HygNova wurde 2017 in Berlin gegründet und hat ein Verfahren entwickelt, das mittels Künstlicher Intelligenz die Händedesinfektion in Krankenhäusern verbessern soll. Denn Infektionen durch multiresistente Keime in Klinken sind für Patienten nach wie vor ein großes Risiko. Im vergangenen Jahr wurde das Startup für seine Arbeit mit dem Digital Health Award 2018 ausgezeichnet. Dieser Preis wurde von Projekt Zukunft initiiert, um branchenübergreifende Innovationen voranzutreiben.
HygNova-Gründerin Theresa Ebeling erzählt, was sich durch den Preis verändert hat und gibt einen Ausblick auf die Zukunftspläne des Unternehmens.
Sie haben ein Verfahren entwickelt, das mittels KI die Händedesinfektion in Krankenhäusern verbessern soll – könnten Sie die Vorteile noch einmal kurz skizzieren?
HygNova hilft medizinischen Institutionen, dramatische, stetig zunehmende und kostspielige Krankenhausinfektionen zu senken, Patienten effektiv zu schützen und gleichzeitig nachhaltig Kosten im Gesundheitssystem einzusparen. Unsere Lösung HygNova ADVANCE® überwacht Händehygiene lückenlos über moderne IoT-Bewegungssensorik.
Die Lösung funktioniert ohne Beobachter (Entlastung des Personals) und erstmalig weltweit ohne tragbare Sensoren für das Personal (Anonymität). Künstliche Intelligenz übernimmt dabei die Aufgabe, die Komplexität der Behandlungsprozesse in überprüfbare, einfache Kennzahlen zu übersetzen. Das System wird ohne bauliche Veränderungen sekundenschnell zur bestehenden Ausstattung der Krankenzimmer variabel ergänzt.
Sie haben für Ihre Lösung den Digital Health Award 2018 erhalten – wie konnte Ihr Unternehmen durch den Preis profitieren?
Wir haben damals den 3. Platz erreicht und sind sehr stolz darauf. Die Anerkennung durch den Digital Health Award hat uns in der öffentlichen Wahrnehmung wahnsinnig geholfen und neue Unterstützer und Interessierte angezogen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmal recht herzlich für diesen Preis bedanken. Auch die finanzielle Unterstützung hat geholfen, eine noch nicht öffentliche Weiterentwicklung weiter voran zu treiben.
Ihr Startup ist noch sehr jung – Sie haben erst 2017 gegründet. Was hat sich seitdem getan?
Vieles – auch durch die Anerkennung im letzten Jahr: Unser Produkt konnte in einem gewachsenen Team zur Marktreife geführt und auf hohem Standard weiterentwickelt werden. Wir haben Kunden von unserer Technologie überzeugen und HygNova ADVANCE® am Markt in der DACH-Region platzieren können. Qualität und Sicherheit für die Patientinnen und Patienten waren in der Entwicklung die höchste Maßgabe. Wir verbreiten demnach jetzt ein Produkt, welches die strengen Anforderungen des Gesundheitsmarktes übertrifft.
Wie wird Ihre Idee beim medizinischen Fachpersonal angenommen? Stoßen Sie auch auf Skepsis – oder ist die Resonanz vorwiegend positiv?
Das medizinische Fachpersonal schätzt unsere Entwicklung sehr, da sie die Bedürfnisse, Probleme und Herausforderungen im medizinischen Alltag mitgedacht und in die Weiterentwicklung eingeflossen sind. Wir haben unsere Lösung in einer offenen Feedback-Kultur mit unseren Kunden und Nutzern entwickelt, sodass das Produkt überwiegend als Teil der optimierten Hygienestrategie einer Einrichtung verstanden und anerkannt wird.
Natürlich gibt es auch Kritiker und Skepsis, da die Lösung und der Ansatz sehr neu sind und insbesondere im medizinischen Alltag bisher keine führende Rolle gespielt haben. Wir bemühen uns mit einer fundierten wissenschaftlichen Herangehensweise und der Auswertung unserer erhobenen Daten, die in medizinischen Fachzeitschriften erscheinen, diese Zweifel auszuräumen und werden dabei immer erfolgreicher.
Am Ende gibt unser Produkt allen Beteiligten Sicherheit. Das hochgradig intrinsisch motivierte Personal kann nachweisen, dass bei Krankenhausinfektionen, die unweigerlich auch bei bestem hygienischem Verhalten entstehen, zumindest ihre Händehygiene den Anforderungen an Qualität und Exzellenz entspricht.
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Mit HygNova ADVANCE® werden anonymisierte Teamdaten erfasst. Personenbezogene Daten werden nicht gespeichert. Alle Datenerfassungs- und -verarbeitungsprozesse laufen DSGVO- und betriebsratskonform. Krankenhäuser haben die Hoheit über ihre Daten und gelangen zu ihren Informationen über einen speziell geschützten Bereich.
Was planen Sie als nächstes?
Produktseitig gibt es einige Weiterentwicklungen, die in den Startlöchern stehen, über die ich an dieser Stelle aber leider noch nicht berichten kann. Marktseitig planen wir die Erschließung neuer Regionen, die über den deutschsprachigen Raum hinausgehen. Als Berliner Unternehmen ist es uns allerdings ebenso wichtig, auch Berliner Krankenhäuser für unsere innovative Technologie zu gewinnen. Bislang sind wir mit unserer Technik nur außerhalb von Berlin vertreten.
Berlin gilt als Mekka für Startups – wie steht es Ihrer Meinung nach um die Digital-Health-Community in Berlin?
Wir als Health-Startups organisieren uns zunehmend besser – auch untereinander. Alle haben die gleichen regulatorischen Hürden und setzen sich das Ziel, die Versorgung von Patientinnen und Patienten nachhaltig zu optimieren. Diese große gemeinsame Schnittmenge bietet die Möglichkeit, von den Erfahrungen und Fehlern befreundeter Unternehmen zu lernen.
Können Sie noch folgenden Satz beenden: „Berlin ist…“
… vielseitig und wunderbar, stolpert beim Thema Innovationen aber im Moment noch über seine eigenen Füße.