Für Leila Raabe ist Kunst mehr als ein visuelles Erlebnis. In ihrer Arbeit für EMIXAR II – Transformative Senses erweitert sie Malerei um eine olfaktorische Ebene: Der Geruch von Kakao wird zum Medium, das Erinnerungen weckt, das Unterbewusstsein aktiviert und eine emotionale Innenreise auslöst. Im Zusammenspiel mit der digitalen Erweiterung öffnet sich ein Zugang, der Kunst nicht nur betrachtet, sondern mit allen Sinnen erfahrbar macht. Im Interview spricht sie über Wahrnehmungsverzerrungen, XR als „Hochzeitskonzept“ und die Freiheit, Kunst ohne erklärende Texte neu zu erleben.
Raabes Mixed-Media-Installation „Choc C" (RR) + Malen mit Schokoladenhänden (XR)” ist Teil der immersiven Kunstausstellung EMIXAR II Berlin „Transformative Senses“, die anlässlich der Berlin Art Week von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe vom 10. bis 14. September 2025 im Kühlhaus Berlin präsentiert wird.
„Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind die Grundpfeiler meines künstlerischen Werkes. Ich verwende Rezepte aus der Renaissance, erstelle die Arbeit im Hier und Jetzt und die Gerüchte reichen in die Zukunft. Die Kollaborationen mit EMIXAR II erweitert den Zugang zur Kunst für die Rezipient:innen und erhebt die Kunst damit auf eine weitere Dimension.“
Was macht das Kunstwerk aus, das du hier ausstellst? Was erwartet die Besucher:innen?
Einer visuellen Wahrnehmungsebene kommt die gezielt eingesetzte Wahrnehmbarkeit des Geruchs Kakao hinzu. Nicht nur der malerisch-visuelle Aspekt wird künstlich geprägt, sondern eben auch der unterbewusste Zugang zum Werk wird über den Geruchssinn beeinflusst. Das Unterbewusstsein und die Erinnerung werden zum direkten Teilnehmer der Ausstellung.
Was macht deine Kunst im Großen und Ganzen aus?
Unterschiedliche Sinnesorgane werden durch die Betrachtung stimuliert. Die olfaktorische Komponente in meinem Werk eröffnet eine Innenreise in das Unterbewusste, in verschiedene Kulturen und in die Vergangenheit.
Was hat dich dazu bewegt, Kunst nicht nur in der realen Welt zu zeigen?Ich denke, dass die Besucher:innen zusätzlich dazu bewegt werden, die Kunstwerke genauer zu betrachten und zu reflektieren. Zum Beispiel werden auch Besucher:innen der Ausstellung, welche kein ausgeprägtes Interesse an Kunst haben, durch die zusätzliche Stimulierung der Sinne, in Verbindung mit der Digitalität, zur Kunst geführt. Sie entdeckten Kunst über einen anderen, neuen Zugang.
Was ist das Spannende an dem digitalen Layer?
Die Möglichkeit, geleitet in das Kunstwerk zu dringen. Zudem taucht man in eine Art realen Film, der die Perspektive spielerisch verzerrt und dadurch erhebt.
Siehst du XR eher als Werkzeug, Bühne oder eigenständige künstlerische Materie?
Ich verstehe XR eher als Hochzeitskonzept/Liierung zwischen den beiden Ebenen.
Inwiefern verändert sich deine Installation durch die digitale Erweiterung im Kontext von Transformative Senses – oder bleibt das Analoge für dich im Zentrum?
Ich konnte beobachten, dass eine willkommene Wahrnehmungsverzerrung aus der Verbindung resultiert. Ich sehe eine spielerische, emotionale und unterbewusste Zugangsschaffung – ohne lange erklärende Texte zum Werk oder Konzept. Dies dient der Autonomie der Kunstwelt. Man wird aufgefordert, das Kunstwerk auf allen Sinnesebenen wahrzunehmen. „Im Sinne der Kunst.“
Wie verändert sich der performative Ansatz, wenn er nicht nur körperlich, sondern auch digital-immersiv erlebbar wird?
Wie zuvor beschrieben, wird ein geführtes und tiefes Eindringen in die künstlerische Welt dadurch gefördert, geleitet und verstärkt. Man schwebt zwischen Illusion, Traum und realer Welt.