Malte Klussmann von Cringle

Kategorie: Zukunftsköpfe

© Cringle GmbH

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Mittagspause und man hat mal wieder kein Geld dabei, aber Hemmungen etwas bei Freunden oder Kollegen zu borgen? Die App Cringle hilft weiter: Mit einem Click kann man die Schulden umgehend begleichen. Mitgründer Malte Klussmann spricht darüber, wie sich traditionelle Bankhäuser und Fintech-Startups in den vergangenen Jahren angenähert haben und wieso er hofft, dass Berlin seine Stellung als attraktiver „Digital Banking“-Standort stärken kann.

Guten Tag Herr Klussmann, 22 Zeichen ist die IBAN-Nummer in Deutschland lang. Lästig ist die Eingabe gerade bei Überweisungen kleinerer Beträge. Ein Problem, das Sie mit Ihrer App Cringle lösen: Nutzer können mit Cringle recht einfach Geld an die eigenen Kontakte senden. Hört sich zunächst praktisch an. Aber wie sicher ist Ihr Verfahren und wie finanzieren Sie Ihren Service?

Für über 90 Prozent der Nutzer von digitalen Zahlungsmethoden stellt die Sicherheit das wichtigste Kriterium für die Nutzung dar. Daher steht das Thema Sicherheit bei uns weit oben auf der Prioritätenliste. Nicht nur, weil wir unsere Cringle-App für unsere Nutzer sicher machen wollen, sondern auch für unsere Bankpartner. Cringle baut auf solche Partnerschaften mit Banken. Daher verwenden wir dieselben Sicherheitsstandards, die auch Banken benutzen. Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung sind zwei wichtige Beispiele für unsere Sicherheitsmechanismen.

Inzwischen sollen bereits über 50.000 Menschen in Deutschland Cringle auf ihrem Smartphone nutzen und bereits 1,5 Million Euro mithilfe der App transferiert haben. Was sind denn typische Situationen, in denen Cringle zum Einsatz kommt?

Die meisten unserer Nutzer verwenden Cringle beim Essen mit Freunden und Bekannten, zum Beispiel beim Mittagessen mit den Kollegen. Darüber hinaus wird Cringle häufig bei Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel beim Kinobesuch, eingesetzt oder für Transportausgaben, etwa für Taxi und Carsharing. Ein Freund kauft die Kinotickets online oder bezahlt die Kosten vom Carsharing und die anderen “cringeln” ihren Teil einfach.

Dies geht aber sicherlich nur, wenn die Freunde Cringle ebenfalls auf ihrem Smartphone installiert haben?

Nein. Mit Cringle ist es sehr wohl möglich Geld an Freunde zu senden, die noch nicht die App installiert haben. Es lässt sich Geld an jede Handynummer senden. Der Empfänger erhält hierbei eine SMS mit einem Link zu einer verschlüsselten Webseite. Hier kann einmalig das gewünschte Emfängerkonto eingegeben werden, auf das das Geld gebucht werden soll. Die Offenheit unseres Systems ist für uns ein ausschlaggebendes Erfolgskriterium. Immerhin unterliegen Bargeld und Überweisung auch keinen Restriktionen.

Ein Kritikpunkt ist ein Limit von 100 Euro monatlich. Woran liegt das und ändert sich das in absehbarer Zeit?

Das Limit von 100 Euro richtet sich nach den Vorschriften des Geldwäschegesetzes und ist daher leider unabdingbar. Für Kunden unserer Partnerbanken, wie zum Beispiel der DKB, kann das Limit allerdings angehoben werden. DKB-Kunden verfügen beispielsweise über ein monatliches Limit von 250 Euro. Je mehr Partnerbanken mit Cringle zusammenarbeiten, desto attraktiver wird Cringle auch für deren Kunden.

Die deutsche Fintech-Szene wurde erst belächelt, dann gehyped. Zur Zeit erlebt sie eine spannende Phase: Ihr Konkurrent Cookies hat erst kürzlich Insolvenz angemeldet. Sie selber haben dagegen 800.000 Euro über Companisto eingesammelt, bei einer Unternehmensbewertung von 4,1 Millionen Euro. Zudem wurden Sie vergangenes Jahr mit dem Kunden-Innovationspreis ausgezeichnet. In diesem Jahr wurden Sie sogar als eines der besten deutschen Fintech-Startups und als ein exzellenter Paymentdienstleister gekürt. Wie gut ist die deutsche Fintech-Szene aufgestellt und wie aktiv sind Fintechs in Berlin auch im Vergleich mit Startups in anderen Standorten wie Frankfurt oder London?

Wir sind wirklich sehr glücklich mit dem großen Erfolg unserer Companisto-Kampagne. Nicht nur über die investierten 800.000 Euro, sondern vor allem auch die große Anzahl an privaten Investoren. Dies zeigt, dass wir mit Cringle ein Alltagsproblem lösen, mit dem sich Nutzer aus ganz unterschiedlichen Kerngruppen identifizieren können. London hat sich über die Jahre sicher als einer der führenden Standorte für Fintech entwickelt. Allerdings stehen wir nun mit dem Brexit an einem interessanten Scheideweg, bei dem wir uns neu aufstellen und stärker positionieren können. Berlin bietet hierfür aus meiner Sicht eine sehr gute Ausgangslage. Es findet bereits ein reger Austausch zwischen Startups und institutionellen Einrichtungen statt, um Berlins Stellung als attraktiver „Digital Banking“-Standort zu stärken. Es macht Spaß, Teil dieser entstandenen Dynamik zu sein!

Anfangs wurden Sie nicht nur durch Business Angels, sondern auch durch das EXIST-Stipendium und durch die IBB finanziert. Wie waren Ihre Erfahrungen mit den öffentlichen Förderinstrumenten?

Die öffentlichen Fördermittel waren für uns ein elementarer Bestandteil unserer Unternehmensentwicklung. Dank EXIST konnten wir uns in der frühen Anfangsphase von Cringle darauf konzentrieren, den Markt zu sondieren und die ersten Entwicklungen durchzuführen. Die IBB bietet darüber hinaus ein breites und äußerst attraktives Spektrum an Förderprogrammen, die Start ups finanziell sehr stark unterstützen. Für mich sind ProFit und der Innovationsassistent zwei Fördermöglichkeiten, die jungen Unternehmen enormen Mehrwert bringen.

Ein Wort noch zu den bereits angesprochenen etablierten Finanzdienstleistern: Sie selber arbeiten nicht nur mit der DKB, sondern auch mit der solarisBank zusammen. Täuscht der Eindruck oder wandelt sich das Verhältnis von Startups und traditionellen Bankhäusern von anfänglicher Konkurrenz hin zu mehr Kooperation?

Absolut können wir einen Wandel in der Art und Weise feststellen, wie Start ups und Banken miteinander agieren. Als wir 2014 unsere Partnerschaft mit der DKB gestartet haben, war das noch ein komplett anderes Mind-Set. Fintechs wurden eher als lästige Wettbewerber gesehen, die ignoriert oder kleingemacht wurden. Wir konnten damals aufzeigen, dass eine Partnerschaft viel Potential birgt und der Zufriedenheit des Endkunden mit diesem Weg am besten genüge getan werden kann. Inzwischen ist dieser kooperative Ansatz beim Großteil der Banken und Start ups etabliert und es wird gemeinsam geschaut, wie die Probleme des Endkunden gelöst werden können.

Sie haben neben der Partnerschaft mit der solarisBank auch einen Media-for-Equity-Deal mit Axel Springer abgeschlossen. Die Zeichen im Hause Cringle stehen auf Expansion. Was dürfen wir denn in den kommenden Monaten von Ihnen erwarten?

Mit der solarisBank als Partner bereiten wir derzeit unsere Internationalisierung vor. In den kommenden Wochen werden wir mit Österreich ein weiteres Land erschließen und Cringle für Kunden mit österreichischem Bankkonto öffnen. Danach werden wir sukzessive weitere Länder des SEPA-Raums erschließen. Darüber hinaus arbeiten wir an attraktiven Partnerschaften mit weiteren renommierten Banken.

Herr Klussmann, können Sie bitte zu guter Letzt noch folgenden Satz vervollständigen: Berlin ist...

... meine Heimatstadt und ich könnte mir keinen besseren Ort zum Leben und Arbeiten vorstellen.

Kontakt

Tanja Mühlhans

Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft

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