Verena Wiedemann

Kategorie: Film/Rundfunk

Sie war die Leiterin des ARD-Verbindungsbüros in Brüssel und ist seit Anfang Juli verantwortlich für die strategische Positionierung des Senderverbundes, die Interessenvertretung nach außen und die Öffentlichkeitsarbeit. Ihre Amtszeit dauert fünf Jahre. Die Generalsekretärin ist zugleich stellvertretende Vorsitzende der ARD-Strategiegruppe und hat ein Mitwirkungsrecht in allen Kommissionen und Arbeitsgruppen der ARD. Verena Wiedemann studierte Rechtswissenschaften in Hamburg und Berkeley. Nach der Promotion war sie beim Verlagshaus Gruner+Jahr in verschiedenen operativen Funktionen tätig. Zwölf Jahre leitete die Juristin das Verbindungsbüro der ARD zur EU in Brüssel und vertrat dort die Interessen der ARD in allen medienpolitischen Fragen. Projekt Zukunft sprach mit Verena Wiedemann über ihre neuen Aufgaben und die Zukunft des Fernsehens im Zeitalter der Digitalisierung.


Worin sehen Sie Ihre vorrangige Aufgabe zu Beginn Ihrer Amtszeit?

Zunächst wird es darauf ankommen, im Zusammenwirken mit dem ARD-Vorsitzenden und anderen Verantwortlichen in der ARD die medienpolitischen Prioritäten der ARD, um die ich mich ab Juli kümmern werde, festzulegen und mich bei der Politik und bei anderen wichtigen Entscheidungsträgern vorzustellen. Viele kennen mich natürlich schon, aber noch nicht in meiner neuen Funktion. Ich möchte deshalb über unsere Themen sprechen, aber auch zuhören, welche Anliegen und Erwartungen es in der ARD und außerhalb an mich und meine Aufgaben gibt.


Stehen Sie mit dem Umzug von Brüssel nach Berlin vor ganz neuen Aufgaben, oder wird die europäische Medienpolitik auch ein Schwerpunkt in Ihrer neuen Position sein?

In Brüssel wie in Berlin geht es darum zu vermitteln, welchen unverzichtbaren Beitrag der öffentlich-rechtliche Rundfunk für unsere Gesellschaft leistet. Es gilt, unsere Anliegen im Interesse unserer Zuschauer und Zuhörer in den medienpolitischen Auseinandersetzungen erfolgreich zu vertreten. In Brüssel habe ich mich allerdings im wesentlichen auf den Dialog mit den Entscheidern und Fachleuten im Europäischen Parlament, in der Europäischen Kommission und im Rat beschränkt, denn unsere Zuschauer und Zuhörer saßen in Deutschland. Von Berlin aus wird es mir jetzt aber auch darauf ankommen, mit Vertretern einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland zu diskutieren.

Wenn Sie eine Zukunftsprognose wagen: Vor welchen Herausforderungen stehen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in 15 Jahren? Wie wird sich die ARD im Zukunftsmarkt IPTV positionieren, und was kommt nach der Digitalisierung?

Angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen im Kommunikationssektor sind 15 Jahre eine lange Zeit, und niemand vermag heute schon vorherzusagen, wie genau sich unsere Medien in diesem Zeitraum entwickeln werden. Wichtig scheint mir allerdings zu sein, dass wir bei allen Veränderungen unserem Auftrag treu bleiben: Wir müssen ein Programm anbieten, das für die Menschen relevant ist, das ihnen einen erkennbaren Mehrwert, den sogenannten "public value", bietet, und das den demokratischen Dialog in unserem Land nachhaltig unterstützt. Wenn wir uns an diesem Auftrag ausrichten, und das ist die Verpflichtung, die uns der Gesetzgeber auferlegt, dann folgen daraus eine Reihe von Grundsätzen: Wir müssen an allen relevanten Entwicklungen in den elektronischen Medien, das heißt bei den Inhalten und der Art ihrer Aufbereitung und bei den technischen Plattformen angemessen und mit einem vielfältigen Angebot vertreten sein. Wir müssen für alle Bürger frei zugänglich bleiben, den Nutzern dürfen also keine zusätzlichen Entgelte für unsere Inhalte abverlangt werden, und wir müssen das Solidarsystem unserer Finanzierung über die Rundfunkgebühren bewahren, denn nur so können wirklich alle Bürger, unabhängig von ihrem Einkommen und ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation, von unseren Angeboten profitieren.

Wird es in Zukunft einen europäischen Sender geben ähnlich den Aufgaben der ARD?

Richtig ist, die Europäisierung schreitet weiter voran. Aber wir Deutschen haben von Europa unsere eigene Sichtweise, die sich aus unserer ganz eigenen Geschichte und Kultur ableitet. Das gleiche gilt natürlich auch für die Italiener, die Briten oder die Dänen. Und weil sich diese spezifische nationale Sicht in den Medien widerspiegeln muss, wenn sie ihre Zielgruppen erreichen wollen, werden auch die audiovisuellen Medien in erster Linie nationale Medien bleiben. Ein europäisches Programm, wie etwa Euronews, das wir ja schon seit Jahren haben, wird deshalb von den Menschen immer nur als eine Ergänzung des nationalen und regionalen Angebots wahrgenommen werden. Der Prozess der Europäisierung muss deshalb in erster Linie in unseren eigenen Programmen thematisiert werden. Die ARD wird, wie schon bisher, auch in Zukunft den Zuschauern und Zuhörern vermitteln, was auf europäischer Ebene vor sich geht, und wie die Zusammenhänge sind. Und wir wollen in unseren Programmen den Schatz, den die kulturelle Vielfalt in Europa für uns alle darstellt, erlebbar machen.

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