Die Berlinale hatte praktisch Glück im Unglück: Mit ihrer Terminierung im späten Februar 2020 hatte das traditionsreiche Filmfestival noch vor der rasanten Ausbreitung der Covid-19-Pandemie in Europa und die damit verbundenen notwendigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, erfolgreich und seiner ursprünglichen Form über die Bühne gehen können. Bei anderen sogenannten AAA-Filmfestivals des Jahres sieht es da schon anders aus: Cannes? Tribeca Film Festival? Beide abgesagt und verschoben. Wie es mit den Filmfestspielen in Venedig, Locarno oder Toronto in der zweiten Jahreshälfte aussieht, bleibt abzuwarten.
Internationale Filmfestivals schließen sich digital zusammen
Nun haben sich auf Initiative des Veranstalters des abgesagten Tribeca Film Festivals und der Video-Plattform YouTube insgesamt mehr als 20 internationale Filmfestspiele, darunter auch die Berlinale, Cannes und Venedig, zusammengetan: Das kostenlose, virtuelle Filmfestival unter dem Namen „We Are One“ wird über zehn Tage vom 29. Mai bis 7. Juni 2020 laufen und gleichzeitig Spenden für die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weiteren Initiativen sammeln. Auf dem Kanal werden neben einem bunten Filmprogramm, das von den beteiligten Filmfestivals kuratiert und in Kürze veröffentlicht wird, ebenfalls Masterclasses und Panel-Diskussionen zum Thema Film zu sehen sein. "We Are One: A Global Film Festival vereint Kuratoren, Künstler, Geschichtenerzähler, um zu unterhalten und dem weltweiten Publikum Zerstreuung zu bieten", berichtet Jane Rosenthal, Chefin von Tribeca Enterprises und des Tribeca Filmfestivals, über die Initiative.
Berlinale bietet knapp vierstündiges Programm für We are One
Die Berlinale beteiligt sich am Programm mit zwei Podiumsgesprächen und einem Film: Aus dem Sonderprogramm „On Transmission“, das zur 70. Berlinale entstand, wird am 30. Mai zunächst das Gespräch zwischen den herausragenden Filmemacher*innen Claire Denis und Olivier Assayas ausgestrahlt, gefolgt vom Talk zwischen Oscar-Gewinner Ang Lee (u.a. Brokeback Mountain) und Kore-eda Hirokazu (Shoplifters) über den Status Quo der Filmkunst am 5 Juni. Aus dem umfangreichen Werk der Filmemacherin und Künstlerin Ulrike Ottinger wird außerdem der Klassiker Bildnis einer Trinkerin von 1979 zu sehen sein.
„Kino entsteht nicht nur in Teamarbeit, es ist auch ein gemeinsames Erlebnis. In diesen Zeiten der räumlichen Distanz sind Kooperationsgeist und Gemeinschaftssinn nötiger denn je. Daher freuen wir uns, bei der Initiative ‚We Are One‘ mitzumachen. Wir wünschen all diesen wundervollen Künstler*innen, dass das Publikum ihre Werke bald wieder gemeinsam auf der großen Leinwand sehen kann”, sagt das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.
In Krisenzeiten entstehen die besten Ideen für die Zukunft! In der Themenreihe “Mastering the Crisis” stellt Projekt Zukunft regelmäßig Projekte aus Berlin vor, die im Kontext der Coronakrise entstanden sind, und befragt Branchenexperten, wie einzelne Digital-, Medien- und Kreativbereiche die wirtschaftliche Krise meistern.