Frauengesundheit verbessern, eine digitale Gynäkologie von morgen schaffen, Brücken mit Technologie bauen: Keiner geringeren Aufgabe stellt sich femote. Das Startup rund um Frederike Kugland setzt sich mit seiner Tech-Idee für eine ortsunabhängige Versorgung ein – um damit letztlich eine große Lücke in der Erforschung und Behandlung von Frauen zu schließen. Was das mit Krebstherapie zu tun hat und warum Berlin der perfekte Ort für die drei Gründerinnen ist, erfahrt ihr im Interview mit unserem neuen Zukunftskopf.
Was ist eure Mission?
Ich habe ursprünglich BWL studiert und dann noch mal Programmieren gelernt. Es hat mich total gepackt, weshalb ich in die Tech-Szene eingestiegen bin. Vor zwei Jahren habe ich meinen Job gekündigt, um femote zu gründen.
Wir wollen die Frauengesundheit verbessern, weil es in diesem Bereich immer noch sehr viele Hürden gibt. Wir glauben, dass Technologie darauf eine Antwort sein kann. Wir wollen damit der Stigmatisierung, dem Ärzt:innenmangel, der fehlenden Aufklärung und auch dem Mangel an Forschung begegnen.
Worum geht es bei femote heute?
Wir starten am Anfang mit der digitalen und ortsunabhängigen Versorgung von Intiminfektionen wie Vaginalpilz, bakterieller Vaginose und Harnwegsinfekten. Diese zählen zu den häufigsten Notfallterminen in der Gynäkologie.
Wir machen das, indem wir Frauen eine App bieten – vom Verstehen der ersten Symptome bis zur Prävention. Kombiniert wird sie mit Schnelltests, mit denen sich Frauen innerhalb von 15 Minuten zu Hause selbst testen können. Anschließend kann das Ganze an unser Ärzt:innen-Netzwerk zur direkten Ausstellung von Rezept- und Therapieplänen übermittelt werden. Damit wollen wir Frauen befähigen, sich selbst zu helfen, und Ärzt:innen und Patientinnen effizienter und nachhaltiger zusammenbringen.
Wo wollt ihr in Zukunft hin?
Intiminfektionen sind für uns nur der Start. Denn das, was wir bauen, kann auch viele andere Dinge in der Gynäkologie mit abdecken, zum Beispiel die Krebsvorsorge. Genau da wollen wir hin: Wir wollen die digitale Versorgung in der Gynäkologie von morgen schaffen und gleichzeitig mit den Behandlungen, die über unsere Plattform stattfinden, einen Datensatz aufbauen, der zur Schließung der Forschungslücke beitragen kann.
Welche Chancen bietet euch digitale Technologie?
Technologie kann da wichtige Brücken bauen. Digital können wir Frauen aufklären – egal in welcher Sprache, in welcher Schnelligkeit, in welcher Tiefe und wo auch immer sie sind und es brauchen. Außerdem können wir damit eine kritische Masse erreichen. Denn nur, wenn wir alle zusammenkommen und unser Wissen teilen, können wir die vielen offenen Fragen in der Frauengesundheit beantworten. Deswegen wollen wir Frauen dazu ermutigen, ihre Daten für die Wissenschaft zu spenden.
Welchen Einfluss hat das Ökosystem in Berlin auf euch?
Ich selbst komme eigentlich aus einer Konzernfamilie und hätte nie gedacht, dass ich einmal selbst gründen würde. Berlin ist auf jeden Fall der Grund, warum ich es am Ende gemacht habe. Berlin vereint einfach so viel an einem Ort: nicht nur klassische VC-finanzierte Startups, sondern auch Förderprogramme und wichtige Institutionen wie renommierte Kliniken und Forschungseinrichtungen, die für uns total relevant sind.
Und was ich persönlich super gut finde und mir sehr am Herzen liegt: eine sehr aktive Community rund um FLINTA* und weibliche Gründerinnen. Sie ist stark und ehrlich, unterstützt sich und thematisiert die vorhandenen Probleme und Struggles – um sich auszutauschen und zu helfen. Das ist einfach wertvoll. Und das habe ich hier in Berlin gefunden.
Welche Zukunft wünscht ihr euch?
Wir wünschen uns eine gerechte Zukunft – sowohl in der medizinischen Versorgung, in der Forschung als auch in den Möglichkeiten, die Frauen haben, selbst Startups zu gründen und damit zur Gemeinschaft beizutragen.