Citkar ist ein Startup auf Wachstumskurs, das den mobilen Markt revolutionieren will. Mit dem Loadster hat das Unternehmen eine echte Alternative zum Auto am Markt positioniert: Das Fahrzeug verbraucht 97 Prozent weniger CO2 als herkömmliche Autos und 75 Prozent weniger Energie als ein Elektro-Auto. Der Loadster ist zunächst einmal geplant für Handwerksbetriebe, Essenslieferanten, Apotheker oder Blumenhändler. Marketing-Stratege Sven Kindervater verrät, wie Citkar langfristig in die Logistikbranche einsteigen will und wann ihr Prototyp in Serie geht.
Mit Ihrem Startup wollen Sie die Logistik-Branche revolutionieren – und sind dabei auf dem besten Wege. Denn Ihre mobile Alternative befriedigt das Bedürfnis der Menschen nach immer neuen Waren – ohne den Blick auf eine saubere Umwelt zu verlieren. Können Sie kurz Ihr Geschäftsmodell erläutern?
Vielen Dank für das Lob. Citkar ist eine Plattform für die urbane Mobilität. Wir wollen uns der drängendsten Herausforderungen annehmen und stellen dabei eine Frage in den Fokus: Wie kommt der Mensch von A nach B und was will er dabei mitnehmen? Wir wollen keine Technologie bevorzugen oder das Vorhandene optimieren. Wir wollen echte, nachhaltige Lösungen. Dazu suchen wir den Dialog mit Politik und Wirtschaft, betreiben Forschung, organisieren Veranstaltungen und mischen uns mit Studien und Analysen ein. Im Kern allerdings erarbeiten wir Produkte, die den Wandel von morgen heute bereits möglich machen.
Seit wann gibt es Ihr Startup – und wie groß ist Ihr Team?
Die Idee von Citkar entstand vor mittlerweile über fünf Jahren von unserem Gründer Jonas Kremer und hat sich seitdem immer weiterentwickelt. Im Frühjahr dieses Jahres folgte dann die Gründung als UG, mittlerweile sind wir dabei, uns als GmbH einzutragen, auch dank eines großartigen Investors. Derzeit sind wir ein Team von zehn Leuten plus Freischaffende, etwa in Vertrieb und Webdesign.
Warum ist gerade jetzt ein Umdenken auf den Straßen unbedingt nötig?
Das Umdenken hat schon stattgefunden, das merken wir immer wieder in Gesprächen, gerade im Bereich der Logistik. Die Straßen sind voll, Parkplätze de facto nicht vorhanden und die Nachfrage wächst und wächst. Dazu die Umweltbelastung von Feinstaub bis Dieselgate. Was fehlt, sind praktische und günstigere Lösungen. Denn, machen wir uns nichts vor: In der Logistik wird jeder Cent in der Buchführung doppelt umgedreht. Eine Lösung muss daher sowohl im Bereich der Problemorientierung als auch der Finanzierung überzeugen.
Mit Ihrem Loadster, der vom Berliner Senat gefördert wird, bieten Sie eine echte Alternative zu den Lieferfahrzeugen. Was macht dieses Fahrzeug aus?
Es stimmt, dass E-Cargo-Bikes wie unser Loadster vom Senat gefördert werden. Der Loadster ist an den Anforderungen der Logistikbranche entwickelt. Er ist komplett wettergeschützt und kann über 100 Kilogramm transportieren. Er ist führerschein- und steuerfrei auf jedem Radweg zugelassen. Der E-Motor hat eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern und die Batterie kann ganz einfach entnommen und an jeder Steckdose geladen werden. Vor allem aber fährt er sich im Gegensatz zu anderen Cargo-Bikes dank seiner vier Räder und extrem guten Federung sehr angenehm, eben wie ein Kettcar – wo auch die ursprüngliche Idee herkommt.
Modelldarstellung des Loadster, © Citkar
Und warum könnte er zukünftig sogar das Fahrrad ersetzen?
Ich möchte noch einmal betonen, dass wir nicht eine bestimmte Technologie bevorzugen oder ersetzen wollen. E-Cargo-Bikes sind aus unserer Sicht derzeit schlichtweg die beste Lösung auf der sogenannten „letzten Meile“ für die Logistik, da sie den Verkehr entspannen, statt ihn zu erzeugen. Die Idee eines überdachten Fahrrads etwa, ist auch nicht neu, das weiß jeder, der schon mal am Brandenburger Tor mit einem Velo-Taxi unterwegs war. Allerdings scheint der Privatmarkt seine ganz eigene Herausforderung zu sein, der wir uns künftig ebenso stellen wollen.
Wann gehen Sie mit dem Loadster endgültig an den Start – Sie sind noch in der Entwicklungsphase?
Wir haben im April dieses Jahres unseren vierten und letzten Prototypen vorgestellt. Derzeit werten wir das zahlreiche Feedback aus und testen diverse Zulieferteile, vom Motor bis zu den Rädern. Aktuell werden bspw. die Seitentüren entwickelt. Im September auf der IAA werden wir das Vorserienmodell präsentieren, darauf folgen diverse Testphasen mit Partnern aus der Logistikbranche. Im Frühjahr 2019 beginnt dann die Serienproduktion.
Auch bei der Herstellung des Loadster lassen Sie den sozialen Aspekt nicht außer Acht – er wird in Behindertenwerkstätten hergestellt, ist das richtig?
Es ist richtig, dass die Endmontage in einer wirklich tollen Zusammenarbeit mit den VfJ Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen realisiert wird. Wir planen hier Dutzende neue Arbeitsplätze in Berlin entstehen zu lassen. Wir konnten uns von den tollen Bedingungen und der Leistung auf qualitativ höchstem Niveau bereits beim Bau des Prototypen im Frühjahr überzeugen lassen. Derzeit arbeiten wir den großen Sprung für die Serienproduktion vor.
Sie sprachen noch von anderen, weiteren Projekten bei Citkar – welche sind das?
Auch, wenn ich heute noch nicht alles verraten kann, konzentrieren wir uns derzeit neben der Markteinführung des Loadster auf weitere mögliche Anwendungsbereiche. Der Loadster ist ideal bspw. für kleine Handwerksbetriebe, für Essenslieferanten und auch für Apotheken oder Blumenhändler. Wir wissen aber auch, dass bspw. für Briefe und Zeitungen oder auch Pakete andere Anforderungen gelten. Wir planen, jedes Jahr ein weiteres Gefährt zu unserem Portfolio zu ergänzen. Gleichzeitig wollen wir als Plattform wachsen und uns einmischen in die Dialoge unserer Zeit.
Wo sehen Sie sich und Ihr Team in fünf Jahren?
Ein Startup muss wissen, dass es möglicherweise jederzeit alles verwerfen und bei Null anfangen muss. Wir bei Citkar schaffen Lösungen, die das Umdenken praktisch umsetzbar machen und erschließen damit auch ganz neue Märkte. Daher kann ich nur sagen, was wir uns derzeit hoffen: Wir sind in fünf Jahren gut vernetzt und nah dran an den Problemen der Menschen. Wir haben mittlerweile einige Produkte entwickelt, die vielfältig zu Lösungen beitragen. Wir sind natürlich gewachsen und sitzen fest im Sattel. Immer hungrig nach mehr, immer mutig nach vorne.
Berlin gilt nach wie vor als Startup-Hauptstadt – warum kommen so viele Gründer hierher? Welchen Einfluss hat die Stadt auf Ihre Arbeit?
Alles ist ständig im Wandel, alles scheint möglich. Gleichzeitig fordert das aber auch heraus, denn wenn man nicht weiß, was man will, ist das Überangebot schnell erschöpfend. Kreative Gründer und talentierte Köpfe haben hier zwar alle Chancen, müssen aber auch aufpassen, nicht von zu vielen Optionen abgelenkt oder vermeintlich guten Angeboten verführt zu werden. Das ist auch für uns eine dauerhafte Herausforderung.
Zu guter Letzt: Könnten Sie bitte folgenden Satz vervollständigen: „Berlin ist…
… was du draus machst.“