Zukunftskopf: Co-Gründerin und CEO Aimie-Sarah Carstensen von ArtNight
Die Mission der Gründerin Aimie-Sarah Carstensen ist Kreativität zu einer Routine zu machen, die alle lieben. Wie sie das mit ArtNight schafft, erzählt sie uns im Interview. Mehr
Anika Wiest
E-mail: anika.wiest@senweb.berlin.de
Telefon: (030) 90138423
CMO Dominika Czajak stellt mit ihrem IT-Abschluss und ihrer Position in einem aufstrebenden Startup ein erfolgreiches Gegenbeispiel in der männerdominierten Berliner Tech-Welt dar. Dennoch muss die gebürtige Polin, die seit fünf Jahren in Deutschland lebt, noch immer häufig gegen gängige Rollenmuster und Klischees ankämpfen. Bei Spacebase arbeitet die IT-Fachfrau gleichberechtigt mit ihren männlichen Kollegen in der Führungsebene und zeigt, wie ein Unternehmen durch Strategie, Kreativität und virales Marketing kontinuierlich wachsen kann.
Guten Tag, Frau Czajak. Sie arbeiten als CMO bei Spacebase, das ist eine Online-Buchungsplattform für Meeting- und Workshopräume. Was macht Ihr Startup so besonders?
Es sind vor allen Dingen besondere Meeting- und Workshopräume. Außerdem ist die Plattform auf der Sharing Economy aufgebaut. Das heißt unter anderem, dass keiner der verfügbaren Räume uns gehört. Spacebase handelt als Vermittler zwischen Raumbesitzern und Mietinteressenten. Mit nur wenigen Klicks kann man aus rund 3.000 Räumlichkeiten in über 30 Städten auswählen, die temporär leer stehen. So kann man als Mieter einzigartige Locations finden und sich als Besitzer etwas dazu verdienen, indem man seinen Leerstand reduziert.
Wen wollen Sie mit Spacebase in erster Linie ansprechen?
Vor allen Dingen wollen wir professionelle Nutzer ansprechen. Anfangs haben wir uns Partnern gegenüber als eine Art AirBnB für Businessnutzer positioniert. Unsere Kunden arbeiten in verschiedensten Positionen in diversen Unternehmen – von Startups bis hin zu DAX-gelisteten Großkonzernen. Denn Meetings sind ein wichtiger Bestandteil eines jeden Unternehmens. Aber überraschenderweise ist die Meeting-Kultur in kleinen Firmen oftmals kaum von der in Großkonzernen zu unterscheiden. Gerade junge, vermeintlich innovative Unternehmen haben ihre wöchentlichen Strategiebesprechungen in den gleichen gewöhnlichen, langweiligen Locations wie die alteingesessenen Firmen. Und genau dort setzen wir an. Unserer Überzeugung nach ist eine angenehme Atmosphäre der erste Schritt zu einem erfolgreichen Meeting. Und eine originelle Location regt in jedem Fall die Kreativität an. Daher auch unser Motto: “Changing the way we meet.” Meetings sollen Spaß machen.
Was sind Ihre konkreten Aufgaben bei Spacebase – und wie sind Sie zu dem Startup gestoßen?
Ich habe Jan Hoffmann-Keining, einen der Mitgründer von Spacebase, über einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Mir gefiel das Konzept hinter Spacebase sehr, deshalb bin ich der Firma schon vor ihrer offiziellen Gründung 2015 beigetreten, anfangs als Marketing Manager. Heute arbeite ich als CMO eher auf der Makroebene und bin verantwortlich für alle Dinge, die bei Spacebase mit strategischer Marketingplanung zu tun haben. Viele denken dabei immer noch an das Erstellen von Werbekampagnen. Aber obwohl es stimmt, dass ich auch unsere Kommunikation und PR beaufsichtige, sind die meisten meiner Aufgaben eher technischer Natur. Ich erledige viel Ingenieursarbeit im Hintergrund, beispielsweise um unsere Sichtbarkeit in den Suchmaschinen zu verbessern oder um Nutzerverhalten zu analysieren und, darauf aufbauend, zusammen mit unserem Development Team, die Webseite so zu optimieren, dass sie nutzerfreundlicher wird. Außerdem plane ich, welche Funktionalitäten bei uns als nächstes implementiert werden.
Als Frau mit IT-Abschluss sind Sie in einer männerdominierten Tech-Welt sicherlich immer noch ein Ausnahmefall. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ich bin definitiv in der Unterzahl. Alle meine Chefs in der Vergangenheit waren männlich. Das Gleiche gilt für meine Kommilitonen an der Uni. Aber trotz der männlichen Dominanz habe ich auch immer wieder talentierte, selbstbewusste Frauen getroffen, die mir Mut gemacht haben, dass sich gerade etwas ändert. Das Problem ist meiner Ansicht nach weniger ein Mangel an Unterstützung innerhalb der Tech-Industrie als vielmehr, dass so wenige Frauen überhaupt in Erwägung ziehen, in dieser Branche zu arbeiten. Ich denke, einer der Hauptgründe ist sicherlich das Bild, welches wir von IT-Jobs haben – niemand möchte ein Teil der „Nerds“ sein, die nur in Ziffern denken und den ganzen Tag vor dem Bildschirm hocken. Natürlich hat dieser Stereotyp sehr wenig mit der Realität zu tun, aber er besteht leider nach wie vor. Und deshalb sollten wir Jugendliche bereits in einem frühen Alter über die Vielfalt und Möglichkeiten in der Tech-Welt aufklären.
Mussten Sie als Frau mehr leisten als Ihre männlichen Kollegen, um sich als CMO durchzusetzen?
In meiner professionellen Karriere hatte ich keine größeren Nachteile durch mein Geschlecht. Mich stört aber, dass die Leute so oft betonen, wie toll es ist, dass ausgerechnet ich als Frau es geschafft habe, diese Position zu erreichen. Ich weiß, dass sie das nicht so hervorheben würden, wenn ich ein Mann wäre. Das, noch mehr als Statistiken über Ungerechtigkeiten, ist doch ein deutliches Zeichen dafür, dass es weiterhin absolut nicht normal ist, eine Frau in Tech zu sein. Auch in Jobinterviews stellt quasi nie jemand meine kreativen Fähigkeiten in Frage, ist aber immer ausgesprochen skeptisch meinen IT Skills gegenüber, obwohl letztere zweifelsohne meine Stärke sind.
Sie sind verantwortlich für die von Spacebase entwickelte Viral-Kampagne experiMENTAL. Was verbirgt sich dahinter?
Mit experiMENTAL versuchen wir, Spacebase noch stärker als Meinungsführer in der Kreativbranche zu positionieren. Die Webserie untersucht verschiedene Faktoren und überprüft ihren Einfluss auf die Kreativität in einem kurzen, unterhaltsamen Videoformat. Wir haben schon einige sehr interessante Erkenntnisse gewonnen. Beispielsweise war es verblüffend herauszufinden, wie sehr sich die Kreativität von Studienteilnehmern erhöht, wenn diese vor den Tests Zumba praktiziert haben. Aus diesen Resultaten ergeben sich Ratschläge, die wir weitergeben, um Leuten zu helfen, sich optimal auf ihr Meeting vorzubereiten und es damit so produktiv wie möglich zu gestalten. Es ist keine Kampagne, die direkt für unseren Service wirbt, sondern eher indirekt für unsere Mission, die ich anfangs schon genannt habe („Changing the way we meet.”) Und bald kommen neue Episoden!
Welche Aufgaben stehen in der nahen Zukunft an?
Jetzt, da Weihnachten vor der Tür steht, bekommen wir eine Menge Anfragen von Firmen, die ihre Weihnachtsfeiern planen. Wir wollen diese Chance nutzen, um im Namen des Weihnachtsgedankens etwas zurückzugeben. Deshalb launchen wir jetzt ein neues Format, Spacebase Cares. Damit wollen wir Firmen bewegen, nicht nur ihr eigenes Weihnachtsevent zu planen, sondern zusätzlich in Form eines Social Days einen Tag zu investieren, um anderen Menschen etwas zurückzugeben. Wir haben uns mit mehreren Partnern zusammengetan und Pakete geschnürt, die etablierte Firmen dazu anregen sollen, für einen guten Zweck einzustehen. Wir verdienen nichts damit, aber mir ist dieses Projekt persönlich sehr wichtig, denn in Berlin werde ich mir jeden Tag der Tatsache bewusst, wie vielen Menschen es deutlich schlechter geht als mir persönlich. Und sie alle können etwas mehr Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft sehr gut vertragen.
Sie leben bereits seit einigen Jahren in Berlin und es ist sicherlich ein Stück Heimat geworden. Was lieben Sie besonders an der Stadt? Und was vermissen Sie?
Es ist für mich nach wie vor faszinierend zu sehen, wie viele unterschiedliche Menschen hier leben. Und wie zahlreich die Möglichkeiten sind, die man geboten bekommt. Die Stadt ist zudem voller vollkommen verschiedener Lebensentwürfe und Lebensrealitäten. In einer urigen Kneipe ein Bier trinken und danach am anderen Ende der Straße ein Tschaikowsky-Konzert erleben – in welcher anderen Stadt geht das schon? Ich denke, Berlin ist mit seinen vielen Startups außerdem ein guter Ort, um seine professionelle Karriere zu beginnen, auch wenn man nicht aus Deutschland kommt. Was mir manchmal fehlt, ist ein bisschen mehr Ruhe und unverbrauchte Luft, wie man sie nur außerhalb der Großstadt findet. Ab und zu wäre es schön, der Intensität der Stadt einfach mal entkommen zu können.
Zu guter Letzt: Könnten Sie bitte folgenden Satz vervollständigen: „Berlin ist…“
Berlin ist ein Ort, der dich zwingt, intensiv über dich und deine Ziele im Leben nachzudenken. Das ist nicht immer einfach. Die Stadt ist definitiv ziemlich fordernd. Doch Berlin ist auch bereichernd und hilft definitiv dabei, die richtige Richtung einzuschlagen.
Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft
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