MIZ-gefördertes Projekt Audiomatika: „Menschen Mehrwert bringen“
Dass dabei völlig Neues entstehen kann, das beweist das Projekt Audiomatika: In einem „Gänsehautmoment“ bauten Guse und sein Kollege, der russische Datenwissenschafter Pavel Tyukavin einen Prototypen, der aus Text gute Audioinhalte machen kann. „Wir haben die Maschine gebaut, die sich im Keller eines Schiffs befindet“, schildert Guse die nächsten Schritte, „jetzt geht es darum, das Schiff drumherum zu bauen.“ Das „Schiff“ soll eine Web-Plattform sein, mit der Redaktionen fertige Audio-Episoden produzieren können und so „aus Texten, die es gibt, Audioinhalte, die Menschen einen Mehrwert bringen“ Zu produzieren. Damit das gelingt und die Cloud-basierte Plattform auch in der Praxis erfolgreich eingesetzt werden kann, hat das Zweierteam den „Spiegel“ und die „Lausitzer Rundschau“ als Partner gewonnen. Der Spiegel-Newsletter könnte bald nicht mehr als Textform zu einem verlässlichen Zeitpunkt veröffentlicht werden, sondern immer dann als Audio-File online gehen, wenn die Nachricht relevant ist.
Sechs Monate haben Guse und Tyukavin Zeit, dieses Schiff zu bauen - um bei der Metapher zu bleiben. So lange wird das Projekt vom MIZ - Medieninnovationszentrum Berlin-Brandenburg GmbH gefördert. „Wir können ausprobieren, ohne dass wir in der privatwirtschaftlichen Welt Profit generieren müssen“, freut sich Guse über dieses „Geschenk“. „Und wenn wir in sechs Monaten noch nichts veröffentlicht haben, können wir zumindest aus unseren Fehlern lernen.“
Dass man sich diese Zeit des Lernens in Deutschland oft nicht nimmt, sei seiner Meinung nach schade. Hierzulande stehen viele KI Entwicklungen nach wie vor skeptisch gegen über, beobachtet Guse: „In anderen Ländern begegnen mir mehr Menschen, die im leidenschaftlichen Austausch mit KI sind“, meint er, in Deutschland hingegen dominiert die Angst vor Gefahren. Während die Amerikaner bereits am Tun und Machen sind, „diskutieren wir noch, ob es sinnvoll ist damit anzufangen“, möchte er, dass die Bundesrepublik „weltoffener wird, Menschen und Ideen gegenüber“. Das gelte auch für seine Heimatstadt Berlin. Da zeige sich bereits, dass Diversität und Internationalität gerade im Bereich der Sprachentwicklung durchaus als Vorteil genutzt werden kann: Jeder mit KI-Sprachgeneratoren produzierte Text werde nämlich einem Muttersprachler zur Bewertung vorgesetzt. „In Berlin leben so viele Menschen aus so vielen Teilen der Welt. Da ist es einfach, jemanden zu finden, der koreanisch spricht“, nennt er ein Beispiel aus der Praxis, „da ist es toll, dass diese Stadt ein Ort für Menschen mit so vielen Sprachen und Regionen ist.“