Der Berlin Open Data Day 2021 - eine Jubiläumsfeier mit Verwaltung & Community

Kategorie: Digitalwirtschaft

Berlin Open Data Day 2021 © André Wunstorf

Berlin Open Data Day 2021

© André Wunstorf

Initiiert von der Landesinitiative Projekt Zukunft der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWEB) in Kooperation mit der Open Data Informationsstelle (ODIS) des Landes Berlin wurde das Jubiläumsjahr des „Berlin Open Data Day 2021“ (BODDy 21) unter dem Motto „10 Jahre Open Data – Ein Blick in die Zukunft“ am 25. August im Alice Rooftop & Garden mit bis zu 100 Teilnehmenden gefeiert.

Was hat die „Berlin Open Data Initiative“ in 10 Jahren erreicht?

Christian Rickerts, Staatssekretär der SenWEB eröffnete die Jubiläumsveranstaltung „BODDy 2021“ mit einem Grußwort. Er gab eine Zusammenfassung, was seit dem Start der „Open Data Initiative“ 2011 bis zur aktuellen Legislaturperiode in der Berliner Verwaltung erreicht wurde. Von dem „E-Government Gesetz“, das 2016 beschlossen wurde bis zur Verabschiedung der „Open Data Verordnung“, die am 1.1.2021 in Kraft getreten ist, sind insgesamt vier Jahre vergangen. Jetzt stehen endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Veröffentlichung von Daten auf dem „Open Data Portal“ fest. Das war mitunter ein langer Weg, der zu mehr Transparenz und Offenheit statt Aktengeheimnisse in der Verwaltung geführt hat.

„Bei all der Begeisterung für Regeln und Technik stand für uns aber immer auch der Aspekt Mensch im Fokus. Die Menschen, die mit den Daten der Stadt arbeiten und die Daten der Stadt nutzen brauchen Ansprechpartner*innen für Open Data.

Daher haben wir in der Verordnung verankert, dass es Open Data Beauftragte geben muss.“, betonte Christian Rickerts als wichtigen Erfolgsbaustein der „Open Data Strategie“ des Landes Berlin.

Die darauffolgende Filmvorführung bündelte das innerhalb von zehn Jahren Erreichte in zusammengefasster Form und machte die Stakeholder sichtbar, die sich aus der Community, Verwaltung und Wirtschaft für die Weiterentwicklung der „Berliner Open Data Strategie“ stark gemacht haben. Den Film können Sie hier nachschauen.

Die Zukunft von Open Data Berlin: Impulse aus der (Civic Tech) Community

Einen Fokus auf die Interessen der (Civic Tech) Gesellschaft setzte der Vortrag von Henriette Litta, Geschäftsführerin der Open Knowledge Foundation e.V. (OKF): Neben der reinen Veröffentlichung von Daten als Open Data muss auch die Nutzung dieser Daten für Softwareanwendungen durch Startups aber auch zur Lösung der Herausforderungen der Stadtgesellschaft durch die (Civic Tech) Community stärker verfolgt werden, daran erinnerte die Geschäftsführerin eindringlich.

Mit den „Open Data Gesetzen“ sind wir längst nicht am Ziel der rechtlichen Rahmenbedingungen angelangt. „Wenn wir es ernst meinen mit der Datennutzung der Verwaltung, dann brauchen wir auch ein Transparenzgesetz, das nicht hinter den Forderungen des Informationsfreiheitsgesetz bleibt und auch eine Berliner Datenstrategie, welche die Rahmenbedingungen für eine echte ‚Daten Governance‘ innerhalb der Verwaltung schafft“, so Litta.

Durch ihre zivilgesellschaftliche Perspektive begrüßte sie die Menge der zur Verfügung gestellten offenen Verwaltungsdaten auf dem „Open Data Portal“, sog. „Open-Government-Daten“. Diese seien ein starkes Signal in Richtung einer offenen Regierungsführung und unterstützten den dazu nötigen Transparenzgedanken des Regierungshandelns.

Blick über den Tellerrand: „Open Government Data“ in Wien.

Die „Data-Governance“-Koordinatorin der Stadt Wien, Brigitte Lutz, gewährte dem Plenum Einblicke über den Tellerrand in die zehnjährige Erfolgsgeschichte der umgesetzten „Open-Data-Strategie der Stadt Wien“. Dabei verwies sie darauf, dass die Grundlage des Erfolgs der „Open-Government-Data-Wien“ auf Transparenz, Partizipation und Kollaboration mit der Öffentlichkeit basiere. Von daher sei „Open Government Data“ ein Türöffner gewesen, um auch die digitale Agenda Wiens durch die Partizipation von Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft entstehen zu lassen.

Brigitte Lutz betonte die Wichtigkeit der Entwicklung des „Programms zur Etablierung der Data Excellence Strategie der Stadt Wien“ (PEDES) im Jahre 2017, durch die als Ergebnis eine interne Datenlandkarte der Wiener Verwaltung entstanden ist.

Die Datenlandkarte sei eine Antwort auf die Herausforderungen des Datenmanagements in der Verwaltung gewesen und umfasse deutlich mehr als Datensilos, redundante Datenerfassungen und Mehrfachdatenerfassungen. Die „Data-Excellence-Strategie“ basiere auf den drei Säulen Data Governance, dem Datenqualitätsmanagement und dem Enterprise Data Management, das die technologische Verfügbarkeit von API-Schnittstellen zum „Open Data Portal Wiens“ bereitstellt. Perspektivisch verwies sie auf die Entwicklung eines „Digitalen Zwillings“ der Stadt Wien, der auf den offenen Daten Wiens beruht und mit dem Datenveröffentlichungen leichter erreicht werden dürften.

Vom Potenzial hochwertiger Datensätze der Berliner Verwaltung

In der Vorstellung der Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zu hochwertigen Datensätzen („High Value Datasets“ (HVD)) durch die Referentin Lina Bruns vom Fraunhofer FOKUS ging es um das Potenzial sogenannter hochwertiger Datensätze für die Stadtgesellschaft und Wirtschaft in Europa. Bruns definierte eingangs „HVD“ als Datensätze, die zu Erreichung der soziökonomischen oder ökologischen Ziele herangezogen werden, aber auch für viele Anwender*innen nützlich sein können, zum Beispiel dadurch, dass man mit ihnen Einnahmen generieren kann. Für diese Daten gelten besondere Anforderungen bei der Bereitstellung wie etwa: kostenlose zur Verfügung Stellung auf Datenplattformen, offene Lizenzen mit möglichst minimalen rechtlichen Einschränkungen bei der Weiternutzung und die Verfügbarkeit der Daten durch API-Schnittstellen.

Das Ziel dieser Studie war die Identifikation der Themenbereiche, aus denen die „HVD“ mit hohem Potenzial kommen sollen. Das sind die Themenfelder: Meteorologie, Statistik, Unternehmen, Mobilität, Georaum, Erdbeobachtung und Umwelt.

Das Potenzial dieser Datensätze sind wiederum Anwendungen, die aus den Datensätzen erstellt werden können: Zum Beispiel können das nationale und lokale Karten, Wetterwarnungen, Bevölkerungsstatistiken, Handelsregister, Einrichtungen für den Schiffsverkehr oder auch Lärmkartierungen und Satellitenbilder sein.

Inspiriert von den „HVD“ des BMWi hat die ODIS 100 Kerndatensätze für Berlin identifiziert. Das sind Daten der Berliner Verwaltung, deren Veröffentlichung den maximalen Mehrwert für die Entwicklung von Anwendungen durch die Wirtschaft, für die Lösungen der Herausforderungen der Berliner Stadtgesellschaft und für die Förderung der Berliner Wissenschaft bringen würde. Beispielhaft sind das Daten aus den Themenbereichen, wie z.B. Internetanbindung an Schulen, Messen, Kultureinrichtungen, Kindertagesstätten, Schuleingangsuntersuchungen, Bebauungspläne und Bodenrichtwerte etc.

Open Data während der Pandemie: Erfolgsgeschichten, Herausforderungen und Lessons Learned aus Krisenzeiten für Open Data

In der folgenden von Sebastian Askar, Moderator und zentraler Open-Data-Verantwortlicher des Landes Berlin, und Victoria Boeck (Technologiestiftung Berlin(TSB)–ODIS) moderierten Panel-Diskussion mit Priv.-Doz. Dr. med. Linus Grabenhenrich vom Robert-Koch-Institut (RKI), Brigitte Lutz von der Stadtverwaltung Wien, Thomas Tursics von Code for Germany und Helena Wittlich, Redakteurin des Tagesspiegel Innovation Labs, lag der Fokus der Debatte klar auf der Nutzung von offenen Daten bei den gegenwärtigen und bewältigten Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte.

Im weiteren Verlauf der Diskussion stellte sich schnell heraus, dass es zu Beginn der Corona-Pandemie einen Mangel an offenen Datensätzen aus dem Gesundheitsbereich, wie z.B. die Covid-19 Infektionszahlen, auf dem „Open Data Portal“ gab.

Linus Grabenhenrich  vom RKI betonte in der Diskussion, dass vor der Corona Pandemie die Öffnung der Daten aus dem Gesundheitsbereich aufgrund der personenbezogenen Daten als immer kritisch angesehen wurde, aber während der Corona Pandemie das Interesse und das Bewusstsein für die Bereitstellung der Echtzeitdaten zu den Covid 19-Infektionszahlen sowohl in den Medien als auch in der Gesellschaft stark angestiegen ist. 

Waren vor der Corona Pandemie die Fachwörter wie „Inzidenz“ und statistische Erhebungen durch das RKI bis dato nur Expert*innen zugänglich und bekannt, wurden die statistischen Zahlen und Visualisierungen der Inzidenzzahlen oder Intensivbetten-Belegungen täglich sowohl von den interessierten Bürger*innen als auch von den Medien direkt von dem RKI-Dashboard abgerufen.

In den folgenden Redebeiträgen von Thomas Tursics, Code for Germany, kristallisierte sich heraus, dass die Bevölkerung während der Corona Pandemie neben den Infektionszahlen auch nach den Daten zu der Lage und den Öffnungszeiten der Teststationen gesucht haben. Die Community musste in der Pandemie selber Daten sammeln, diese veröffentlichen und als Karten öffentlich bereitstellen, um der Gesellschaft während der Pandemie zu helfen.

Die Panel-Diskussion fand ihren Abschluss in dem Ausblick auf eine weiterhin wachsende positive Wahrnehmung von Open Data und dem Wunsch nach mehr Metadaten zu den Datensätzen, um diese auf den Portalen besser aufzufinden und durch Visualisierungen verständlicher darzustellen.

Das Berliner Open-Data-Ökosystem und seine Leuchtturmprojekte

Nach einem Einblick in laufende Datenportalprojekte wie z.B. die Mobilitätsplattform oder die neue Sozialdatenplattform aus der Berliner Verwaltung konnten die Zuhörer*innen sich ein Bild machen, welche Projekte basierend auf offenen Daten der Berliner Verwaltung in den „Hackdays“ der „Open Data Strategie“ entstanden sind.

Den Anfang machte Dr. Sandra Maeding, Programmleiterin Digitalisierung vom Stromnetz Berlin, zum „EnergyHackday“, bei dem mit Daten die Herausforderungen der Energiewende der Hauptstadt bewältigt werden sollen. Grundlage aller Anstrengungen die Energiewende in der Stadt voranzutreiben, seien offene Daten zum Verbrauch und zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, wie Solar- oder Windenergie. Nur auf Basis von offenen Daten aus dem „Energieatlas Berlin“ könnte die Stadtgesellschaft die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und die Höhe des Stromverbrauchs in den jeweiligen Zeiträumen intelligent steuern.

Siling Chen, Doktorandin an der TU Berlin und vom Einstein Center Digital Future, informierte die Zuhörer*innen, wie im Rahmen des „WaterHackathons“ unter Nutzung offener Daten nachhaltige Wassersysteme geschaffen werden können. Es sei im Zuge des Klimawandels mit steigenden Dürrezeiten und Starkregen von erheblicher Bedeutung, die Bewässerung der Bäume mit offenen Daten wie z.B. aus der Anwendung „Gieß den Kiez“ besser zu koordinieren.

Wie Umweltdaten aus dem „FIS-Broker“, eine der beliebtesten Datenquellen auf dem „Open-Data-Portal Berlin“, zugänglich gemacht werden, verriet dem Plenum Manuel Döllefeld von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen (SenStadtWohn). Hierbei ging er am Beispiel des neuen „Umweltatlas auf Hilfestellungen für Nutzer*innen ein, sich im Dickicht bereitgestellter Geodaten mit Interpretationshilfen zurechtzufinden.

Zum Abschluss des 10. „Berlin Open Data Days“ richtete Sebastian Askar das Schlusswort an die Teilnehmenden. Es enthielt die Aufforderung zur Teilnahme an einer Umfrage der ODIS für die Berliner Verwaltung: Welche Themen und Unterstützungen benötigen die Verwaltungsbeschäftigten im Rahmen der Umsetzung der „Open Data Verordnung“ des Landes Berlin?

 

Falls Sie den diesjährigen „BODDy“ 2021 verpasst haben, können Sie die Veranstaltung hier in voller Länge nachschauen.

Das war der „BODDy“ 2021 in Bildern.

Hier finden Sie die Präsentationen des „BODDy“ 2021 zum Download:

 

Kontakt

Betül Özdemir

IKT-Wirtschaft, Open Data und Deep Tech Berlin

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