Medien.barometer 20/21 - wie Corona die Medienwirtschaft bewegt hat

Kategorie: Digitalwirtschaft

©️ Nicole Koppe

©️ Nicole Koppe

Das Jahr 2020 ging nicht spurlos an der Berliner Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft vorüber. Ob Privatpersonen, Unternehmen, Gewerke oder ganze Sektoren – die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung hatten im vergangenen Jahr unterschiedlichste Auswirkungen auf die kultur- und kreativwirtschaftlichen Absatz- und Produktionsmärkte und diese halten bis heute an. Doch welche genau und in welchem Umfang? Das beschreibt das kürzlich veröffentlichte medien.barometer 2020/21 – ein Gemeinschaftsprojekt vom media:net berlinbrandenburg, dem Medienboard Berlin-Brandenburg sowie der Investitionsbank Berlin. Im Rahmen des Barometers wurden im vergangenen Herbst Berliner Medien-, Kreativ- und Digital-Unternehmen zu ihrer Situation befragt. Jeannine Koch, Vorstandsvorsitzende media:net berlinbrandenburg, und Helge Jürgens, Geschäftsführer Medienboard Berlin-Brandenburg, präsentierten die Ergebnisse der über 200 ausgewerteten Fragebögen am 2. Februar 2021.

Weniger Zufriedenheit mit dem Geschäftsverlauf

Wie zu erwarten, war das vergangene Jahr ein schwieriges Jahr. Die sonst so pulsierende Hauptstadt musste ihre kulturellen Angebote nahezu komplett herunterfahren. „Die kreativen Branchen sind sehr hart von der Corona-Krise getroffen. In Berlin ist das besonders brutal zu spüren. Keine Stadt in Deutschland hat eine vielfältigere Kunst- und Kulturszene. In normalen Zeiten macht das den Charme Berlins aus. Jetzt müssen viele Kreative um ihre selbständigen Existenzen bangen“, so Prof. Dr. Jens Große, Direktor Campus Berlin, hochschule macromedia. So stagnierte oder sank gar das Unternehmenswachstum bei vielen, ebenso wie der Geschäftsklimaindex, der Index der Erwartungen und Stimmungen von Unternehmer*innen im Hinblick auf die künftige Entwicklung beschreibt. Die Zufriedenheit der Befragten mit dem Geschäftsverlauf sank auf insgesamt 61 Prozent. Dieser Wert lag vor dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bei 79 Prozent – eine deutliche, aber in Anbetracht der Schwere und Dauer des Lockdowns, vergleichsweise moderate Stimmungsveränderung. Die Bewertung des Geschäftsklimas mit 103 Punkten spiegelt den niedrigsten Umfragewert, seit 2013 wider, liegt jedoch noch oberhalb des von den IHKs Berlin und Brandenburg angegebenem Wert der Gesamtwirtschaft in der Region (95 Punkte).

Unterstützung durch Hilfsprogramme

Im Fokus der zwischen August und Oktober 2020 durchgeführten Umfrage stand auch die Inanspruchnahme von staatlichen Unterstützungsprogrammen und die Zufriedenheit der Unternehmen mit den Abläufen. Die von Bund und Ländern angebotenen Unterstützungsprogramme wurden im Rahmen der Covid-19-Pandemie von 57 Prozent der Unternehmen in Anspruch genommen. Mit dem Prozess der Beantragung bis hin zu den allgemeinen Abläufen war der Großteil (88 Prozent) zufrieden. Das es für eine künftig positivere und wirtschaftlichere Unternehmensaktivität weiterer Hilfen bedarf, darüber sind sich viele der Befragten einig. So gaben 43 Prozent an, auf eine Investitionsförderung im kommenden Jahr angewiesen zu sein. 41 Prozent der befragten Unternehmen führten an Unterstützung durch steuerliche Anreize zu benötigen, um die Folgen der Corona-Pandemie meistern zu können. Weitere 39 Prozent hoffen auf den Ausbau bereits bestehender Förderungsmaßnahmen. 75 Prozent der Unternehmen der Musikbranche gaben an, Liquiditätshilfen zu benötigen.

Herausforderung und Anpassung interner Unternehmensstrukturen

53 Prozent der Unternehmen nutzten die Zeit, um eine Umstrukturierung und die Optimierung firmeninterner Prozesse und Abläufe während der Krisensituation hervorzubringen. Wichtige Themen wie Digitalisierung und eine flexible Gestaltung des Arbeitsplatzes, die als Herausforderung betrachtet wurden, haben einen deutlichen Bedeutungszuwachs erlebt. So gaben 62 Prozent der befragten Unternehmen an, aufgrund der Krisensituation Digitalisierungsmaßnahmen umgesetzt zu haben. Auch wenn diese positive Entwicklung unter dem Aspekt der andauernden Pandemie anfangs notgedrungen stattgefunden hat, so sind sich viele Arbeitgeber*innen (75 Prozent) einig, diese als Chancen zu nutzen und langfristig und nachhaltig in das Arbeitsleben integrieren zu wollen. Dass das dezentrale Arbeiten nicht nur eine unbeliebte Alternative ist, zeigen die 67 Prozent, die mobiles Arbeiten bzw. Home-Office als produktiv und teils auch als produktiver auslegen. Claudia Lehmann, CEO & Founder von maz&movie, äußert sich optimistisch: „Unsere Geschäftsfelder innerhalb so kurzer Zeit zu modifizieren, war eine enorme Kraftanstrengung, die sich auf alle Fälle gelohnt hat: Unsere neuen digitalen Produkte werden auch nach der Coronazeit Bestand haben, weil sie Kosten sparen, unnötige Reisetätigkeiten reduzieren und nachhaltiger wirken.“

Ein Ausblick auf 2021

Doch mit all den schwierigen Herausforderungen, die das Corona-Virus für die Wirtschaft und die einzelnen Unternehmen hervorgebracht hat, half es einigen Unternehmen auch Maßnahmen zu entwickeln, um eine künftig positive wirtschaftliche Entwicklungen zu erzielen. So betonten 59 Prozent der befragten Unternehmen die Wichtigkeit der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Vor allem kleinere Unternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitern planen ihren Fokus darauf zu legen. Knapp 53 Prozent, zum Großteil größere Unternehmen, halten eine weitere Optimierung betriebsinterner Strukturen und Workflows für eine strategische Maßnahme, um die Krise zu überstehen. Zwei weitere Aspekte betrachtet fast die Hälfte der Befragten ebenfalls als strategische Maßnahmen: den Ausbau des dezentralen Arbeitens sowie die Reduzierung allgemeiner Fixkosten.

Für das kommende Jahr schöpfen viele der Unternehmen im Allgemeinen neue Hoffnung und glauben an eine positive Entwicklung im Bereich des Umsatzes: 36 Prozent gehen davon aus, dass die Umsatzentwicklung in den kommenden 12 Monaten steigen bis stark steigen wird.

Abschließend sollten die Unternehmen selbst einschätzen, welche Branchen und Geschäftsfelder sich in den nächsten 12 Monaten positiv entwickeln werden. Das größte Potenzial sehen die Befragten demnach in der Software/Gamesbranche, der Telekommunikation/IT und der Filmwirtschaft.

Das diese Zahlen mehr als nur den aktuellen Status Quo der Unternehmen der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft wiedergeben, sondern darüber hinaus aufzeigen, wo es weiteren Handlungsbedarf gibt und welche Strategien dabei helfen könnten, davon ist Jeannine Koch überzeugt. Die neue Vorstandsvorsitzende des media:net sprach ihren Mitgliedern Mut zu: „Das medien.barometer dient als fundierte Grundlage dazu Chancen zu entdecken, um die Zukunft mutig und kreativ zu gestalten. Gemeinsam schaffen wir das!“

In der, im Rahmen der Präsentation des medien.barometers veranstalteten, Video-Paneldiskussion sprachen Leila Hamid, Vorstandsvorsitzende X Verleih AG, Timo Ullmann, Managing Director YAGER Development GmbH und Madeleine Wolf,Geschäftsführerin visionYOU GmbH über ihre persönlichen Erfahrungen während der Corona-Pandemie, mögliche Chancen und weiteren Herausforderungen innerhalb ihrer Unternehmen und der Medien-, Kreativ- und Digitalbranchen. Den gesamten Livestream gibt es hier zum Nachschauen. 

Auch Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie zog seine Jahresbilanz aus 2020 und ist, trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie, im Blick auf die Entwicklung der Berliner Wirtschaft positiv gestimmt. Dabei betont Berlin Partner auch, dass Berlin sowohl im In- als auch Ausland weiterhin als einer der beliebtesten Investitions-, Gründungs- und Talentstandorte angesehen wird. Nicht zuletzt liegt das vor allem an der wachsenden Strahlkraft der Hauptstadt, als Antreiber zahlreicher technologischer und wissenschaftlicher Innovationen. So fanden auch im Ausnahmejahr viele Unternehmen in Berlin ihren neuen Standort, Startups konnten weiterhin erfolgreich gefördert und die Hauptstadtregion wuchs weiter an. Weitere Informationen dazu gibt es hier.  

Über das medien.barometer

Seit 2004 führt media:net eine Befragung unter den Medien- und Kreativunternehmer*innen in Berlin-Brandenburg durch, um Trends und Dynamiken innerhalb der Medienwirtschaft aufzuzeigen. Das medien.barometer dient der repräsentativen Erfassung der Stimmungs- und Entwicklungslage innerhalb der Branchen: Film, TV, Radio, Musik, Games, Verlage, IKT der Hauptstadtregion zu jährlich wechselnden Themenschwerpunkten.

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