Thilo Veil von Töchter & Söhne über Berliner Pflege-Netzwerke

Kategorie: Zukunftsköpfe

Thilo Veil gründete 2012 die Töchter & Söhne Gesellschaft für digitale Helfer mbH: ein Startup, das Helfern helfen möchte. Im Gespräch mit Projekt Zukunft erläutert er, was viele Menschen hemmt, sich um Pflegebedürftige zu kümmern, und wie Online-Tools dieses Dilemma lösen.

Guten Tag Herr Veil, Ihr Startup Töchter & Söhne bietet Online-Kurse für Menschen an, die Pflegebedürftigen helfen möchten. Wie groß ist die Unsicherheit, etwas falsch zu machen bei potenziellen Helfern?

Es gibt zwar eine sehr hohe Eigenmotivation, aber geringes Wissen: Deutschlands größter Pflegedienst – dazu zählen acht bis zehn Millionen Angehörige und Ehrenamtliche – besteht zum großen Teil aus Laien, die mit komplexen und häufig ändernden Regelungen konfrontiert sind. Da kann natürlich Unsicherheit entstehen und genau da versuchen wir anzusetzen und mit unseren eLearnings und digitalen Tools zu unterstützen. 

Können Sie einige Ihrer Projekte kurz vorstellen?

Zentral ist unsere Website www.curendo.de, auf der unsere Gemeinschaft der pflegenden Angehörigen und unsere eLearnings erreichbar sind. Wir haben seit kurzer Zeit auch ein ganz neues Angebot: Auf www.demenz-spezial.de helfen wir Angehörigen von demenziell Erkrankten bei der häuslichen Pflege.

Unser größtes Kundenprojekt www.dak-pflegecoach.de betreiben wir im Auftrag der DAK-Gesundheit. Dort können Versicherte aller Kassen kostenlos erklärt bekommen, wie Pflege zu Hause funktioniert.

Zusätzlich haben wir Rahmenverträge mit Pflegekassen wie z. B. mit der hkk. Die hkk-Krankenkasse übernimmt die Kursgebühren, zum Beispiel zu unserem Online-Pflegekurs "Alzheimer & Demenz". Mit Eingabe Ihrer Kassen-Nummer ist die Teilnahme für Sie kostenlos. 

Wie sieht die Zusammenarbeit denn aus, wenn Sie mit Kranken- wie Pflegekassen und Selbsthilfeverbänden kooperieren?

Zur Zeit arbeiten wir mit zwei Modellen: 

Modell eins: Die ersten zehn Betriebskrankenkassen haben mit uns Rahmenverträge für die Schulung ihrer Versicherten auf curendo.de und demenz-spezial.de abgeschlossen. Die Versicherten können die Teilnahmegebühren an unseren eLearnings mit ihrer “Versichertenkarte bezahlen” ohne selbst in die Tasche greifen zu müssen. Wir rechnen dann, je nach Nutzung, mit der kooperierenden Pflegekasse direkt ab.

Modell zwei: Wir integrieren unsere eLearnings und digitalen Pflegeunterstützungstools auch komplett in bestehende Kommunikationskonzepte von Pflegekassen, wie zum Beispiel bei der DAK Gesundheit. Als Full-Service-Dienstleister konzipieren, erstellen und betreiben wir dann im Auftrag unserer Partner innovative Digitalangebote, die die Pflege zu Hause unterstützen und Zugang zu Entlastungsangeboten geben. 

Was ist der Vorteil solcher Online-Kurse im Vergleich zu ähnlichen Offline-Angeboten?

Obwohl Pflegekurse in Deutschland eine verpflichtende Dienstleistung der Pflegekassen sind, ist es schwierig, im passenden Moment einen Kurs in räumlicher Nähe zu finden. Ein Pflegekurs geht in der Regel über circa zwei bis vier Tage. Zeit, die neben Berufstätigkeit und Familie häufig fehlt. Pflegende benötigen jedoch Beratung und Informationen, insbesondere wenn sie ganz plötzlich in eine Pflegesituation kommen. 

Und wie kommen Sie in Berlin in Kontakt mit anderen Organisationen und Unternehmen im Pflegebereich?

Wir gehen häufig auf Veranstaltungen im Pflege-Umfeld. Da wird gerade in Berlin viel geboten. Allerdings sind wir, als komplettes Digital-Startup, dort eher Exoten. Gleichwohl werden wir an vielen Stellen mit offenen Armen und großem Interesse empfangen. So hatten wir bereits viele gute Gespräche und haben spannende Kontakte knüpfen können. 

Nun sitzen Sie selber in einem der Berliner Startup-Hubs, der Rainmaking-Loft: Wie gut funktioniert der Austausch zwischen den Startups?

Wir haben dort eine sehr nette Atmosphäre, man hilft sich gegenseitig und inspiriert sich im Gespräch. 

Herr Veil, können Sie abschließend bitte noch folgenden Satz vervollständigen: Berlin ist…

... wunderbar! 

Kontakt

Tanja Mühlhans

Leitung Kreativ- und Medienwirtschaft, Digitalwirtschaft, Projekt Zukunft

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