haben ihre Wurzeln im Digitalen, teilen dieselbe DNA und ein tiefes Verständnis des digitalen Zeitalters. Da finden wir diese Verbindung nur logisch.
Zum anderen werden beide Unternehmen mit dem identischen Anspruch an die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Kunden geführt. Ich finde es wichtig, dass beides gleichberechtigt nebeneinander steht. Und wenn man sowohl auf der Kunden- als auch auf der Mitarbeiterseite eine gegenseitige Wertschätzung hat, dann scheint das ein tolles Fundament zu sein, auf dem man gemeinsam wachsen kann.
Noch eine ganz andere Frage: Der Wunsch nach kreativen und innovativen Digitallösungen ist zur Zeit so etwas wie der Heilige Gral der Gegenwart: Auch viele etablierte Unternehmen wünschen sich neue digitale Produkte und Lösungen. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis: Was kennzeichnet eine aufregende und innovative digitale Welt? Und wie gelingt es Ihnen nach all den Jahren im Geschäft, immer wieder neue digitale Produkte zu entwickeln, die die Menschen begeistern?
Ich glaube, dass es Werte gibt, die eben nicht dem digitalen Wandel ausgesetzt sind. Das sind Haltungsfragen. In den letzten zwei Jahrzehnten sind so viele digitale Säue durchs Dorf gejagt worden. Wären wir denen immer gefolgt – und hätten wir immer versucht, unsere Kunden davon zu überzeugen – wir wären heute nicht mehr hier. In all dem Wandel war unser Weg immer der, mit Neugier ebenso wie mit Skepsis die technischen Möglichkeiten abzuwägen. Und dabei immer die Leidenschaft für exzellente Lösungen und eine Kultur zu bewahren, die offen ist für Innovationen und Ideen. Wir haben dabei gelernt: nur wenn es uns begeistert, dann ist es auch gut. Wir sind getrieben von der Idee, irgendeinen sinnvollen Beitrag in dieser neuen, digitalen Welt zu liefern.
Herr Buddensiek, können Sie zum Abschluss bitte noch folgenden Satz vervollständigen: Berlin ist…
…hoffentlich auch in Zukunft weltoffen und hilfsbereit.
Dirk Buddensiek hat 1995 mit Aperto eine der ersten Digitalagenturen Deutschlands gegründet. Für namhafte Kunden wie VW, MAN, Coca-Cola, Siemens, die Bundesregierung oder NGOs wie SOS-Kinderdorf und WWF hat Aperto seitdem digitale Lösungen und Produkte entwickelt. Nun wurde das Unternehmen von IBM aufgekauft und wird dort Teil der Beratungssparte IBM iX. Die Marke Aperto sowie deren Tochteragentur Plantage Berlin wird ebenso erhalten bleiben wie die Mitarbeiter des Unternehmens.
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