Neben zahlreichen Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und Industrie ist auch die SenWEB in das Projekt involviert. Als Projektmanagerin betreut Frau Stefanie Bauling die Umsetzung von Anfang an und ist dabei in regelmäßigem Austausch mit den beteiligten Unternehmen.Frau Bauling, die SenWEB ist ein Partner im Projekt „OTB-5G+“ und vertritt die Berliner Verwaltung. Können Sie bitte einmal zusammenfassen, welchen Forschungsanteil die SenWEB im Projekt hat und wie das Projekt davon profitieren kann?
Der Projektanteil der SenWEB trägt den Titel: Innovative Ansätze zur Realisierung eines an städtischen Zielen orientierten 5G-Mobilfunkausbaus im öffentlichen Straßenland unter Optimierung unterstützender und digitalisierter Verwaltungsprozesse. Hierfür wird eine neue 5G-Mobilfunkinfrastruktur auf dem Testgelände in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf aufgebaut.
Im Detail sollen die bauliche Umsetzung und Anbindung dieser Infrastruktur (hier Mikrozellen) in der Zusammenarbeit mit involvierten Behörden und Unternehmen geprüft und innovative Ansätze sowie Optimierungsvorschläge zur Realisierung entwickelt werden. Hierfür ist die SenWEB zuständig.
Dies erfordert eine ausführliche Betrachtung aller Themen, nicht nur der physischen Eigenschaften der Mobilfunktechnik und deren technischer Charakteristik, sondern auch der baulichen Gegebenheiten, der damit verbundenen Kosten und der administrativen Verfahren diese Standorte umzusetzen. Durch die umfangreiche Vorarbeit verfügt die SenWEB bereits über umfassende Kenntnisse zu Themen wie: standardisierte Aufbauvarianten (Unterbringung von Systemtechnik und Antennen, Leitungsführung), Energieversorgung (Anschlussart, Stromzähler, SLA), Identifikation nutzbarer bzw. nicht nutzbarer Lichtmasten (Denkmalschutz, kontinuierliche Stromversorgung, Statik) und rechtliche Festlegungen (Identifikation des Kreises der Berechtigten, Haftung, Wartungskosten, etc.). Diese Erkenntnisse haben wir bereits und werden diese weiterhin in das Projekt „OTB-5G+“ einbringen, um es zum Erfolg zu führen.
Können Sie einmal einen Zwischenstand geben, was Sie bisher umsetzen konnten? In welche Prozesse werden die Erkenntnisse einfließen oder sind sie das schon?
Das Ergebnis unserer bisherigen Arbeit in „OTB-5G+“ sind neuartige, normenkonforme Gehäuse zur Aufnahme der Stromversorgungs- und Mobilfunktechnik unter dem Produktnamen „staBAK“. An der Entwicklung der staBAK-Aufbauvarianten war ein Netzwerk aus 17 relevanten Industrievertreter:innen beteiligt, welches seine Anforderungen und Erfahrungen hat einfließen lassen. Diese entstandenen staBAK-Gehäuse werden nun zusammen mit den technischen Installationen prototypisch im Testfeld „OTB-5G+“ verbaut, mit den Partnern evaluiert und die Erkenntnisse dokumentiert.
Die staBAK-Designs haben wir für das Land Berlin als Geschmacksmuster beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) schützen lassen. Die SenWEB vergibt per Lizenz die Informationen über die Konstruktionspläne an interessierte Firmen, Städte und kommunale Institutionen kostenlos. Damit sollen die Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um daraus hohen Nutzen für die umfassende Anwendung im Infrastrukturausbau zu ziehen.
Teil des Projekt-Teams der SenWEB ist ebenso Dr. Ing. Frank Schramm aus der Fachgruppe Digitalisierung, IKT-Wirtschaft und digitale Infrastruktur, Open Data – Fachgruppenleitung (komm.) und Referent Mobilfunk & IoT.
Herr Dr. Schramm, welche Relevanz hat die Mitarbeit der SenWEB für dieses Projekt sowie für die darüberhinausgehenden Aufgaben der SenWEB? Bitte umreißen Sie die Bedeutung für die fortlaufende Verwaltungsarbeit, die Verwaltung in Forschungsprojekte dieser Art einzubeziehen.
Im Dezember 2021 trat das überarbeitete Telekommunikationsgesetz (TKG) in Kraft. Dieses überführt den EU-KODEX European Electronic Communications Code (EECC) in nationales Recht und stellt eine verbesserte Rechtsgrundlage für die Mitnutzung von Trägerstrukturen im öffentlichen Straßenland, wie Lichtmaste, dar. Die SenWEB hat durch Kommentierungen und Mitarbeit in den Arbeitsgruppen der Bundesländer diesen Prozess mitgestaltet.
Neben der Rechtsgrundlage geht es aber auch um konkrete Regelungen technischer und organisatorischer Vorgaben. Diese sind die Voraussetzung, um von einer Fall-zu-Fall-Entscheidung zu allgemeingültigen Vorgehensweisen zu kommen, welche für eine große Zahl von Trägerstrukturen für Kleinzellen gelten. Dies wiederum senkt den Aufwand, sowohl bei Mobilfunknetzbetreibern als auch in der Verwaltung, sodass die Errichtung von mehr Kleinzellenstandorten in kürzerer Zeit möglich wird.
Die notwendigen technischen und organisatorischen Vorgaben können aber nur aus konkreten Projekten gewonnen werden. Dabei liefert uns die aktive Mitarbeit im Projekt „OTB-5G+“ wertvolle Ergebnisse. Die SenWEB steht mit anderen Städten und Gemeinden im Austausch zum Thema des Mobilfunkausbaus mit Kleinzellen. Dabei zeigt sich auch das große Interesse an den Erfahrungen aus dem Projekt „OTB-5G+“.
Die Realisierung einer 5G-Modellregion in Berlin fußt auf vielen Akteur:innen. Ein Baustein dafür sollen die von der SenWEB im Projekt „OTB-5G+“ erarbeiteten umfassenden, generellen Lösungen und Verfahrensweisen für die Umsetzung der neuen Mobilfunkgeneration sein. Diese werden unter den Gesichtspunkten Effizienz und Effektivität für einen dauerhaften, großflächigen Einsatz entwickelt und sollen auf andere Regionen übertragbar sein.