Gegen den Filmriss: Berliner Kinos trotzen der Coronakrise

Kategorie: Film/Rundfunk

© Denise Jans / Unsplash

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UPDATE (12. Mai 2020)

Vor einigen Wochen konnte man sich noch in sein Lieblingskino setzen und Filme auf der großen Leinwand genießen – doch das hat sich seit dem 14. März vorübergehend geändert. Mindestens noch bis zum 5. Juni 2020 haben alle Filmtheater landesweit im Zuge der aktuellen SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung geschlossen. Mit den Programmen der Soforthilfe IV und Soforthilfe V hat der Senat die existenzbedrohende Situation unter anderem von kleinen und mittleren regionalen Programmkinos in den Blick genommen und unterschiedliche Zuschüsse ermöglicht.

Als regionale Anlaufstelle für die Film- und Medienwirtschaft setzt sich das Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) ebenfalls für die Programmkinos in der Region ein, indem es ein schnelles Nothilfeprogramm aufgesetzt hat. Als Sofortmaßnahme wurden, wie es in einer aktuellen Pressemitteilung heißt, in diesem Jahr die Kinoprogrammpreisprämien auf 1,5 Millionen Euro erhöht und damit im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Zusätzlich erhält jedes der 61 Kinos, die sich auf die MBB-Kinoprogrammpreise 2020 beworben haben, 10.000 Euro als direkte Unterstützung, die nicht zurückgezahlt werden muss. 

Die Filmförderungsanstalt (FFA) hat ebenfalls schnell auf diese Situation reagiert und bietet in Zeiten der Krise besondere Hilfe für die Filmwirtschaft an. Zusammen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsministerin Monika Grütters, und den Länderförderern haben sie ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen, welches gemeinsam getragen wird.

In dem Hilfspaket werden auch unbürokratische Hilfen für die Kinobetreiber*innen bereitgestellt. So hat das FFA-Präsidium zur Abschwächung der akuten Notlage unter anderem die Stundungen der Darlehensforderungen und offenen Abgabezahlungen ab Stichtag 1. März 2020 für die Kinos beschlossen, Mahnverfahren werden vorläufig nicht weiterverfolgt.

Doch auch die Branche weiß sich zu helfen 

Weil Krisenzeiten am besten mit Zusammenhalt überwunden werden, haben sich 33 Berliner Programmkinos zusammengeschlossen und eine Unterstützungskampagne mit dem Namen „Fortsetzung: folgt“ auf der Crowdfunding-Plattform Startnext initiiert. Die Spenden werden unter den teilnehmenden Programmkinos aufgeteilt, um sich über Wasser zu halten.

Mit einem weiteren Projekt wollen die Berliner Arthousekinos auf ihre prekäre Situation und die "Fortsetzung Folgt"-Kampagne aufmerksam machen: Das Berliner Fassadenkino WINDOWFLICKS soll den Berlinern "das Zuhausebleiben während der Corona-Krise versüßen" und zeigt eine Reihe von Filmen auf einer freistehenden Hauswand. Haus- und Hofgemeinschaften, die aus mindestens 20 Mietparteien bestehen und Blick auf eine ausreichend große Hauswand haben, können sich unter Angabe ihres Filmwunsches für ein Screening bewerben. WINDOWFLICKS startete mit Wim Wenders' Klassiker "Der Himmel über Berlin" und plant bereits mit Vorführungen von etwa "Shaun das Schaf", "The Artist", "Loving Vincent" und "Cleo", für die die Verleiher kostenlos Kopien zur Verfügung stellen.

Für die jenigen, die einen Film weder vom Balkon, dem Fenster noch vom Sofa aus anschauen möchten, möchte die Berliner Künstlergruppe „Dixons“ ein Relikt der Vergangenheit reaktivieren – das Autokino. Laut der aktuellen Verordnung sind diese unter bestimmten Hygienevorgaben wieder erlaubt und daher soll ab Juni neben dem Neuköllner Estrelle Hotel „The (P)arkplatz“ entstehen und Filmabende bieten. Kein Einzelfall: Seit Anfang März hat die Bundesnetzagentur rund 43 entsprechende Frequenzen für Autokinos in ganz Deutschland zugeteilt.

Kreative Initiativen wie #hilfdeinemkino setzen sich speziell für die Zukunft der bestehenden Kinos ein. Hier ist es möglich Kinos zu unterstützen, indem man sich Werbespots anschaut, die normalerweise im Kino laufen würden, oder einfach durch eine direkte Spende. Viele Kinohäuser werben online um finanzielle Hilfe, wie etwa der Kauf von Gutscheinen, die nach der Krise einlösbar sind. Einige Berliner Kinobetreiber setzen hingegen auch auf das Kinoerlebnis Zuhause: Damit Filmliebhaber in dieser herausfordernden Zeit nicht im Stich gelassen werden und auf gute Filme verzichten müssen, hat sich die Berliner Yorck-Gruppe mit dem Streamingportal MUBI zusammengetan und bietet ab sofort für ihre Jahresabonnenten für die nächsten drei Monate eine wechselnde Auswahl an Arthouse-Filmen per Stream an. Eine ähnliche Idee hatte das Kino Arsenal bereits vor einem halben Jahr: Das Kino-Urgestein am Potsdamer Platz bot ihren Mitgliedern ein kuratiertes Streaming-Angebot, welches aufgrund der aktuellen Umstände jedoch nun für alle offen steht.

Weitere branchenspezifische Informations-, Unterstützungs- und Förderangebote für die Film- und Rundfunkwirtschaft finden Sie hier.

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