„Born in Evin“ erhält den Deutschen Fairnesspreis

Kategorie: Film/Rundfunk

Bild aus dem Film "Born in Evin". Zwei Frauen im Streitgespräch.

Born In Evin, Filmstill

© RealFictionFilme

Am 11. September werden im Berliner Club Spindler & Klatt die Deutschen Schauspielpreise vergeben. Neben acht Award-Kategorien und weiteren Spezialpreisen wird ebenfalls der Deutsche Fairnesspreis verliehen – ein Gemeinschaftspreis des BFFS und der ver.di FilmUnion, der seine Premiere im vergangenen Jahr feierte und von Projekt Zukunft bereits zum zweiten Mal unterstützt wird.

Auf Diversität folgt Streitkultur

Während sich in 2019 der Preis dem Thema „Diversität“ widmete, sollte in diesem Jahr eine Film- oder Serienproduktion geehrt werden, die auf besondere Weise das gesellschaftlich relevante Thema „Streitkultur“ in den Blick nimmt.

Eine aus Mitgliedern der Filmverbände und Verdi bestehende Jury – Ursula Höf (ver.di), ChrisTine Urspruch (BFFS), Robin Pohle (bvft - Bundesvereinigung Filmton), Jens Bartram (BVM - Bundesvereinigung Maskenbild) und Christian Lex (VDD - Verband Deutscher Drehbuchautoren) – hat aus den Einreichungen der Verbände nun Maryam Zarees Dokumentarfilm „Born in Evin“ ausgewählt. Den Preis wird Christian Rickerts, Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit den Jurymitglieder Ursula Höf und ChrisTine Urspruch verleihen.

Reaktion fordert Gegenreaktion

„Sich in der Sache zu streiten, um das beste Ergebnis zu ringen, ist Kern unserer freiheitlichen, liberalen und aufgeklärten Gesellschaft“, erklärt die Jury, erkennt allerdings auch an, dass nicht selten über das Ziel hinausgeschossen wird und die Sachebene aus dem Fokus gerät. „Absichtlich oder unbewusst tragen wir unsere seelischen Abgründe in den Streit. Das Gegenüber drückt Knöpfe, die reflexhafte emotionale Abwehrreaktionen verursachen, welche nichts mit dem Moment zu tun haben. Wir sind schließlich verletzt, entnervt, überfordert, arrogant, enttäuscht. Kurz – irgendwann setzen wir uns nicht mehr mit Argumenten auseinander, sondern reagieren auf die Reaktionen des Gegenübers, und die Worte werden zu Waffen, während in der Sache Sprachlosigkeit herrscht. Die schlimmste Form der Auseinandersetzung ist der Tod derselben.“

„Born in Evin“ beschwört Eigenverantwortung und konstruktive Streitkultur

„Maryam Zaree macht es sich nicht so leicht“, befindet die Jury in ihrer Urteilsbegründung, denn „sie tut exemplarisch das, was wir alle tun sollten. Sie traut sich, ihre seelischen Narben anzusehen. Geboren in Evin, einem iranischen Gefängnis und einem der schlimmsten Orte der Welt, holt sich Zaree mit ihrem Mut aus der Sprachlosigkeit heraus und Stück für Stück ihre Freiheit zurück. Für Sie. Für uns. Ausgehend von der privaten Frage nach der eigenen Geschichte weitet sie ihren und unseren Blick auf die politischen Zusammenhänge. Maryam Zaree trifft auf viele kluge und politisch aktive Frauen, die nicht schweigen und sie einbetten in eine große Solidarität. „Born in Evin“ ist ein Film, der Mut macht, die Wut auf den tief in uns sitzenden Schmerz nicht anderen an den Kopf zu werfen, sondern in die Eigenverantwortung und den konstruktiven Streitzu gehen.“

Über den Deutschen Schauspielpreis

Der Deutsche Schauspielpreis wurde vom Bundesverband Schauspiel e. V. (BFFS) ins Leben gerufen und während der Berlinale 2012 zum ersten Mal verliehen. Die Preisverleihung ist eine Non-Profit-Veranstaltung, die nur durch ein breites ehrenamtliches Engagement der Schauspielerinnen und Schauspieler, zahlreicher Freunde und Unterstützer, Förderer und Sponsoren ermöglicht wird.

Über den Deutschen Fairnesspreis

Der Deutsche Fairnesspreis ist ein in 2019 erstmals ausgelobter Preis, mit dem ver.di und BFFS eine fiktionale Film-, Dokumentarfilm oder eine Serien-Produktion auszeichnen möchten, die in besonderer Weise den Blick auf  ein  gesellschaftlich  relevantes  Thema lenkt,  das  im  weiteren  Sinn  mit Fairness zusammenhängt.  Das jährlich wechselnde Thema legen ver.di und BFFS jeweils im ersten Quartal eines Jahres fest. Im vergangenen Jahr ging es um Diversity (Vielfalt), in diesem Jahr liegt der Fokus auf Streitkultur.

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