Vor einem Jahr ging KORG Berlin an den Start, ein Lab, das sich auf die Entwicklung neuer Musikinstrumente spezialisiert. Geleitet wird das Entwicklungsstudio gemeinsam von Tatsuya Takahashi und Maximilian Rest.
Tatsuya Takahashi hat sich bei KORG unter anderem mit der Entwicklung der monotron-Serie, monotribe, der volca-Serie, minilogue und monologue einen Namen gemacht. Vor einigen Jahren verließ er die KORG-Zentrale in Tokyo und ließ sich in Deutschland nieder.
Maximilian Rest gründete die Erfindungsbüro GmbH, kurz E-RM, und war dort maßgeblich an der Entwicklung des MIDI-Synchronizers multiclock und des Oszillatormoduls polygogo beteiligt. Zusammen will das Duo die Musikwelt mit neuen Ideen und innovativer Hardware inspirieren.
Fokus auf nachhaltigen und beständigen Instrumenten
Neben Standorten in Japan, Italien, Kalifornien und Großbritannien, wird sich KORG Berlin in erster Linie mit dem Entwickeln, Testen und Erforschen von neuen Musikinstrumenten beschäftigen. Das Berliner Studio setzt sich dabei vor allem mit den Herausforderungen der Zukunft auseinander und erweitert so das Ideennetzwerk der KORG Gruppe auf internationaler Ebene.
„Wir legen unseren Fokus auf nachhaltige, beständige und wertige Instrumente”, so Maximilian Rest: „Wir entwickeln ebenfalls elektronische Hardware, haben jedoch auch die Möglichkeit, ganz neue Techniken, Materialien und Konzepte in Ruhe auszuprobieren, bevor wir etwas der Öffentlichkeit vorstellen.“
Zum Tüfteln zurückgezogen
Die Herausforderungen der kommenden Jahre lägen darin, Instrumente herzustellen, die so in der Industrie bisher noch keinen Einzug gehalten haben, so Rest weiter. KORG Berlin hat ein Studio in Kreuzberg ausgebaut, in einem Gebäude des Traditionsunternehmens ANDUS Electronic. Die ersten Monate waren geprägt durch grundlegende organisatorische Aufgaben - Anmietung der Räumlichkeiten, Aufbau der Firma, Zusammenstellung des Teams. „Die Suche nach geeigneten Büroflächen war nicht einfach, da wir nicht bereit waren, das unregulierte Spiel der immer weiter rasant steigenden Mieten mitzuspielen. Jetzt können wir seit einem knappen halben Jahr das machen, was wir am liebsten tun: Dinge ausprobieren und Instrumente bauen.“
„Feste Partnerinnen und Partner für unsere kreativen Projekte haben wir nicht, bedingt durch die Situation mit COVID19 haben wir fast alle Kollaborationspläne erstmal auf Eis gelegt und müssen leider auf die vielen geplanten Partnerschaften mit Künstlerinnen und Künstlern aktuell verzichten“, sagt Maximilian Rest.
Berlin muss für Musiker*innen und Künstler*innen attraktiv bleiben
Durch den momentanen Lockdown kommen natürlich auch viele Probleme zu Tage – die Clubs sind seit über einem Jahr geschlossen, die Musikbranche- und Kulturbranche liegt am Boden: „Das Image von Berlin bei Startups und Unternehmen basiert auf einem Kredit, den die Club- und Musikszene in den 20 Jahren nach dem Mauerfall der Stadt gegeben hat“, sagt Maximilian Rest. „Bereits der angespannte Wohnungs- und Gewerbeflächenmarkt sorgte dafür, dass sich nicht mehr so viele Musikerinnen und Musiker in der Stadt ansiedeln können, da sie sich schlichtweg die Mieten nicht mehr leisten können“, so Rest.
Auch verschwänden immer mehr Clubs und Proberäume – all diese Probleme träten durch die Pandemie noch einmal genauer in den Fokus: „Hier ist die Politik gefragt. Denn, ob wir in fünf Jahren noch die Subkultur haben, die Berlin einmal ausgemacht hat, ist momentan eher fraglich.“
Doch wenn es gelingt, diese Strukturen dauerhaft zu unterstützen und Räume - auch nicht kommerzieller Natur - dauerhaft offen zu halten, so macht es in Zukunft weiterhin Sinn für Unternehmen aus dem Musikbereich, sich in der Stadt anzusiedeln. „Die Musik lebt von den Menschen, die sie machen und denen, die sie genießen, vom Erleben, Feiern, Tanzen. Musik wird groß in der Gemeinschaft. Berlin ist deshalb so inspirierend für die Musikindustrie, weil all dies hier lange stattfinden konnte. Bewahren wir es also!“
ERROR Music – Schülerinnen erforschen elektronische Musik
KORG Berlin und KORG's offizieller Distributor in Deutschland, KORG & MORE engagiert sich auch für den Nachwuchs: Das Projekt "ERROR Music – don’t delete!" richtet sich an junge Schülerinnen der 7. und 8. Klasse und vermittelt einen selbstbewussten Umgang mit experimenteller elektronischer Musik und Technologien sowie Grundlagen des Sounddesigns. Umgesetzt wird das Projekt von der Berliner Künstlerin Josa Peit und wird vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung gefördert. Innerhalb der Workshops erforschen die Mädchen die Beziehung zwischen Klang, Technologie, Fehlerkultur und ihren Sinnen: „Die jungen Tüftlerinnen sollen sich im Umgang mit Tech, Coding, Sounddesign und Performance ausprobieren“, so Peit, die durch KORG & MORE eine finanzielle Unterstützung der Workshops erhalten konnte. „Es ist schade, dass bei den Bewerbungen auf technische Positionen die von Frauen nach wie vor im einstelligen Prozentbereich liegen.”, so Rest, “Und das "ERROR-Projekt" trägt einen Teil dazu bei, dass sich das endlich ändert.’’
Lockdown-Kochbuch veröffentlicht
Das KORG Berlin Team hat den ersten hat den Lockdown auch dazu genutzt, um ein Kochbuch herauszubringen – "The Pyjama Cookbook". Während Anfang vergangenen Jahres alle Bewerbungen durchgeschaut und die Baustelle nicht mehr betreut werden musste, fiel den Entwicklern die Decke auf den Kopf: „Wir haben uns gefragt – was können wir tun, um uns auch weiterhin mit unseren Freundinnen und Freunden aus der Musikbranche auszutauschen? Geboren war unsere Idee "The Pyjama Cookbook", mit dem wir einen Beitrag dazu leisten wollen, dass es sich alle wenigstens zuhause lecker und gemütlich machen können. Tatsuya und ich kochen für unser Leben gern und lieben das Ritual, gemeinsam mit Freunden zu essen. Unser Studio hier ist mit einem großen Tisch und einer feinen Küche auf ausschweifende Essen ausgelegt, und so wollen wir auch gerne unsere Kollaborationen begleiten.”
Das "The Pyjama Cookbook" – mit Rezepten von Entwickler*innen und Musiker*innen aus dem KORG Berlin Umfeld, kann kostenlos unter www.korg.berlin heruntergeladen werden.