Von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zum sechsten Mal in Folge iniitiert, trafen sich dieses Jahr ungefähr 150 Daten-Bereitsteller*Innen aus Verwaltung, Kultur und Wissenschaft zum Austausch und Kennenlernen mit Berlins IT-Community, Startups und anderen Open Data-Begeisterten.
Nach der offiziellen Begrüßung leitete der Staatssekretär der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Christian Rickerts, mit einer Bestandsaufnahme unter dem Titel „Quo vadis Open Data?“ den ersten Programmpunkt des Berlin Open Data Days 2017 ein. Nach einer positiven Bilanz, was sich seit 2016 in der Legislaturperiode des neuen Senats im Bezug auf Open Data bereits verändert hat, unterstrich Christian Rickerts die Notwendigkeit, Open Data weiterhin aus einer Nische holen, weiterdenken und das Thema weiterwachsen lassen zu müssen. Nur auf diese Art und Weise kann das Datenmanagement im Alltag Berliner Verwaltungen für mehr Transparenz sorgen.
Den ersten Impulsvortrag des Tages hielt Marc Groß, Programmbereichsleiter des Organisations- und Informationsmanagements der kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement in Köln. In seiner Keynote zeigte Marc Groß auf, welche Chancen die Arbeit mit Daten für Kommunen bereithält. Offene Daten haben die Wirkung, die Zusammenarbeit von Kommunen effizienter und effektiver zu gestalten: Prozesse innerhalb einer Verwaltung werden durch offene Daten transparenter, kreatives Potential kann optimal genutzt werden und digitale Kompetenzen werden erhöht – vorausgesetzt das Datenmanagement unterliegt einer kommunalen Gesamtstrategie. Hierzu müssten, gemäß Marc Groß, Kommunen stärker in den Aufbau eines strukturierten Datenmanagements investieren, eine Datentransparenz herstellen und auf unterschiedlichen Ebenen Daten-Know-how aufbauen.
Die Paneldiskussion zwischen Christian Rickerts, dem Staatssekretär der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Sabine Smentek, der Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Alice Wiegand, der Projektleiterin Open Data aus Düsseldorf und Pavel Richter, dem CEO der Open Knowledge Foundation International lieferte konkreter Handlungsempfehlungen, wie Verwaltungen selbst mehr mit Daten arbeiten können. Das Fazit der Diskussion – und darin waren sich alle Experten einig – beläuft sich darauf, dass ein einheitliches Datenmanagement für Verwaltung und Kommune von größter Relevanz ist. Eine verfahrensunabhängige IT bzw. Mitarbeiter*innen für die Digitalisierung von Verwaltungen sind notwendig, um diese weiter voranzutreiben und einen verantwortungsvollen Umgang mit Open Data garantieren zu können.
Auf eine kurze Unterbrechung des Programms folgte der Impulsvortrag des Projektleiters des Verschwörhauses Ulm. Stefan Kaufmann referierte über offene Daten als „Experimentierfeld für die Welt von morgen“. In seiner Keynote betonte Stefan Kaufmann, die Notwendigkeit, verschiedenste Gruppen von Akteuren im Sinne eines Wissenstransfers zusammenführen und bereits existierende „Filterblasen“ aufbrechen zu müssen: Der Erkenntnisgewinn müsse städteübergreifend geteilt und Projekte gemeinsam verfolgt werden.
Dr. Maximilian Heimstädt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Reinhard Mohn-Instituts für Unternehmensführung an der Universität Witten-Herdecke erklärte im Rahmen seines Impulsvortrages, wie Open Data erfolgreich umgesetzt werden könne. Dr. Maximilian Heimstädt gab seine These „Offene Daten führen nicht zu transparenten Verwaltungen“ ins Plenum. Im Anschluss erklärte Heimstädt den augenscheinlichen Widerspruch „Offenheit braucht Geschlossenheit“ mit den Argumenten, dass Transparenzforderungen nicht nur Daten offen legen, sondern auch neue erschaffen. Offene Daten werden demnach erst durch eine neue Ebene, und zwar die der geschlossenen Verfahren möglich.
Daniel Kirsch, Data Scientist beim Idalab Berlin, beantwortetet in seinem Impulsvortrag „Die Intelligent Zoning Machine – Wie wir Einschulungsbereiche in Berlin optimieren“, auf welche Art und Weise die Verwaltung selbst von offenen Daten im Prozess der Einschulung von Kindern profitieren kann. Seine Kernidee beruht auf der Bewertung und Auswahl von Alternativen. Daten und deren Visualisierung können die Entscheidung nach dem Einschulungsbereich um ein Vielfaches beschleunigen. Der politische Prozess wird durch den Einsatz von Daten versachlicht, so dass die Transparenz und Akzeptanz innerhalb der Zivilgesellschaft steigt.
Benjamin Seibel, Project Lead Data Driven Innovation von der Technologiestiftung Berlin präsentierte dem Publikum einen Zwischenstand zum Status Quo, wie Open Data in den Berliner Bezirken aufbereitet werden. Problematisch dabei ist, dass unterschiedliche Anlaufstellen mit unterschiedlichen Dateien innerhalb einer Verwaltung existieren. Sein Lösungsvorschlag wäre es, zentrale Verantwortlichkeiten in jeder Behörde zu schaffen, so dass der Datenfluss auch unter den Behörden transparent wäre.
Workshops
Im Rahmen des Workshops „Medienkompetenz für Verwaltungen: Die Datenschule“ identifizierten, Helene Hahn (OKF DE), Moritz Neueffski (OKF DE) und Ulrike Tahlheim (OKLab Berlin), welche (digitalen) Kompetenzen es innerhalb der Verwaltung braucht und welche Handlungsräume es gibt, um die Nachnutzung offener Daten zu fördern.
Im Workshop „Transparente öffentliche Finanzen – Daten und Analyse“ diskutierten die Teilnehmer mit Anna Alberts und Michael Peters vom OKF DE den Status Quo der fiskalen Transparenz von offenen Daten in Deutschland und debattieren diesbezüglich über die nächsten Schritte von Verwaltung und Zivilgesellschaft.
Wie können wir offene Innovationen nutzen, um Zusammenarbeit zwischen Städten und Startups zu stärken? Wie können wir gefestigte Unternehmen dazu bringen, Ideen ins Leben zu rufen, die Städte nachhaltiger und lebenswerter machen? Die Beantwortung all dieser Fragen standen im Fokus des Workshops „Offene Innovationen für eine nachhaltige Stadt“, geleitet von Maximilian Thess (NUMA DataCity Berlin).
Thomas Tursic, Softwareentwickler bei der Deutschen Bahn und dem OK Lab Berlin behandelte im Workshops „Das ABC der offenen Daten“ Beispieldatensätze, um seine Teilnehmer für die Probleme im Umgang mit offenen Daten zu sensibilisieren. Dabei lag ein besonderes Hauptaugenmerk auf der Förderung der Kommunikation zwischen Datengebenden und Datennutzenden.
Dr. Katrin Dribbisch, die monatelang mit der Regierung von Singapur gearbeitet hat, teilte in dem Workshop „Innovation by Design: Kann Design Thinking Verwaltungen innovativer machen?“ ihre Erkenntnisse darüber, wie Regierungen auf der ganzen Welt user-zentrierte Designs wie Design Thinking nutzen, um interne Prozesse und externe Angebote zu optimieren.
Sebastian Askar von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe führte das Publikum durch die Veranstaltung.
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Foto: © Leonard Wolf
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